Trudering:Umstrittene Zwischenlösung

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Alarmiert: Helga Rutsch kann ob der Ungewissheit schon nicht mehr schlafen und bangt um die grüne Oase. (Foto: Catherina Hess)

Parkplätze statt eines Gartens, 30 gefällte Bäume: Der von der Stadt geplante Neubau eines Feuerwehrhauses an der Bajuwarenstraße stößt auf Widerstand. Die Einsatzkräfte sollen dort nur für fünf Jahre stationiert werden

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Eine Bauvoranfrage, die das Kommunalreferat an die Lokalbaukommission gestellt hat, sorgt für Aufregung an der Bajuwarenstraße. Sollte das Projekt der Stadt wie dort dargestellt verwirklicht werden, würde anstelle des Flachbaus, in dem früher die Polizei und in jüngerer Zeit das soziale Projekt Abba untergebracht war, in einer hohen Halle für bis zu sechs Einsatzfahrzeuge Platz geschaffen werden. Hinter dem städtischen Mietshaus auf dem Grundstück würden dort, wo sich jetzt ein Garten findet, 22 Parkplätze errichtet. Zudem müssten fast 30 Bäume fallen. Und das alles für nur fünf Jahre.

"Wir werden regelrecht eingemauert", klagt Hausmeisterin Helga Rutsch. Gemeinsam mit ihren Mietern und zahlreichen Bewohnern der beiden benachbarten Eigentümergemeinschaften kam sie hilfesuchend zum Bezirksausschuss. Dieser muss sich aber selbst erst schlau machen und vertagte den Punkt, die Bürger blieben mit ihren Ängsten und Fragen zurück.

Die Situation scheint verfahren: Das frühere Truderinger Rathaus, in und neben dem das Bayerische Rote Kreuz (BRK) und die Feuerwache untergebracht sind, wurde nach langem Hin und Her zum Tauschobjekt für ein Schlüsselgrundstück im Gewerbegebiet Rappenweg, das die Stadt dringend brauchte. Die privaten Tauschpartner bekommen das alte Rathaus und wollen die Fläche offenbar so schnell wie möglich nutzen. Feuerwehr und BRK müssen aber weiterhin zentral untergebracht sein. Diskutiert wird über dieses Szenario, das sich abzeichnete, seit Jahren ohne Ergebnis. Jetzt muss es schnell gehen - daher die Idee eines Provisoriums.

Dies aber brachte die Grünen im Bezirksausschuss (BA) in Rage: Ein solches Projekt für nur fünf Jahre wäre laut Grünen-Stadtrat Herbert Danner "aus Naturschutz-Sicht höchst unsensibel, überhaupt nicht flächenschonend, finanziell sehr problematisch, insgesamt vollkommen inakzeptabel". Danner folgerte: "Wir müssen den Grundstückstausch mit diesen Informationen völlig neu bewerten." Er habe im Stadtrat ohnehin dagegen gestimmt.

Verhaltener äußerte sich der Bezirksausschuss-Vorsitzende Otto Steinberger (CSU): Noch habe der BA die Pläne nicht auf dem Tisch, aber es sei ein normales Vorgehen, dass in einer Voranfrage das Maximum des Möglichen abgefragt werde - "so wie es jetzt erscheint, wird es wohl nicht kommen". CSU-Stadtrat Sebastian Schall jedoch ergänzte, dass im Städtebauprojekt Aktive Zentren schließlich schon einige Möglichkeiten durchgespielt worden seien und die Nachbarn daher schon wissen könnten, dass Veränderungen anstehen: "Es ist sehr wichtig, dass Rotes Kreuz und Freiwillige Feuerwehr ordentlich und zukunftsfähig untergebracht sind."

Einen Beschluss fassen will der BA erst in seiner nächsten Sitzung, wenn er die Pläne kennt. Vorberaten wird er in einer gemeinsamen Sitzung seiner Unterausschüsse Planung und Infrastruktur am Mittwoch, 21. Juni, von 18.30 Uhr an. Steinberger will eigens einen größeren Raum buchen, damit alle betroffenen Nachbarn auch einen Platz finden.

Diese jedoch fürchten, dass bis dahin der Tausch vollzogen und Tatsachen geschaffen sind. An dem Grundstückstausch jedoch wird ohnehin nicht mehr zu rütteln sein: Der Stadtrat hat ihn laut Kommunalreferatssprecher Bernd Plank beschlossen - in Kenntnis "aller Implikationen und Konsequenzen". Die Modalitäten auszuhandeln, sei nun ein "Geschäft der laufenden Verwaltung". Das Kommunalreferat lässt jetzt vorsorglich prüfen, ob auch das BRK auf die Fläche passt; allerdings gibt es für die Hilfsorganisation noch eine andere Option. Für die Feuerwehr jedoch gibt es keine Alternative, auch keine Fläche, auf die sie in fünf Jahren ausweichen könnte.

Danner erklärte nach der Sitzung, dass er den Standort an der Bajuwarenstraße für die Feuerwehr grundsätzlich für geeignet hält, aber: Statt eines Provisoriums sollte man gleich dauerhaft bauen, inklusive Tiefgarage. Das könnte wenigstens einige der Bäume rund um das Wohnhaus retten. Danner und seine BA-Kollegen ärgern sich außerdem, dass die Stadt erst vor Kurzem an der Wasserburger Landstraße Flächen für Gewerbe verkauft hat, was sich nun räche. Städtische Flächen würden in Trudering immer knapper.

Das gilt auch für Wohnungen: Dennoch hat die Gewofag, die die Wohnungen in dem betroffenen Haus verwaltet, den Mietern Gespräche über mögliche "Umsetzungswünsche" angeboten. Hausmeisterin Helga Rutsch kann ob der Ungewissheit nicht mehr schlafen. Und: Sie bangt um die grüne Oase, die der Truderinger Ortskern in ihren Augen doch so dringend braucht.

© SZ vom 31.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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