Traditionsgaststätte:"Den Franziskaner wird es weiter geben"

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Was hier auf den Tisch kommt, ist oft bayerisch und preislich gehoben. Die Weißwurst kostet 3,40 Euro. Dafür sitzt man da, wo Strauß Politik machte. (Foto: Catherina Hess)
  • Im September waren Pläne durchgesickert, dass der Franziskaner einem Einkaufszentrum weichen muss.
  • Franziskanerwirt Eduard Reinbold widerspricht: Ziel sei es, die Traditionsgaststätte zu erhalten.
  • Der aktuelle laufende Pachtvertrag läuft 2022 aus.

Von Philipp Crone und Andreas Schubert

Das Traditionswirtshaus Franziskaner bleibt offenbar doch erhalten. Auch wenn sein Pachtvertrag im Jahr 2022 ablaufe und der Gebäudekomplex an der Residenzstraße 9 umgebaut werde, wolle Löwenbräu dort weiterhin eine Gastronomie betreiben, sagte Franziskanerwirt Eduard Reinbold der Süddeutschen Zeitung.

Derzeit fänden Gespräche zwischen Löwenbräu und der Nymphenburg Immobilien AG statt. Ziel sei es, das Traditionslokal in der Innenstadt zu halten. "Den Franziskaner wird es weiter geben", sagte Reinbold. Aktueller Stand sei, dass es eine Vertragsverlängerung über 2022 hinaus geben soll und das Haus in veränderter Form weiterbetrieben wird.

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Eigentümerin der Immobilie ist die zur Finck-Gruppe gehörende Nymphenburg Immobilien AG, die an Löwenbräu verpachtet hat. Die Brauerei wiederum hat das Lokal, das mit seinen 700 Plätzen etwa 1000 Quadratmeter des Gebäudes belegt, an Reinbold untervermietet. Der Franziskaner war und ist Treffpunkt von Politikern und der Münchner Gesellschaft. Franz Josef Strauß pflegte gar vom Stammtisch aus Politik zu machen.

Warum es Aufregung um das Franziskaner gab

Als im September ruchbar wurde, dass das Lokal einem Einkaufszentrum weichen solle, gab es nicht zuletzt wegen des legendären Rufs des Franziskaner große Aufregung in der Stadt. Der Vorsitzende des Münchner Hotel- und Gaststättenverbands, Conrad Mayer, sprach damals von "Wirtshausmord". In die Debatte schaltete sich auch Oberbürgermeister Dieter Reiter ein, der prüfen lassen wollte, ob sich ein weiteres Einkaufszentrum in der Innenstadt verhindern ließe.

Indes: Noch ist überhaupt nichts konkret, es gibt laut Reinbold bis heute weder einen Bauantrag noch eine Bauvoranfrage für Veränderungen der Immobilie. Fest steht allerdings: Würde diese zu einem Einkaufszentrum umgebaut, ließe sich wesentlich mehr Geld damit verdienen als mit einem Wirtshaus in der jetzigen Größenordnung. Während sich mit Gastronomie eine Monatsmiete von höchstens 80 Euro pro Quadratmeter erwirtschaften lässt, spränge mit Einzelhandel pro Quadratmeter wohl ein Vielfaches heraus.

Reinbold, der den Franziskaner seit 50 Jahren betreibt und zusammen mit seinen Söhnen Mathias und Ludwig auch das Schützenzelt auf der Wiesn, betonte, er habe auch in Zukunft an dem Lokal Interesse. "Selbstverständlich werden wir 2022 darum kämpfen, weiter Pächter bleiben zu dürfen. Wer geht schon freiwillig aus dem Franziskaner raus?"

Von den Eigentümern des Gebäudekomplexes war bis Freitag keine Stellungnahme zum aktuellen Stand der Verhandlungen zu bekommen. Der Brauereikonzern Anheuser-Busch InBev, zu dem Löwenbräu gehört, bestätigte aber, dass er ebenfalls kein Interesse an einer Schließung habe und dass es Bemühungen für den Erhalt des Wirtshauses gebe. "Natürlich ist unser Ziel, eine Traditionsgastronomie wie den Franziskaner am Standort auch über 2022 hinaus fortzuführen", teilte ein Unternehmenssprecher mit.

"Dafür sind wir jederzeit bereit, über dahin gehende Optionen zu sprechen. Das haben wir in der Form auch der Nymphenburg Immobilien AG mitgeteilt." Aktuell gebe es aber keinen neuen Stand. "Wir haben aber ja auch noch sechs Jahre, um hier eine für alle Beteiligten sinnvolle Lösung herbeizuführen." Derzeit plant Reinbold, das Wirtshaus neu aufzuteilen - in ein günstigeres Bräustüberl im vorderen Teil und in ein gehobenes Restaurant im hinteren Teil. Dadurch soll der Franziskaner sowohl das Massen- wie auch das Opernpublikum ansprechen.

Was über die Zukunft des Löwenbräukellers bekannt ist

Auch beim Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz stehen in naher Zukunft Veränderungen an. Reinbold hat das Wirtshaus von der Nymphenburg Immobilien AG gekauft und sagte der SZ, er wolle "den Ort entwickeln". Dass er den Löwenbräukeller bekommen habe und im Gegenzug den Franziskaner aufgebe, stimme nicht, betonte Reinbold. Über den Kaufpreis habe man Stillschweigen vereinbart, der Löwenbräukeller sei aber "kein Schnäppchen" gewesen.

Aktueller Pächter dort ist Christian Schottenhamel, ebenfalls Wiesnwirt. Der Pachtvertrag läuft noch bis 2018. Reinbold deutete an, dass seine Familie den Löwenbräukeller künftig wohl selbst betreiben werde. Schottenhamel, der bis dahin noch keine Verhandlungen über eine mögliche Pachtverlängerung geführt hat, überrascht das nicht, wie er auf Nachfrage erklärte.

Er bestätigte auch, dass er bereits auf der Suche nach einem neuen Objekt sei und auch Gespräche stattfänden. Ob er sich in München oder anderswo umsehe, ließ Schottenhamel aber offen. "Solange noch nichts spruchreif ist, kann ich überhaupt nichts dazu sagen", erklärte er. "Ich habe ja noch zwei Jahre Zeit."

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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