Verkehr:Brandbrief an den Innenminister

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Wer langsamer fährt, macht weniger Lärm: An der Einhornallee, wo die Garmischer Autobahn beginnt, soll künftig Tempo 60 gelten. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Sendling-Westpark fordert von Joachim Hermann Tempo 60 am Kreuzhof, um den Autobahn-Lärm einzudämmen

Seit der Südwest-Tunnel vor mehr als zwei Jahren eröffnet wurde, atmen die Menschen an der Oberfläche auf. Für die Anwohner an den Zufahrtsstraßen zum Tunnel, vor allem zur Garmischer und zur Lindauer Autobahn, hat die Belastung seitdem zugenommen. Sie klagen über deutlich mehr Lärm. Die Forderung des Bezirksausschusses (BA) Sendling-Westpark nach einem Tempolimit auf dem Teilstück der Garmischer Autobahn zwischen dem Luise-Kiesselbach-Platz und dem Kreuzhof ist deshalb aktueller denn je.

Auch die Anwohner haben immer wieder in Anträgen bei der Bürgerversammlung gefordert, auf diesem autobahnähnlich ausgebauten, offiziell aber als Bundesstraße ausgewiesenen Teilstück der A 95 stadtauswärts Tempo 60 einzuführen. Diese Maßnahme würde, wie das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) schon 2014 feststellte, "einen wesentlichen Lösungsansatz für die Verbesserung der dortigen Lärmsituation" bieten. Die Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) unterstellte Autobahndirektion Süd hat sich bisher geweigert, die entsprechende Beschilderung vorzunehmen.

Deshalb hat nun der BA-Vorsitzende Günter Keller (SPD) in einem Brandbrief an Hermann eine schnelle Lösung angemahnt und den Minister gebeten, "hier einzugreifen und die Hürden abzubauen, die sich einer Einführung von Tempo 60 entgegenstellen". Keller belegt die Verzögerungstaktik der Autobahndirektion Süd mit einigen Beispielen. Die Behörde habe der Stadt immer wieder neue Fragenkataloge vorgelegt. Sobald der eine beantwortet war, habe man den nächsten hinterher geschickt.

Irritierend findet Keller auch die Auskunft aus der Pressestelle des Innenministeriums, wonach geprüft werden müsse, ob Tempo 60 stadtauswärts möglicherweise Ausweichverkehr auf das angrenzende Straßennetz zur Folge habe. Ein Autofahrer, der stadtauswärts nur noch mit 60 statt mit 80 Stundenkilometern unterwegs sein darf, weiche doch nicht im Ernst auf die benachbarten Straßen aus, auf denen er noch langsamer, nämlich nur mit 30 oder 50 Stundenkilometern, vorankomme. Dies alles, so Keller, sei "nicht mehr hinnehmbar, zumal zu den Problemen des Lärms nun auch die Probleme und Sorgen hinzukommen wegen der Belastung durch die Luftschadstoffe".

© SZ vom 30.08.2017 / bn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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