Untergiesing:Nur ein Zwischenstand

Lesezeit: 2 min

In einer öffentlichen Erörterung haben Stadtrat und Zoo-Leitung zumindest die lange geforderte Transparenz in die Debatte über die Parkplatz-Problematik am Tierpark gebracht. Ein Lizenzgebiet rund um die Schönstraße soll erste Hilfe bringen

Von Julian Raff, Untergiesing

Ob, wann und mit wessen Geld an der Siebenbrunner Straße ein Parkhaus für Tierparkbesucher gebaut wird, ist noch nicht entschieden. In einer öffentlichen Erörterung im Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft haben Stadtrat und Zoo-Leitung am Dienstag aber zumindest die von Kommunalpolitikern und Anwohnern geforderte Transparenz in die Debatte gebracht. Die Stadtrats-Grünen hatten vor einem halben Jahr beantragt, das grundlegende, vom Tierpark in Auftrag gegebene Verkehrsgutachten zu veröffentlichen und alle übrigen Informationen zu Projektstand, Kosten und Alternativen auf den Tisch zu legen. Mit einem umfangreichen Verwaltungspapier und den persönlichen Auskünften von Tierparkdirektor Rasem Baban sieht Mit-Antragstellerin Katrin Habenschaden allerdings nicht alle seinerzeit gestellten Fragen beantwortet. Ihren Änderungsantrag, der weitere Beratungsrunden nach sich gezogen hätte, lehnte der Ausschuss gegen die Stimmen der drei Grünen-Vertreter ab. Das Projekt dürfte also den Stadtrat und seine Untergremien erst wieder beschäftigen, wenn die Tierparkleitung die nächsten Schritte macht - etwa in Form von Bau- oder Zuschussanträgen.

Ob mit städtischer Beteiligung oder ohne: Wie zuletzt in einer Besprechung mit dem Bezirksausschuss (BA) 18 skizziert, hofft Zoodirektor Baban, die Kosten des Parkhauses dank Modulbauweise auf 10 000 Euro pro Stellplatz deckeln zu können, also auf knapp zwölf Millionen Euro insgesamt. Habenschaden geht eher von 15 000 Euro pro Stellplatz aus, während ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff das Projekt bei aller Kritik "gelassen sieht". Außerhalb der Spitzentage, so Ruff, werde das Parkhaus meist leer stehen und sich nicht rechnen.

Wirklich langfristige Amortisation kann dabei auch Baban nicht einplanen. Im Gegenteil, er hofft auf einen Wandel des Mobilitätsverhaltens. Ihm schwebe daher ein grundwasserschonendes, recycelbares Gebäude vor, das zudem bereits aus Recycling-Beton errichtet werden könne. Der Bau müsse, falls nicht mehr benötigt, "keine 100 Jahre stehen bleiben", so Baban. Abgesehen davon, dass aber auch E-Autos Stellplätze brauchen, gelte es, ein akut drängendes Problem zu lösen: Die Studie weist für den Tierpark einen Fehlbestand von rund 450 Parkplätzen an den elf besucherstärksten Tagen aus, was nicht nur lange Rückstaus an der Parkplatzeinfahrt Siebenbrunner Straße auslöst, sondern vor allem chaotischen Parksuchverkehr in der Schönstraße und ihren Seitenarmen. Als besonders ärgerlich erweist sich, dass der 52er-Bus just an den vollsten Tagen wegen der durchs Viertel irrenden Pkw-Schwärme oft schon am Candidplatz wenden muss. Schnelle Linderung verspricht nun ein Parklizenzgebiet rund um die Schönstraße, das der Stadtrat wohl um die Jahreswende herum beschließen wird; die engen Seitenstraßen werden wahrscheinlich komplett für Anwohner reserviert. Die Schönstraße bekommt kostenpflichtige Kurzzeit-Plätze.

Keine Chance hat dagegen das vom Bezirksausschuss wiederholt vorgeschlagene MVV-Kombiticket. Stadt und Tierparkleitung sehen sich in ihrer kostenbedingten Ablehnung dadurch bestätigt, dass 63 bis 72 Prozent der Zoobesucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen. Die steigende Zahl auswärtiger Besucher sei dagegen kaum aus ihren Autos zu locken; die Studie weist aus, dass die Fahrzeuge mit drei bis fünf Personen meist voll besetzt sind. Ein bewährtes Gegenbeispiel sieht Habenschaden dagegen im Zugspitz-Kombiticket, dessen Nutzer mitsamt sperrigem Skigepäck den Zug nach Garmisch nähmen. Für Alexander Reissl (SPD) höchstens eine relative Erfolgsgeschichte: Die tatsächliche Quote, so Reissl, dürfte trotzdem weit unter derjenigen der weit gereisten Zoobesucher liegen, von denen immerhin knapp jeder fünfte per Bus und Bahn ankommt.

Nachdem selbst Grünen-Rätin Habenschaden erklärt hatte, ihre Fraktion lehne das Parkhaus nicht grundsätzlich ab und wünsche sich in erster Linie mehr Information, deutet nach der Debatte wenig auf eine Mehrheit gegen das Projekt hin. Ein klares Nein halten allerdings sowohl die Stadträte als auch das Tierpark-Management dem Vorschlag entgegen, auf dem heutigen BRK-Parkplatz an der Alemannenstraße Parkdecks zu bauen. Diskussionsbeiträge, wie das "Auenland"-Konzept hätten höchstens der Eigenwerbung der beteiligten Architekten gedient, hieß es dazu unmissverständlich.

© SZ vom 09.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: