Trudering:Gute Netzwerke sind alles

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Erfahrungsaustausch mit ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern in Trudering

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

"Ein herzliches Vergelt's Gott" - Otto Steinberger (CSU), der Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) Trudering-Riem, hat rund 400 Flüchtlingshelfer zum Austausch und zur Vernetzung zu Häppchen und Stollen in den Saal des Kulturzentrums geladen. In Trudering sind es meist die Kirchengemeinden, aus denen die Helfer hervorgehen - ob Peter und Paul oder Augustinus, Christi Himmelfahrt oder die evangelische Friedenskirche. In der Messestadt läuft der Helferkreis übers Bürgerforum. Maria Els, die stellvertretende Präsidentin des Bezirks Oberbayern, spricht von beispiellosem ehrenamtlichem Engagement: "Toll, dass es so beständig ist." Die Verwaltung könne das nicht leisten und sei dankbar, "weil wir spüren, dass es echt ist, was Sie da tun". Am Ende sagt sie: "Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich auch selbst bereichert fühlen."

Den Eindruck machen die Versammelten durchaus - und das liegt nicht nur am Auftritt der Trommelgruppe Get together aus der Fauststraße, in der Flüchtlinge und Alteingesessene auf Initiative eines Asylbewerbers in kurzer Zeit ein beachtliches Repertoire erarbeitet haben. "Eins, zwei, drei": Initiator Youssou aus dem Senegal lässt jeden einmal in seiner Sprache einzählen. Das zeigt die bunte Vielfalt. Es wird begeistert geklatscht, sogar getanzt, es gibt Zugaben.

Frieder Graffe, der ehemalige Sozialreferent der Stadt, erzählt, das er rund 200 aktive Messestädter repräsentiert, die nicht alle Zeit hatten, zu kommen. Sie bereiten sich auf die Ankunft von 400 Menschen an der Willy-Brandt-Allee vor, haben eine bessere Aufteilung der Unterkunft erreicht, setzen sich für schöne Außenanlagen ein. Kürzlich habe er jemanden gebraucht, der einem nigerianischen Mädchen Nachhilfe erteilt: "Binnen zwei Stunden hatte ich fünf Angebote, Netzwerke sind alles.

Einen Tisch weiter haben sich die Helfer von St. Peter und Paul versammelt, die sich um die unbegleiteten Minderjährigen am Moosfeld kümmern - und viele Wochen um einen Flüchtling im Kirchenasyl. Sie habe durch den Kreis einen viel intensiveren Zugang auch zur Gemeinde bekommen, freut sich Birgit Schnorbusch.

Zwei Flüchtlinge habe sie in der früheren Wohnung der Oma aufgenommen, erzählt eine Frau, die ihren Namen nicht öffentlich nennen mag. Es klappe ganz prima. Eine andere beherbergt einen Rumänen "inklusive Krankenbehandlung". Helmut Matkowitz vom FC Stern erzählt, er würde seine Flüchtlingsgruppe, mit der er regelmäßig auf einer Wiese bolzt, gerne in den Verein integrieren, wenn es die überfüllte Bezirkssportanlage Feldbergstraße nur zuließe. So schleppt er halt die Bälle und Tore hin. Es sei auch viel Aufwand, für die Flüchtlinge Spielerpässe zu bekommen. Bei Himmelfahrt seien die Jugend und die Pfadfinder an der Fauststraße engagiert, erzählt Pfarrgemeinderatsvorsitzender Karl-Josef Urringshardt. Pfarrer Jürgen Kauffmann und Gabi Saueressig aus der Friedenskirche sind gut aufgestellt für die Zuzügler an der Stolzhofstraße. Saueressig war auch schon in der Erstaufnahme St.-Veit-Straße aktiv, bevor sie sich mit Keuchhusten ansteckte.

An allen Tischen reden sie über Patenschaften, Deutschkurse, die das Familienzentrum demnächst computergestützt anbieten will, über Firmen wie Iseg und Ostermeier, die Praktikanten aufnehmen wollen. Aus dem Landtag kam Markus Rinderspacher (SPD), um zuzuhören, aus dem Bezirkstag Friederike Steinberger (CSU), aus dem Stadtrat Herbert Danner (Grüne), vom Nachbarbezirk Ramersdorf-Perlach der BA-Vorsitzende Thomas Kauer (CSU). Maren Salzmann-Brünjes (SPD) spricht mit Frieder Graffe über eine Unterkunft ausschließlich für traumatisierte Frauen: "Er hat die nötigen Netzwerke." Und das ist eben alles.

© SZ vom 09.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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