Wassersport:Viele Stand-Up-Paddler halten sich nicht an Regeln

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Ein Paddler auf dem Starnberger See. (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Jeder kann auf ein Brett steigen und lospaddeln - doch kaum einer weiß, was er dabei beachten muss. Immer häufiger kommt es so zu Konflikten mit Motor- und Segelbooten.

Von Christian Rost, München

Schon morgens tauchen sie an warmen Tagen auf den oberbayerischen Seen auf wie biblische Erscheinungen: Menschen, die auf dem Wasser stehen. Das Stand-Up-Paddeling (SUP) ist längst zu einem Trend geworden mit dem Effekt, dass es auf den Gewässern immer voller wird.

Berufskapitäne wie die der Bayerischen Seenschifffahrt haben ihre Probleme damit, Segelschulen hingegen profitieren von dem Freizeitspaß, weil sie mit dem SUP-Verleih Geld verdienen. Und beim Bayerischen Seglerverband macht man sich Gedanken darüber, wie man die Steh-Brettl-Fahrer wenigstens mit den Grundregeln des Wassersports vertraut machen kann. Die meisten Paddler wissen nämlich nicht einmal, wer Vorfahrt auf dem Wasser hat.

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Michael Grießer, Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt GmbH mit Sitz am Königssee, kann ein Lied davon singen, wie unmöglich sich manche Wassersporter verhalten. Eigentlich haben die Kapitäne der Fahrgastschiffe auf Königs- und Tegernsee, Starnberger- und Ammersee immer Vorrang vor anderen Wasserfahrzeugen. "Außer es herrscht totale Flaute, da muss man auf die Segler acht geben, oder wenn Polizei- und Wasserrettungsboote im Einsatz sind."

Ansonsten müssen alle anderen Nutzer der Gewässer ausreichend Platz für die Fahrgastschiffe lassen, damit diese frei und sicher manövrieren können. Erst kommen also die Linienschiffe, dann die Berufsfischer, dann die Segelboote und schließlich die Ruderboote, zu denen auch die SUPs zählen. Tatsächlich halten sich viele Paddler nicht an die Regeln. Grießer kennt da brenzlige Situationen: Ein Dampfer legt ab und fährt los, und genau in diesem Moment kreuzt ein SUP seine Route. Weil der Paddler nicht schnell genug wegkommt, muss der Kapitän das Schiff so schnell wie möglich stoppen.

Dazu legt er den Rückwärtsgang ein, und die große Schiffsschraube dreht sofort in die andere Richtung. Dabei entsteht am Heck ein gefährlicher Sog zum Schiff hin. Befindet sich ein Schwimmer, ein anderer SUP oder kleines Boot in Reichweite, kann das gefährlich werden. "Es sind in der Regel Jugendliche, die sich einen Spaß daraus machen, an den Anlegestellen möglichst nah an die Fahrgastschiffe heranzukommen, um es etwa abzuklatschen. Das ist dummdreist", ärgert sich Grießer.

Ohne Lizenz geht am Bodensee nichts

Zu einem ernsthaften Unfall ist es in den vergangenen Jahren zum Glück nicht gekommen. Grießer schreibt diesen Umstand aber vor allem dem Können und der Umsicht seiner Kapitäne zu. Notfalls legen die Schiffe auch nicht an einem Steg an, wenn sich zu viele Wasserratten rund um die Anlegestelle tummeln. "Das ist dann ärgerlich für die Passagiere", weiß Grießer, "aber die Sicherheit hat Vorrang."

Wer sich sicher auf den Gewässer bewegen will, sollte sich über die Regeln informieren. In Bayern ist das aber nicht vorgeschrieben, wie der zweite Vorsitzende des Bayerischen Seglerverbandes, Timo Haß, weiß. Zum Führen eines Motorbootes auf den Seen zum Beispiel ist kein Führerschein Pflicht. Jeder Volljährige kann sich ans Steuer eines noch so hoch motorisierten Boots setzen, sofern er eines zur Verfügung hat und einen Liegeplatz bekommt. Während am Gardasee oder Bodensee ohne Lizenz nichts geht, muss sich der Bayer nur ein Boot leisten können.

Passiert allerdings ein Unfall auf dem Wasser, werden sich die Versicherungen womöglich querstellen bei der Schadensregulierung. Das gilt auch für Steh-Paddler, die grundsätzlich Dampfern und Segelschiffen ausweichen müssen. Doch wer weiß das schon, wo man sich einfach ein SUP kaufen und lospaddeln kann, ohne auch nur eine einzige Schifffahrtsregel gesehen zu haben. Timo Haß fände es hilfreich, wenn sich auch die SUP-Nutzer mit ihren Rechten und Pflichten auseinandersetzen müssten.

Klaus Marx, Segelschulbetreiber und Fischer in Utting am Ammersee, hat da vorgebaut. Jeder, der sich bei ihm ein Steh-Paddel-Set leiht, wird eingewiesen, dass er sich von Strandbädern fernhalten soll, nicht zu weit auf den See raus darf und ausweichpflichtig ist. Um das zu unterstreichen, hat Klaus Marx ein Hinweisschild mit den Regeln angebracht. Für diesen Sommer hätte es das aber gar nicht gebraucht, sagt er: "Es hat eh dauernd geregnet."

© SZ vom 17.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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