Verkehr:Trambahnen bekommen ihr altes Klingeln zurück

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Das "depperte Dödeln" der Soundfiles wird wieder abgeschafft. Die modernen Avenio-Modelle werden nun mit einer alten Technik aufgerüstet.

Von Marco Völklein

Es klingt keinesfalls wie ein sattes Bimmeln. Eher wie ein heiseres Röcheln. Manch einer sprach auch von einem "mauen Tröten" oder "depperten Dödeln". Auf keinen Fall aber war es das typische laute Klingeln, das man von den alten Trambahnen kennt. Wenn sich eine Trambahn des modernen Typs Avenio ihren Weg durch die Stadt freibimmelte, kam der Klingelton im Grunde vom Band. Ein "Soundfile", erzeugt im Computer, ersetzte die alte Trambahnglocke - und klang nicht nur in den Ohren von Trambahn-Fans merkwürdig künstlich.

Doch damit ist nun Schluss. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hat in den vergangenen Wochen die acht modernen Avenios mit alter Technik ausgerüstet. Statt auf das krächzende Soundfile setzt der Verkehrsbetrieb nun wieder auf die klassische Glocke: Vorne unter dem Fahrerstand haben MVG-Techniker nun doch ein elektro-mechanisches Trambahngeläut eingebaut.

Straßenbahnen in München
:Wenn das Audiofile dreimal bimmelt

Es klingt ein wenig wie heiseres Röcheln: Der Ton, mit dem sich Trambahnfahrer in München Platz verschaffen, kommt künftig vom Band. Manch einer will darin ein "deppertes Dödeln" hören.

Von Marco Völklein

Die "elektronische Glocke", wie die MVG das ursprünglich eingesetzte Gebimmel aus dem PC nannte, sei "bei den Kollegen im Fahrdienst nicht gut angekommen", sagt MVG-Sprecher Matthias Korte. Die Fahrer hätten mit dem Soundfile zu wenig "Spielraum" gehabt. Tatsächlich können die Fahrer bei der Glocke zum Beispiel mit einem kurzen "Ping" jedem Umstehenden an einer Haltestelle klar machen, dass die Tram sich nun in Bewegung setzt - und Passanten doch bitte tunlichst nicht ins Gleis treten mögen.

"Andere Situationen erfordern dagegen mehr Radau", sagt Korte. Und Radau machen, das kann die Glocke: Drängt etwa ein Autolenker beim Linksabbiegen ins Gleis und den Tramfahrer zum scharfen Abbremsen, springt die "Rasselglocke" an. Die fährt nicht nur dem angeklingelten Autofahrer tief ins Mark.

Entwickelt wurde die Trambahnglocke bereits 1836 vom hessischen Erfinder Johann Philipp Wagner. In den alten P-Wagen aus den Sechzigerjahren, von denen die MVG noch fünf im Depot hat, wird der Klöppel per Druckluft gegen die Glockenschale gebollert - ähnlich wie bei einem Wecker auf dem Nachttisch, nur eben wesentlich lauter. In den Nachfolgemodellen R2 und R3 sowie in den Variobahnen setzt ein Elektroantrieb den Klöppel in Gang. Und genau diese Technik lässt nun auch bei den Avenio-Bahnen den klassischen Münchner Trambahn-Sound erklingen.

© SZ vom 13.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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