Viertel-Stunde:Auf den Spuren der SPD

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Neuhausen war in der Weimarer Republik eine Hochburg der Sozialdemokratie: Wer mag, kann am heutigen Samstag bei einem Spaziergang mit Franz Schröther von der Geschichtswerkstatt einige rote Landmarken im Viertel aufspüren

Von Sonja Niesmann

Zu Beginn der Weimarer Republik war Neuhausen eine Hochburg der Sozialdemokratie. Mit 1400 Mitgliedern war der Ortsverein so groß, dass er in drei "Sektionen", wie das damals hieß, unterteilt wurde. Heute sind es zwei Ortsvereine mit 396 Mitgliedern, die zu den größten und ältesten Münchens zählen. Am 28. August feiern die Genossen ihr 140-Jähriges. Wer sich für ihre Geschichte interessiert, kann sich am heutigen Samstag einem Spaziergang anschließen zu einigen roten Landmarken im Viertel. Franz Schröther von der Geschichtswerkstatt hat die Route extra für das Jubiläum zusammengestellt.

Vom Eiscafé Sarcletti (Treffpunkt: 16 Uhr) geht es durch die Schulstraße - sie trug einst den Beinamen "die rote", auch die Kommunisten waren dort sehr stark - zur Gaststätte "Neuhauser". Dort fand 1923 einer der ersten Straßenkämpfe zwischen Sozis und Nazis statt. SA-Angehörige versuchten, eine Juso-Versammlung zu sprengen; als die Jusos aus der Gaststätte stürmten, eröffnete die SA das Feuer. Nur einen Block weiter, wo lange "Suyer" Schuhe verkauft hat, lag das Gründungslokal: der Neuhauser Hof, auch "zum Bengesser" genannt. Zwei weitere Treffpunkte gab es an der Donnersbergerstraße: an der Ecke zur Wilderich-Lang-Straße die "Zentralhalle", später das Konzert- und Billiardcafé "Kolibri". Sie war das Parteilokal der Sektion 1, ihr Wirt war der erste Stadtrat der Neuhauser SPD. Ein paar Schritte weiter stand die "Donnersberger Bierhalle". Dort trat oft "Die Zwiebel" mit politischen Kabarett auf. "Die haben kräftig aufgemuckt gegen den Muff der Adenauer-Zeit", erinnert sich Schröther, der gleich nebenan aufgewachsen ist.

Franz Schröther kennt die Historie seines Viertels. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Man könnte auch den Winthirfriedhof ansteuern, wo in den Jahren von Bismarcks rigiden Sozialistengesetzen die Polizei die Genossen daran hinderte, für einen der ihren einen Kranz mit roter Schleife niederzulegen. "Es gibt ja so viel zu erzählen", sagt Franz Schröther, auch über prominente Neuhauser SPDler wie Ludwig Koch, Widerstandskämpfer und später DGB-Chef in München, oder Volkmar Gabert, Fraktionschef im Landtag. Da sind zwei Stunden schnell vorbei.

© SZ vom 27.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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