Tierschutz:Aktion Saustall

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Schweinerei: Greenpeace-Aktivisten verhüllen die Schaufenster eines Discounters mit großformatigen Fotos von eingepferchten Schweinen. (Foto: Robert Haas)

Greenpeace protestiert in Haidhausen vor einer Lidl-Filiale gegen Billigfleisch

Von Thomas Anlauf

Die Aktion dauert nur wenige Minuten, dann ist die Lidl-Filiale in einen Saustall verwandelt. Zumindest äußerlich: Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace haben am Montagmittag kurzerhand sämtliche Schaufenster eines Lebensmitteldiscounters an der Haidhauser Kirchenstraße mit großformatigen Fotografien abgeklebt, auf denen dicht gedrängt ziemlich schmutzige Schweine zu sehen sind. Neben dem Eingang quiekt es aus einem Lautsprecher wie in einem viel zu engen Saustall. "Millionen fühlende Lebewesen müssen in deutschen Ställen leiden, um in einem Discounter als Billigfleisch zu landen", sagt Dorit Piotrowski, Sprecherin von Greenpeace München. Die Umweltschützer protestieren mit der Aktion am Montag gegen die Massentierhaltung für Billigfleisch.

Zunächst unbemerkt von der Filialleitung beklebt ein halbes Dutzend Umweltschützer um 11.48 Uhr die Fensterfront der Discounterfiliale. Davor postieren sich dann die Aktivisten in ihren grünen Windjacken, zwei Frauen halten ein gelbes Transparent in die Höhe. "Lidl lässt Schweine leiden!", steht darauf. Ein Transportfahrer auf der anderen Straßenseite wird auf die Klebeaktion aufmerksam. "Dürfen die das überhaupt?", ruft er. Dann kommen schon Mitarbeiter von Lidl vor die Tür gestürmt, wollen das Plakatieren verhindern. "Das ist Sachbeschädigung", ruft ein Mann mit blauem Lidl-Shirt und fotografiert die Szene mit dem Handy. Die Filialleiterin ruft die Polizei, wenig später hält ein Streifenwagen, zwei Beamte wollen wissen, wer für die Aktion verantwortlich ist. Einer der Polizisten zupft an der Pappe mit den Schweinefotos und prüft, ob die sich problemlos vom Fenster entfernen lässt. Dann rufen sie Verstärkung. Es herrscht etwas Ratlosigkeit, ob die Aktion wirklich illegal ist oder gar Sachbeschädigung. Die Greenpeace-Leute meinen, nein. Das bleibe ja nicht dauerhaft kleben und würde später wieder entfernt. Außerdem befinde man sich auf dem Gehweg der Kirchenstraße im öffentlichen Raum.

Einige Passanten und Lidl-Kunden nehmen bereitwillig Flugblätter der Greenpeace-Leute entgegen, andere schütteln den Kopf. "Iss gut jetzt", steht auf den Flyern, und: "Lidl muss mehr Verantwortung übernehmen." Greenpeace fordert, dass das Unternehmen nur noch Fleisch aus tiergerechterer und umweltschonender Produktion verkauft, außerdem klare Kennzeichnungen der Tierhaltung und der Herkunft auf allen Fleischprodukten. "Die bayerische Idylle stimmt nicht mehr. Durch die Unmengen an Gülle durch Massenhaltung wird unser Trinkwasser vergiftet", sagt Dorit Piotrowski. Lidl müsse sich seiner Verantwortung bewusst werden.

Am Montagnachmittag beendet Greenpeace seine friedliche Protestaktion in Haidhausen freiwillig und räumt den Saustall wieder auf.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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