Untergiesing:Freiwurf auf dem Pendlerparkplatz

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Bescheidene Ansprüche: Die Jugendlichen, so sagen sie offenbar, wären mit einem Sportareal auf dem Pendlerparkplatz zufrieden. (Foto: Robert Haas)

Beim Umbau des Candidplatzes muss die Sportfläche des Akku-Treffs vermutlich weichen. Die Jugendlichen schlagen als Alternative den Umzug unter die Candidbrücke vor - und ernten dafür Zu- und Widerspruch

Von Julian Raff, Untergiesing

Um dem Pendlerparkplatz unter der Candidbrücke etwas abgewinnen zu können, muss man es, vorsichtig gesagt, schon urban mögen. Das tun offenbar die Jugendlichen des nahen "Akku"-Treffs. Jedenfalls haben sie die düstere, staubige Abstellfläche zwischen Pilgersheimer Straße und Auer Mühlbach als mögliche Alternative für ihren Bolz-, Basketball- und Skateplatz entdeckt, der auf lange Sicht wohl einer Umgestaltung des Candidplatzes weichen muss. Akku-Leiterin Sieglinde Felixberger und zahlreiche junge Stammgäste des Treffs warben im Bezirksausschuss (BA) 18 Untergiesing-Harlaching für die Idee, begegneten dabei aber skeptischen Einwänden. Die Stadtteilvertreter sehen die rechtzeitige Suche nach Alternativen für die heute im Eck zwischen Candid- und Schönstraße gelegene Fläche durchaus als eine der dringlichsten Planungsfragen rund um den Candidplatz an, wie sie zuvor schon im Februar beteuert hatten. Mehrheitlich würde der BA dabei aber einen grüneren, ruhigeren Standort in den Isarauen bevorzugen. Einen Beschluss dazu fasste das Gremium vorerst nicht, nachdem sein Vorsitzender Clemens Baumgärtner (CSU) vor übereilten Festlegungen gewarnt hatte.

Für einen Sportplatz unter der Brücke sprechen aus Akku-Sicht vor allem die überdachte, wettersichere Lage, der kurze Weg und die guten Erfahrungen mit einer gleich jenseits des Auer Mühlbachs, direkt beim Akku gelegenen Parkour-Anlage. Der Stangen- und Hindernispark für den angesagten Akrobatiksport nutzt die Brücke ebenfalls als Regen- oder Sonnenschutz und kommt nicht nur bei den Giesinger Parkour-Fans gut an.

Im Gegensatz zum Pendlerparkplatz, liegt die Anlage allerdings abseits von Wohnhäusern und erforderte keine Umbauten. Westlich des Bachs könnten sich dagegen Anwohner gestört fühlen. Außerdem müsste das grobe Kopfsteinpflaster gegen einen anderen Belag ausgetauscht werden. Insgesamt fände es Melanie Kieweg (Grüne, parteilos) schlicht "jämmerlich, Jugendlichen unter die Brücke zu pferchen", auch wenn zumindest ein Teil der Akku-Besucher das genau so wolle, wie Felixberger versichert hatte. Indirekt hatte Kieweg die Jugendlichen selbst auf den Plan gerufen, indem sie zur Sitzung beantragt hatte, die derzeit großteils von Pendlern, teils aber auch von Schrottautos belegten Parkplätze im Zuge des erweiterten Lizenzgebietes ebenfalls für Anwohner zu reservieren, was der BA letztlich auch beschloss. Eine Entscheidung die Felixberger gerne verhindert hätte. Aus ihrer Sicht gehen damit die Chancen auf einen Jugendspielplatz hier gegen Null, auch wenn alle Beteiligten betonten, es gehe nur darum, bestehende Parkplätze umzuwidmen. Gespalten in dieser Frage zeigte sich vor allem die Grünen-Fraktion. Neben Kieweg sprach sich einerseits Brar Braren für die Sicherung von Parkplätzen im weiter verdichteten Viertel aus, während die Fraktionskollegen Petra Jakobi und Wolfgang Geißelbrecht gegen den Antrag stimmten. Geißelbrecht hatte sich zuvor hinter die Initiative der Jugendlichen gestellt.

Für den BA-Vorsitzenden Baumgärtner hat es unterdessen wenig Sinn, "sich jetzt die Köpfe heiß zu reden, ob es so toll ist, unter einer vierspurigen Autobahn Fußball zu spielen". Denn bevor sich der BA zum Thema Jugendspielplatz positioniert, brauche er erst einmal die Stellungnahmen des Kreisverwaltungsreferats, des Straßenbauamtes und anderer Behörden - man wisse ja noch nicht einmal, wem die Fläche gehöre. Mit Bürgerbeteiligung, Wettbewerb und Planverfahren dauert es nach Baumgärtners Einschätzung mindestens zehn Jahre, bis zum Spatenstich am Candidplatz, selbst wenn Landrat Christoph Göbel (CSU), der sich für die nächste BA-Sitzung angekündigt hat, dort für eine Niederlassung seiner Behörde werben sollte. Eine Sanierung des bestehenden Jugendspielplatzes lohnt sich für den BA so allemal. Auf Kiewegs Initiative beschloss das Gremium, Skatepark und Basketballfeld auf eine Teilfläche an der Schönstraße zu verlegen, die nach der aktuellen Zwischennutzung als Kieslager ohnehin neu asphaltiert wird. Den befestigten Bolzplatz sähe der BA außerdem am liebsten entsiegelt und als echten Fußballrasen angelegt, auch wenn unklar ist, ob die Stadt diesem Wunsch folgt.

© SZ vom 03.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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