Bilanz der Feuerwehr:Die Helfer im Ernstfall

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Großer Auftrieb im Tölzer Kurhaus: Die Feuerwehren begingen am Mittwoch ihr Dreikönigstreffen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Im vergangenen Jahr schrillte 2000 Mal der Alarm. Bei der Dreikönigsversammlung im Tölzer Kurhaus bekommen die Brandretter viel Lob.

Von Thekla Krausseneck, Bad Tölz

Zweifellos: 2015 war ein ziemlich bewegtes Jahr für die Feuerwehren im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Der Digitalfunk wurde eingeführt, der G-7-Gipfel in Elmau verlangte den Einsatzkräften in der ersten Jahreshälfte eine Menge Zeit und Energie ab, und Ende März gingen wegen des Orkans "Niklas" an nur einem einzigen Tag quer über den Landkreis verteilt 269 Alarme ein. Kreisbrandrat Karl Murböck stellte die Zahlen am Mittwoch vor; seiner Einladung zur 21. Dreikönigsversammlung der Kreisfeuerwehren waren genügend Mitglieder gefolgt, um das Tölzer Kurhaus bis auf den letzten Platz zu füllen.

In den 58 freiwilligen Feuerwehren des Landkreises sind derzeit 3354 Mitglieder engagiert, darunter 253 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren. Verbesserungsbedarf sieht Murböck beim Frauenanteil, der zwar im vergangenen Jahr leicht gestiegen sei, aber immer noch nur bei 131 Frauen liege. Eine Kampagne regt an, dass jede Feuerwehrfrau eine weitere Frau für dieses Ehrenamt begeistern soll. So ließe sich der Anteil binnen eines Jahres verdoppeln, sagte Murböck. Eine weitere Kampagne trägt den Titel "Vorsorge betreiben - Zukunft sichern": Da immer mehr Feuerwehrleute auswärts arbeiteten, könne die Tagesalarmsicherheit immer häufiger nicht sichergestellt werden. Der demografische Wandel bewirke, dass die Mitgliederzahlen ständig sänken, sagte Murböck. Auch deshalb sollen mehr Frauen für die Feuerwehr gewonnen werden.

Wie wenig Zeit der Feuerwehr bisweilen bleibt, um auf einen Alarm zu reagieren, zeigt ein Brand im Königsdorfer Ortsteil Wiesen, der sich am 31. März in einer Zimmerei ereignet hat. Durch die starken Windböen des Orkans "Niklas" breitete sich das Feuer rasend schnell aus. Beobachter des Brands filmten diesen mit einer Kamera, die drei jeweils 60 Sekunden langen Videos zeigte Murböck den Feuerwehrleuten im Rahmen seines Jahresrückblicks: In nur drei Minuten entwickelte sich das verhältnismäßig kleine Feuer im Dachstuhl zu einem regelrechten Feuersturm im Inneren des gesamten Gebäudes. Von der Zimmerei blieb nichts übrig. Hätte der Wind zufällig in die andere Richtung geweht, wäre das Feuer wohl auch auf benachbarte Gebäude übergesprungen.

Die Feuerwehren wurden im Jahr 2015 fast 2000 Mal alarmiert: In 287 Fällen brannte es, 1068 waren Hilfeleistungsalarme, 44 Mal ging es um Sicherheitswachen, 597 waren First-Responder-Einsätze. In 160 Fällen schrillte der Alarm wegen einer Täuschung, eines Fehlers oder wegen bloßer Böswilligkeit, sagte Murböck. Wegen 19 Großbränden, 33 Mittelbränden und 102 Kleinbränden wurden die Feuerwehren im vergangenen Jahr gerufen, in 21 Fällen waren die Brände beim Eintreffen bereits gelöscht. Bei den Bränden konnten elf Personen befreit oder gerettet werden; ein Opfer starb. In 65 Fällen rückten die Feuerwehren wegen schwerer Unfälle aus, teilweise mussten die Opfer mit schwerem Gerät aus den Autos geschnitten werden: "Keine leichte Aufgabe bei immer stabiler verarbeiteten Karosserien", sagte Murböck. Für zehn Menschen gab es keine Rettung mehr.

Wenn man das Wort Ehrengäste richtig deute, so begann Landrat Josef Niedermaier seine Rede, dann müssten damit eigentlich alle Mitglieder der Feuerwehr gemeint sein. In diesen Tagen sei in den Medien oft die Rede vom Ehrenamt, doch gemeint seien meist Flüchtlingshelfer; die Feuerwehren aber seien das beste Beispiel dafür, "dass schon lange Ehrenamtliche Menschen in Not helfen", sagte der Landrat. "In zwei bis drei Worten kann man für dieses Engagement gar nicht danken." Diesem Statement schloss sich der Zweite Bürgermeister der Stadt Bad Tölz an: "Es gibt eigentlich nur eines: Danke zu sagen, immer und immer wieder", sagte Andreas Wiedemann. "Die Feuerwehren sind ein wichtiger Baustein unserer Gesellschaft."

© SZ vom 07.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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