Verlängerung der U5:Falsche Prioritäten

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So stellt sich die CSU die Zukunft in Pasing vor: In einer Montage haben die Christsozialen einen U-Bahn-Zugang vors Einkaufszentrum platziert. (Foto: oh)

Die Stadt droht, am eigenen Wachstum zu ersticken. Es ist daher gut, dass die Münchner GroKo Geld in den Nahverkehr steckt - doch neue U-Bahn-Linien sind extrem teuer und langwierig im Bau. Die Rathauspolitiker sollten daher auf andere Lösungen setzen.

Kommentar von Marco Völklein

Es tut sich etwas in Sachen Nahverkehr. Die GroKo packt an, der zuständige Bürgermeister lässt sich die Planungen präsentieren. Die Fraktionen gießen die Ideen, die sie im Frühjahr entwickelt hatten, in gemeinsame Anträge und werfen der Verwaltung konkrete Arbeitsaufträge hin. Das ist gut. Denn viel zu lange passierte zu wenig beim Nahverkehr. Geredet wurde viel. Geplant oder gar gebaut kaum etwas.

Die Stadt wächst. Und sie droht, an ihrem eigenen Wachstum zu ersticken. Pro Jahr ziehen so viele Neubürger nach München wie aktuell in einer mittelgroßen Kreisstadt wie Erding leben. Und all diese Menschen wollen mobil sein. Ohne einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs wird diese Herausforderung nicht zu bewerkstelligen sein. Es ist daher gut, dass CSU und SPD klar sagen: Wir wollen nicht nur neue Schulen bauen und Kindergärten errichten, wir wollen nicht nur Tausende neue Wohnungen hochziehen. Nein. Wir werden auch Geld, viel Geld in Bus und Bahn stecken.

Allerdings darf man auch fragen, ob dieses Geld richtig investiert wird. Denn so sinnvoll und nützlich U-Bahnen sind, sie sind leider auch extrem teuer. Hinzu kommt: Die vielen neuen U-Bahn-Tunnel, die Schwarz-Rot jetzt haben will, müssen erst noch geplant und ziemlich aufwendig gebaut werden. All das wird Jahre dauern. Jahre, in denen der Verkehr wächst und wächst und wächst . . .

U-Bahn-Verlängerung nach Pasing
:Teurer Weg nach Westen

SPD und CSU wollen die U-Bahnlinie 5 möglichst schnell nach Pasing verlängern. Damit soll die S-Bahn entlastet werden, auch für den Fall, dass eine zweite Stammstrecke nie gebaut wird. Probleme könnten allerdings die Kosten machen - und die Haltestelle Theresienwiese.

Von Marco Völklein

Die Rathauspolitiker wären daher besser beraten, wenn sie auf Lösungen setzten, die schneller und günstiger zu realisieren sind: neue Tramstrecken zum Beispiel, etwa die durch den Englischen Garten oder die Fürstenrieder Straße, sind weit geplant und kosten nur ein Zehntel einer U-Bahn-Trasse. Und sie würden das zentral ausgerichtete Münchner Netz durch dringend benötigte tangentiale Verbindungen entlasten. Davon aber wollen CSU und SPD nichts wissen. Sie vergraben die Millionen im Untergrund. Und vertrösten die Bürger mit Projekten, die noch lange brauchen werden.

© SZ vom 19.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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