Untergiesing:20 Jahre "Mehr Platz zum Leben"

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Mittelpunkt Hans-Mielich-Platz: Nicht jeder liebt ihn, aber Melly Kieweg und ihre Initiative setzen alles daran, ihn aufzuwerten. (Foto: Stephan Rumpf)

Seit 20 Jahren bemühen sich Giesinger Bürger um den Hans-Mielich-Platz - bei den Kulturtagen wird er wieder bespielt

Von Corbinian Wildmeister, Untergiesing

Wenn Melly Kieweg vom Hans-Mielich-Platz in Untergiesing erzählt, spürt man ihre Leidenschaft für den Quartiersplatz. "Früher wurde hier überall illegal geparkt", erinnert sich die 66-Jährige, die schon seit 1996 als parteiloses Mitglied im Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching sitzt. "Kinder konnten hier wegen des Verkehrs nicht spielen, und die Fläche wurde von den Anwohnern gar nicht als öffentlicher Platz wahrgenommen." Aus diesen Gründen hat die von ihr initiierte Bürgerinitiative "Mehr Platz zum Leben" vor 20 Jahren begonnen, sich für die Umgestaltung des Platzes zwischen Kühbachstraße und Hans-Mielich-Straße einzusetzen. Mit dem Sammeln von Unterschriften und dem Veranstalten von Ideenbörsen wollte die Gruppe der Stadt zeigen, dass sich die Bürger dort eine Veränderung wünschen. Mit Erfolg: 2011 wurde der Platz schließlich für eine Gesamtsumme von 2,25 Millionen Euro umgebaut.

Nun bietet dort eine großzügige Fläche mit Sitzbänken und einigen Bäumen reichlich Platz - auch für Veranstaltungen und Feste wie den regelmäßigen Wochenmarkt, das alljährliche gemeinsame Christbaumschmücken oder das Maifest. Eine Veränderung der Straßenführung machte die Ausweitung der Fußgängerzone möglich: Der Verkehr stellt nun auf dem Platz kein großes Problem mehr dar. Zudem ist im Zuge der Umgestaltungsarbeiten ein Spielplatz an der angrenzenden Gerhardstraße entstanden, wo früher eine Grünfläche war, die man laut Kieweg auch schlicht als Hunde-Wiese kannte. Ein ganz und gar gelungenes Projekt, könnte man also meinen. Auch Münchens Zweiter Bürgermeister Josef Schmid (CSU) nennt den Hans-Mielich-Platz das "Wohnzimmer des Viertels" und bezeichnet die Initiative, deren Schirmherr er ist, als "absolutes Vorzeigeprojekt der Landeshauptstadt".

Doch nicht alle Bewohner Untergiesings sind mit dem Ergebnis der Umbaumaßnahmen derart zufrieden. So hält ein Fahrradfahrer kurz an, als er Melly Kieweg erkennt und beschwert sich bei der Stadtteilpolitikerin über den Zustand einer beschädigten Sitzbank auf dem Hans-Mielich-Platz. Mehrfach habe sie das Problem schon im Bezirksausschuss angesprochen, erwidert Kieweg dem Kritiker. Doch der Mann gibt sich nicht zufrieden. "Der Platz ist sowieso eine Katastrophe", platzt es aus ihm heraus. Die beiden sind sich einig, dass sie sich uneinig sind, und der Radler zieht wieder weiter.

"Es gibt nun mal nichts, das jedem gefällt", kommentiert Kieweg. Einige Leute hätten zwar moniert, dass der Platz zu kahl sei, aber man müsse auch bedenken, dass die Bäume noch wachsen. Außerdem gäbe es nicht mehr genug freien Raum für eine Bühne und Stände, wenn man mehr Grün auf dem Platz anlegen würde.

Aber nicht nur an der vermeintlich mangelnden Bepflanzung stören sich einige Anwohner. Auch über die vielen Trinker, die sich auf dem Platz tummeln, seien manche Menschen aus der Nachbarschaft nicht besonders glücklich, berichtet Marianthi Mingu von der griechischen Taverna Likavitos, die direkt am Hans-Mielich-Platz liegt. Diese kämen wohl von einer nahegelegen Einrichtung für wohnungslose Männer, vermutet sie.

Zwar sind sich die Untergiesinger nicht ganz einig, ob die Umgestaltung des Hans-Mielich-Platzes wirklich gelungen ist, doch dass die Bürgerinitiative "Mehr Platz zum Leben" viel für den Stadtteil tut, ist kaum zu bestreiten. Ob bei der Gestaltung der Brückensäulen am Candidplatz, dem geplanten Ideen-Workshop zur Nutzung der stillgelegten Bushaltestelle am Kolumbusplatz oder bei der Schaffung des Kunstforums, einer Plattform, auf der wechselnde Kunstwerke ausgestellt werden: Mit immer neuen Projekten wird versucht, die Lebensqualität im Viertel zu verbessern. Auch für die Kulturtage in Untergiesing-Harlaching hat sich die Bürgerinitiative etwas ausgedacht: Mit einer interaktiven Kunstaktion der Künstlerin Christa Giger sollen die Stadtteiltage am Freitag, 19. Mai, um 14 Uhr auf dem Hans-Mielich-Platz eröffnet werden. Die Skulptur, die dabei entsteht, wird anschließend auf dem Kunstforum gezeigt.

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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