Asklepios-Klinik in Lenggries:Alles für die Arbeitsplätze

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Die Schließung treibt die Lenggrieser um: 50 Bürger kommen zur Gemeinderatssitzung. Bürgermeister Weindl schließt neue Nutzungen nicht aus.

Von Petra Schneider, Lenggries

Der Andrang bei der Gemeinderatssitzung am Montag war enorm: Gut 50 Zuhörer drängten sich in dem kleinen Sitzungssaal. Die für Juni vorgesehene Schließung der Geriatrischen Fachklinik, der 100 Arbeitsplätze zum Opfer fallen, treibt die Leute um. Viel Neues konnte Bürgermeister Werner Weindl (CSU) am Montag freilich nicht vermelden: Man warte auf ein Nutzungskonzept der neuen Eigentümer.

Gekauft hat das Areal die Projektgesellschaft "Bergweg 21 Immo", deren Hauptinvestor die Aktiengesellschaft Action Sports ist. Für mögliche Nutzungen gibt es klare Vorgaben, die Bauamtsleiter Anton Bammer am Montag zusammenfasste: Der Bebauungsplan aus dem Jahr 1995 sieht auf dem Klinikareal ausschließlich eine Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtung vor. Möglich sei auch ein Standort zur "ambulanten Versorgung der einheimischen Bevölkerung", nicht aber "Erstbehandlung in Akut- und Unfallsituationen", sprich: ein Krankenhaus. Verkauft wurde das gesamte Areal, also Fachklinik und die Villa, in der der Betriebskindergarten untergebracht ist. Im Umgriff der Villa ist laut Bebauungsplan Wohnbebauung möglich. Für den Kindergarten liegt eine Grunddienstbarkeit vor, die nur in gegenseitigem Einvernehmen gelöscht werden kann. Ein Abriss der Villa wäre laut Weindl möglich, mehr als zwei Doppelhaushälften könnten aus Platzgründen dort aber nicht gebaut werden.

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Der neue Eigentümer kennt den Bebauungsplan: Die Suche nach einem Betreiber aus dem "Klinikbereich" laufe, hatte Geschäftsführer Christoph Hertwig erklärt. Der Kindergarten könne bleiben. Ob ein Vorkaufsrecht der Gemeinde besteht, müsse noch geprüft werden, sagt Weindl auf Nachfrage. Dazu habe man den Notarvertrag angefordert, weil die darin festgelegten Inhalte, also etwa der Kaufpreis, auch für die Gemeinde gelten würden , sollte diese von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen. Dass ein solches besteht, ist laut Weindl wahrscheinlich. Für unwahrscheinlich hält er es allerdings, dass die Gemeinde davon Gebrauch machen würden - etwa für den Fall, dass der neue Eigentümer keinen Betreiber findet.

"Wir haben viele Liegenschaften, die wir entwickeln müssen, etwa den Gasthof Post, den Alpenfestsaal oder die Isarwelle." Geld für den Kauf der Klinik sei da nicht mehr übrig. Weindl sieht die neuen Eigentümer in der Pflicht. "Die habe das gekauft, die müssen sich Gedanken machen." Die Frage eines Zuhörers am Montag, ob auch ein Sporthotel möglich sei, wollte Weindl nicht aus dem Stegreif beantworten. "Wenn langfristig Arbeitsplätze geschaffen werden, dann könnte man darüber reden". Für den Bürgermeister ist das das vorrangige Ziel. Verärgert äußerte er sich erneut über das "skrupellose Vorgehen" des Klinikkonzern Asklepios, der die Schließung des Standorts Lenggries damit begründet hatte, dass mittelfristig eine geriatrische Reha-Abteilung in Bad Tölz aufgebaut werden soll. Bisher gebe es dafür kein Konzept. "Mir ist rätselhaft, wo diese Abteilung untergebracht werden soll", sagte Weindl. Er vermutet andere Gründe: Asklepios habe die Lenggrieser Klinik, damals noch eine Neurologie, vor drei Jahren nur gekauft, um die neurologische Abteilung nach Bad Tölz verlegen zu können. In Lenggries sei stattdessen die geriatrische Reha eingerichtet worden, die nun, "nach einer Anstandsfrist", wieder verkauft wurde.

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Für Weindl "rücksichtsloses Vorgehen, bei dem 100 Arbeitsplätze verloren gehen". Die Gemeinde müsse nicht informiert werden, wenn jemand ein Grundstück verkaufe. Aber ihn ärgert, dass er erst einen Monat nach dem Verkauf von Klinikchef Joachim Ramming informiert worden sei.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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