Verkehr zum Ferienbeginn:An Pfingsten wird es auf den Autobahnen so richtig voll

Lesezeit: 3 min

  • Der Freitag vor Pfingsten ist einer der schlimmsten Stau-Tage des Jahres.
  • In den meisten Bundesländern gibt es zwar keine Ferien, doch viele machen Ausflüge über das verlängerte Wochenende.
  • Auch am Flughafen und am Münchner Hauptbahnhof erwartet großen Andrang von Reisenden.

Von Andreas Schubert

Josef Seebacher, der Sprecher der Autobahndirektion Südbayern, bekommt dieser Tage viele Anrufe. Die Leute wollen wissen, wo und wann sich der Verkehr über die Pfingstfeiertage am meisten staut - und ob sie überhaupt auf den Autobahnen rund um München fahren können. "Ich sage, wenn Sie allein unterwegs sind, können Sie fahren, wenn 100 000 andere auch unterwegs sind, dann eher nicht", sagt Seebacher.

Es sind wieder Pfingstferien - und an diesem Freitag wird es auf den Autobahnen gen Süden, vor allem auf der A 8, wieder ziemlich voll. Was noch gelinde ausgedrückt ist: Im Staukalender des Automobilklubs ADAC ist der Freitag rot markiert, heißt: Die Autofahrer werden auf ihrem Weg nach Süden auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Vor allem am Freitagnachmittag und quasi den ganzen Samstag rollt die große Reisewelle. In den meisten Bundesländern gibt es zwar keine Pfingstferien, dennoch werden viele Familien die Feiertage zumindest für einen Kurztrip über das verlängerte Wochenende nutzen.

Reise-Tipps
:Wie lange wartet mein Anschlussflieger im Fall einer Verspätung?

Wie kurzfristig sind Fernbus-Tickets noch zu haben? Was hilft gegen Jetlag? Und was mache ich, wenn ich mein Kreuzfahrtschiff verpasse? Fragen und Antworten zum Reisen.

In Berlin dauern die Ferien eine Woche, nur in Bayern und Baden-Württemberg dauern sie zwei Wochen - das gibt den Reisenden die Zeit, noch ein bisschen mit der Fahrt zu warten, es lohnt sich: Denn laut Markus Bachleitner, dem Leiter der ADAC-Verkehrsinformation, soll am Pfingstsonntag "weitestgehend freie Fahrt" möglich sein. Kurzurlauber dagegen, die schon am Pfingstmontag oder am Dienstag darauf wieder nach Hause fahren, werden seiner Prognose nach dann wieder im Heimreisestau landen. Eng auf den Urlaubsrouten wird es dann noch einmal in der zweiten Ferienwoche, wenn viele Urlauber Fronleichnam für den Start in ein verlängertes Wochenende nutzen. Die große Rückreisewelle Richtung Norden wird laut dem ADAC-Experten dann am Samstag, 17. Juni ihren Höhepunkt erreichen.

Kritische Stellen sind der Münchner Autobahnring A 99, der zwischen dem Kreuz München Nord und Aschheim/Ismaning ausgebaut wird. Laut Josef Seebacher sind an den Baustellen zwar alle bisherigen Spuren erhalten. Doch mit Tempolimits und engeren Fahrbahnen verliere die Route etwa 20 bis 30 Prozent ihrer Leistung. Denn Urlaubsreisende verhielten sich anders als routinierte Pendler. Da reiche es schon, wenn einige abbremsen, weil sie eine Baumaschine stehen sehen, "dann kommt es zum Ziehharmonikaeffekt". So nennt man Staubildung durch heftiges Bremsen, mit Musik hat das eher wenig zu tun, auch wenn so einige den Autobahnblues schieben dürften.

Der könnte sich auf der A8 einstellen, obwohl die Bauarbeiten zur Fahrbahnerneuerung bei Holzkirchen während der Pfingstferien ausgesetzt sind, sowie auf dem Irschenberg, dem "Klassiker", wie es Seebacher nennt. Auch die Inntalautobahn A12/A93 ist wegen Brückenarbeiten eine potenzielle Staufalle sowie die A95, wo die Mühlbachtalbrücke saniert wird, und es so schon ab Murnau zu stocken beginnen kann. Auch wegen der Grenzkontrollen sollte man übrigens mehr Zeit einplanen. Staus zu umfahren, bringt laut ADAC nichts, denn auch die Ausweichrouten sind in der Regel verstopft. Das einzige, was da hilft: An weniger belasteten Tagen reisen.

Auch am Flughafen herrscht Hochbetrieb, wie die Flughafengesellschaft FMG mitteilt. Der Freitag ist mit 1256 geplanten Starts und Landungen der verkehrsreichste Tag dieser Reisezeit, bis zu 150 000 Fluggäste werden erwartet. Während der Ferien sind 19 000 Flüge angemeldet. Die meisten internationalen Starts ab München, 3000 an der Zahl, gehen in den Pfingstferien zu klassischen Feriendomizilen rund um das Mittelmeer. Allein 190 Flugzeuge starten nach Mallorca.

Wegen des zu erwartenden Verkehrs rät auch die FMG den Reisenden, ein Zeitpolster einzuplanen. Wer es dann zum Airport geschafft hat, bekommt dort Unterstützung von einem "mobilen Welcome Service", das sind speziell geschulte Mitarbeiter im Terminal 2, die Orientierungshilfe leisten.

Zum Pfingstwochenende rechnet auch die Deutsche Bahn wieder mit einem erhöhten Reisenden-Aufkommen. Die reisestärksten Tage werden der Freitag und der Pfingstmontag sein, so ein Bahnsprecher. Die Deutsche Bahn werde kurzfristig Verstärkerzüge einsetzen, generell empfehle man eine Sitzplatzreservierung. Sollte die gewünschte Verbindung schon stark ausgelastet sein, so der Tipp der Bahn, sollten die Reisenden alternative Reiserouten respektive auch alternative Intercity-Verbindungen anstelle von ICE-Verbindungen prüfen.

Es ist also wie jedes Jahr einiges los auf Straßen, Schienen und in der Luft. Autofahrern kann Josef Seebacher nur mit auf den Weg geben, dass sie zeitlich flexibel sein sollten. "Und vor allem gelassen bleiben."

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
00:49

Urlaubsverkehr
:Wer mit anderen kooperiert, steht kürzer im Stau

Experte Michael Schreckenberg erklärt, warum es nichts bringt, Staus zu umfahren, und weshalb das Reißverschlusssystem ineffektiv ist.

Von Thomas Harloff

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken
OK