Theresienwiese:Ausverkauft

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Das Rewe-Family-Fest findet nicht mehr statt. Lokalpolitiker sind erleichtert

Von Tobias Mayr

Willy Mundigl nimmt es mit Ironie. "Da sind wir aber traurig", kommentiert der Sprecher der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss (BA) der Schwanthalerhöhe, was das städtische Referat für Arbeit und Wirtschaft meldet: Das Rewe-Family-Fest wird nicht mehr stattfinden. Im Veranstaltungskalender der Theresienwiese, den das Referat jährlich vorlegt, fehlt der traditionsreiche Termin.

Seit 1996 hat der Lebensmittelriese Rewe hier jeden Sommer ein Festival auf die Beine gestellt - mit allem, was dazu gehört. Auf einer Bühne präsentierten sich Teeniestars und Fernsehköche, Kinder tobten geschminkt in Hüpfburgen, und Erwachsene lernten Kochrezepte und Stylingtipps. Im Zentrum des Familienfestes standen aber haufenweise Lebensmittel zum Schnäppchenpreis, die mit dem Bollerwagen transportiert wurden. Beim letzten Fest im Juli seien 100 000 Besucher aus ganz Bayern gekommen, sagte der Veranstalter.

Als Grund für das Ende nennt Rewe nun das veränderte Freizeitverhalten der Besucher. "Wir mussten Jahr für Jahr stärker feststellen, dass Veranstaltungen dieser Größenordnung und Konzeption letztlich nicht mehr die gewünschte Wirkung und Anziehungskraft entfalten können", so der Konzern, der sich bisher stets mit den hohen Besucherzahlen gebrüstet hat. Es müsse immer mehr Aufwand und Spektakel betrieben werden, und das sei letztlich immer weniger mit dem Wesen und den Kernanliegen des Festes vereinbar. Worin das Wesen von Rewe-Family abseits von Spektakel und Hamsterkäufen lag, ließ man allerdings offen.

In der Lokalpolitik sorgt die Absage für Erleichterung. Bei den meisten Bürgervertretern rund um die Theresienwiese war das Fest ausgesprochen unbeliebt, in der Vergangenheit wurde es gar als "Rewe-Vermüllungsfest" geschmäht. "Es geht nicht um das Familienfest per se, sondern um die enorme Kommerzialisierung der Theresienwiese", sagt etwa Arno Laxy von der SPD Schwanthalerhöhe. Dort ist man jetzt überrascht, dass sich die Sache so einfach von selbst erledigt hat.

Auf dem Theresienwiesen-Plan für das kommende Jahr stehen neben den Fixterminen Frühlingsfest, Wiesn und Winter-Tollwood erneut die Afrika-Tage sowie das Sonnwendfeuer eines Burschenvereins. "So etwas gehört auf einen Berg oder so, aber nicht mitten in die Stadt", zeigen sich Willy Mundigl und die Mehrheit des BA Schwanthalerhöhe verärgert. Lodern wird das Feuer trotzdem, denn über das, was sich da vor ihren Haustüren abspielt, dürfen die Bezirksausschüsse zwar klagen, aber nicht entscheiden.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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