Waldperlach:Rufbereitschaft genügt

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24-Stunden-Betreuung für junge Flüchtlinge abgelehnt

Zu den konstruktiven Beiträgen in der Flüchtlingsdebatte zählt der Wunsch, für minderjährige Flüchtlinge eine 24-Stunden-Betreuung anzubieten. Eine entsprechende Empfehlung mit Blick auf die Unterkunft in Waldperlach hatte die Bürgerversammlung des 16. Stadtbezirks bereits im Juli vergangenen Jahres beschlossen. Knapp ein Jahr später ist klar: Dieser Anregung wird das Sozialreferat nicht nachkommen, wie die Behörde in der Sitzung des Kinder- und Jugendhilfeausschusses mitteilte.

Gegenwärtig gibt es laut Sozialreferat in München zwölf Einrichtungen zur Inobhutnahme von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, eine weitere liegt außerhalb der Stadtgrenzen. Die Einrichtungen halten demnach - Stand: Mitte Februar 2015 - insgesamt 973 Plätze vor. Die pädagogische Betreuung erfolgt dort im Auftrag des Stadtjugendamtes mithilfe freier Träger der Jugendhilfe, das heißt von sozialpädagogischen Fachkräften. Der organisatorische Betrieb der Einrichtungen werde jeweils über einen Dienstleister gewährleistet. Hausmeister und Sicherheitsdienst beauftrage das Kommunalreferat, heißt es in der Vorlage.

Nach Darstellung des Sozialreferates werden die Kinder und Jugendlichen in den sogenannten Dependancen durchgehend von acht bis 23 Uhr pädagogisch betreut: "Rund um die Uhr ist ein Sicherheitsdienst anwesend, der, abhängig von der Einrichtungsgröße, mindestens eine Zwei-Personen-Schicht bereitstellt." In der übrigen Zeit bestehe immer Rufbereitschaft einer pädagogischen Fachkraft. Zusätzlich würden bedarfsabhängig Dolmetscher, Kulturmittler und Psychologen beiderlei Geschlechts eingesetzt. Untergebracht seien die Jugendlichen in Gruppen von maximal 30 Personen.

Der Betreuungsschlüssel liegt laut städtischer Behörde bei eins zu fünf. In Ausnahmefällen und bei Bedarf würden unbegleitete minderjährige Jugendliche auch in normalen "Schutzstellen" untergebracht, die einen deutlich höheren Betreuungsschlüssel haben. Während der Zeit der Inobhutnahme werde vor allem der individuelle Jugendhilfebedarf geklärt, ein Prozess, der als Clearing bezeichnet wird.

Die Jugendlichen können Deutschkurse besuchen, zudem werden tagesstrukturierende Maßnahmen sowie ein Freizeitprogramm angeboten. Im Anschluss an die Inobhutnahme werden die Jugendlichen bundesweit verteilt oder sie kommen in Anschlussmaßnahmen der stationären Jugendhilfe in München. Zusammenfassend heißt es: "Das bislang angewandte Betreuungskonzept hat sich bewährt. Es gilt für alle Einrichtungen gleichermaßen und sollte daher nach Auffassung des Sozialreferates nicht geändert werden."

Bereits im April hatten sich die Mitglieder des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach mit der Beschlussvorlage befasst und ihr einstimmig zugestimmt.

© SZ vom 01.07.2016 / gru - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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