Untergiesing:Schlechte Aussichten

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Pausenhof der Grundschule am Agilolfingerplatz wird kleiner

Von Julian Raff, Untergiesing

"Mobile Raumeinheiten", sprich Container, gehören schon beinahe fest zum Erscheinungsbild einer Münchner Schule und werden akzeptiert, solange sie nicht die letzten Freiflächen belegen. Der Grundschule am Agilolfingerplatz droht nun, auf diese Weise große Teile ihres Pausenhofs zu verlieren - unnötigerweise, wie Elternbeiräte und Kommunalpolitiker kritisieren. Von November an soll im Pausenhof eine zweigeschossige Containeranlage mit 500 Quadratmetern Grundfläche entstehen. Im Erdgeschoss des 1000-Quadratmeter-Baus ist unter anderem eine Mensa vorgesehen, darüber neue Klassenräume. Der verbleibende Rasen wird voraussichtlich durch einen Tartan-ähnlichen Kunststoffbelag ersetzt. Ersatzweise sollen die Kinder Zugang zu einem benachbarten Fußball-Trainingsplatz erhalten. Abgesehen vom eingeschränkten Auslauf machen sich die Eltern unter anderem um den alten Baumbestand auf dem Hof Sorgen, was die Grünen-Stadtratsfraktion bereits zu einem Auskunfts-Antrag veranlasst hat. Nach Angaben des Referates für Bildung und Sport (RBS) muss für die Verlegung von Leitungen lediglich eine alte Linde gefällt werden, die ohnehin durch eine "Würgewurzel" angegriffen sei. Zwei weitere, mit acht Jahren noch recht junge Bäume sind für eine Verpflanzung vorgesehen.

Auf ein Akzeptanzproblem stößt das RBS mit seiner Schulbauoffensive in Untergiesing aber vor allem, weil sich die Eltern ebenso wie die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) 18 unzureichend informiert fühlen. Außerdem seien Alternativen nicht ausreichend geprüft worden: In unmittelbarer Nähe lägen eine Fläche des Baureferates und ein Lehrerparkplatz; beides wurde bereits vor zehn Jahren während einer Grundsanierung der Schule als Containerstandort genutzt. Aus der Sicht des Elternbeirates könnten die Flächen den derzeit im Schulgebäude untergebrachten Kindergarten per Containerprovisorium aufnehmen und so den nötigen Platz schaffen. Die unmittelbar vor dem Schulgebäude gelegenen Parkplätze kämen ebenfalls in Frage, da mit der Insolvenz eines nahe gelegenen Farbengeschäfts Parkplätze frei geworden sind. Mit der Einführung einer Parklizenz vor sechs Jahren habe sich die Situation im Viertel ohnehin entspannt, wie die Grünen in ihrem Antrag schreiben. Vom Sinn eines massiven Übergangsbaus zeigen sich die Eltern insgesamt nicht überzeugt. Eine Mensa sehen sie derzeit als überflüssig an, da für die Agilolfinger-Schule bis dato kein Ganztageskonzept vorliegt.

Wahrscheinlich könnte der Zuwachs aus Sicht der Eltern auch ohne Containerlösung bewältigt werden: Die Prognosen sehen einen vorübergehenden Anstieg um 50 auf 370 Schüler voraus, längerfristig bleibe es aber bei 340 Kindern. Da die Planzahlen zuletzt stets über den tatsächlichen Werten gelegen hätten, rechnet der Elternbeirat mit höchstens 30 zusätzlichen Schülern, die sich leicht im Gebäude unterbringen ließen. Noch nicht eingerechnet ist allerdings zukünftiger Familienzuzug ins ehemalige Osram-Gelände. Dieser lässt sich nach Überzeugung zahlreicher BA-Mitglieder aber ohnehin nicht am beengten Standort Agilolfingerplatz abfangen und erfordert einen Neubau, etwa am Candidplatz.

© SZ vom 18.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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