Trudering:Letzte Chance für die Bahnstraße

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Entsetzt sehen Bürger und Lokalpolitiker, dass die neue Verbindung vom Rappenweg nach Haar eher ein Sträßlein wird - nicht breit genug für Schwerlaster. Nun soll's der Oberbürgermeister richten

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

In der Truderinger Bahnstraße versteht man die Welt nicht mehr: Jahrelang hatte die Stadt die geplagten Anlieger der engen Straße, die unter dem Verkehr und besonders den Kieslastern aus Haar leiden, vertröstet auf den Tag, an dem eine Verbindung zwischen der Haarer Schneiderhofstraße und dem Truderinger Rappenweg sie entlasten würde. Nun endlich ist diese Verbindung nördlich der Bahn möglich, denn Oberbürgermeister Dieter Reiter persönlich hatte sich für einen Grundstückstausch eingesetzt, durch den das Schlüsselgrundstück für die neue Straße der Stadt zufiel. Die Eigentümerfamilie hatte dafür das alte Truderinger Rathaus eintauschen können.

Haar hat auch bereits begonnen, ein Teilstück dieser neuen Verbindung zu bauen, denn diese wird nötig zur Erschließung eines neuen Wohngebiets und des geplanten Schulcampus. München hat großes Interesse an diesem Fortschritt, denn die Stadt besitzt selbst Flächen dort, die sie nun entwickeln kann. Doch die neue Straße wird dem ersten Eindruck nach nur ein Sträßlein, schmal und kurvig, ergo für Kieslaster völlig ungeeignet. Alle Hoffnungen der Bahnstraßenanlieger scheinen damit endgültig zu platzen.

Immerhin wurde bei der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Trudering-Riem klar: Die Stadtteilpolitiker stehen hinter den Anliegern des Nadelöhrs Bahnstraße. Auch der Bezirksausschuss zeigte sich höchst alarmiert von der Art und Weise, wie derzeit die Verbindung zwischen dem Truderinger Rappenweg und der Schneiderhofstraße in Haar ausgebaut wird. CSU und Grüne brachten dazu Anträge ein. Die CSU erinnerte die Stadt daran, dass sie selbst in offiziellen Schreiben die Verlängerung des Rappenwegs nach Haar immer als die Lösung des Bahnstraßen-Desasters proklamiert hatte. Nun solle die Stadt aber auch zu diesem Wort stehen und in Haar intervenieren, so die CSU. Der derzeitige schmale Ausbau "kann nur von vorübergehender Dauer sein, keineswegs der Endzustand". Die Stadt müsse "umgehend" Gespräche mit der Gemeinde Haar aufnehmen. Oberbürgermeister Dieter Reiter, der den Grundstückstausch zur Chefsache gemacht hatte, solle dran bleiben und von der Haarer Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) einen breiten, Lkw-gerechten Ausbau fordern.

Das Kreisverwaltungsreferat müsse zudem überlegen, wie man die Laster wirksam auf die neue Straße "umleiten" könne. In jedem Fall müssten zudem in der Bahnstraße die Bordsteine so erhöht werden, dass Laster nicht mehr im Begegnungsverkehr auf die Bürgersteige ausweichen und so die Fußgänger gefährden. Auch das war der CSU als Sofortmaßnahme wichtig. Keiner dürfe auf die Idee kommen, die Bahnstraße einfach zu Ungunsten des parallel verlaufenden Drosselwegs zu beruhigen, forderten die Grünen. Ansonsten erklärte auch deren Sprecher, Herbert Danner, die Entlastung von Bahnstraße respektive Drosselweg sei immer "die Geschäftsgrundlage" für Entscheidungen zu Gunsten eines verlängerten Rappenwegs gewesen. Nun sei aber zu befürchten, dass sie nur eine Art Alibi sei für umfangreiche Baumaßnahmen in Haar - die am Ende wieder nur die Bahnstraße noch viel mehr belasten würden. Daher fragt der Bezirksausschuss auf Antrag der Grünen bei der Stadt nun kritisch nach, ob der neue Mini-Rappenweg bereits fester Bestandteil der dortigen Bebauungspläne sei - und welche Stellungnahme die Stadt hierzu abgegeben habe. Danner stellte klar: "Wir kämpfen seit 30 Jahren. Und das ist die letzte Chance."

Die Bürger, die Hunderte Unterschriften gesammelt haben und einen offenen Brief an den Dieter Reiter gesandt hatten, meldeten sich auch in der Bezirksausschuss-Sitzung zu Wort: Die Stadt dürfe nicht zuschauen, wie Haar Fakten schaffe. Kürzlich aber habe das Kreisverwaltungsreferat die gefährliche Situation sogar auf die in der Bahnstraße parkenden Autos geschoben. Das empfinden die Anlieger regelrecht als "Frechheit", denn nicht die Truderinger und ihre Autos seien das Problem. Im Gegenteil: Parkende Autos seien die einzige Möglichkeit, den Haarer Verkehr ein wenig auszubremsen. Der BA-Vorsitzende Otto Steinberger (CSU) sah das ähnlich. Er erklärte den Bürgern: "Wir sind mit Sicherheit auf Ihrer Seite." Wenn Haar der Stadt da nicht entgegenkomme, sehe er nur einen Weg, sagte Steinberger nach der Sitzung: "Dann muss München die Straße einfach sperren für LKWs." Das fordern die Anlieger schon lange.

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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