Thalkirchen:Senioren statt Schüler

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Der Verein Demokratische Schule hat an der Frauenbergstraße keine Chance mehr für sein Projekt

Von Jürgen Wolfram, Thalkirchen

Die Pläne des Vereins Demokratische Schule München für seine erste Bildungsstätte in der bayerischen Landeshauptstadt sind zum Scheitern verurteilt. Der Wunschstandort an der Frauenbergstraße in Thalkirchen ist offenbar schon anderweitig vergeben - die Stadt will hier eine Senioreneinrichtung schaffen. Dies wurde vor kurzem in einer Sitzung des Bezirksausschusses 19 bekannt. Zwar enthielten sich die Lokalpolitiker einer Stellungnahme, sie fordern vom städtischen Sozialreferat aber genauere Auskünfte über die Alternativpläne, die die Kommune hier verfolgt.

Beim Verein Demokratische Schule ist man enttäuscht über die Entwicklung. Sprecherin Natascha Haase sagte am Donnerstag zwar, ihre Organisation habe das Projekt in Thalkirchen nicht gänzlich abgeschrieben, weil ihr noch keine definitive Mitteilung des Sozialreferats vorliege. Zugleich aber richte sich der Verein darauf ein, wieder auf die Suche zu gehen. Leider verfüge man über keine konkrete Standortalternative. München erweise sich in dieser Hinsicht erneut als schwieriges Pflaster. Schon einmal sei der Verein Demokratische Schule mit einer Einrichtung an den Ammersee ausgewichen, weil in der Stadt partout kein Grundstück zu finden gewesen sei. Der Schulverein hatte beabsichtigt, auf dem ehemaligen Lagerhallenplatz in Thalkirchen eine Unterrichtsstätte nach dem Sudbury-Modell zu errichten und dort zunächst 35 Schülerinnen und Schüler aufzunehmen. Wegen des nahen U-Bahnstation und der geringen Entfernung zum Stadtzentrum erschien ihm der Standort ideal. Laut Natascha Haase leisten Sudbury-Schulen unter dem Motto "Potenzialentfaltung und Vielfalt" einen wichtigen Beitrag für eine zeitgemäße und zukunftsorientierte Bildung. Das Konzept dieser Privatschulen stammt aus den USA, wo vor mehr als 45 Jahren die erste Einrichtung dieser Art eröffnet wurde. Sudbury-Schulen existieren heute auf der ganzen Welt, etwa auch in Japan, Australien, Dänemark und Holland. Zu ihren besonderen Kennzeichen gehören die weitreichende Mitbestimmung von Schülern und Eltern, eine spielerische, spontane Art des Lernens und die Aufstellung von Lehrplänen mit allen Beteiligten.

Ein Sprecher des Sozialreferats hat unterdessen bestätigt, dass auf dem betreffenden, der Stadt bereits gehörenden Grundstück in Thalkirchen längerfristig an die Errichtung eines Wohnprojekts für Senioren gedacht sei. Eine endgültige Konzeption dafür liege zwar noch nicht vor, doch eines der Ziele sei die Bezahlbarkeit der Mieten auch für Menschen mit geringer Rente. Bis zur Fertigstellung der Wohnanlage könnten noch etwa drei Jahre vergehen. Zum Auftakt der Planung werde das Sozialreferat Anfang 2016 den Bezirksausschuss 19 über sein Vorhaben informieren und sich mit der Stadtteilvertretung abstimmen, kündigte der Behördensprecher an. Dem Verein Demokratische Schule müsse man leider sagen: "Der Zweck steht fest, wir wollen Wohnen für Senioren." Noch ungeklärt sei hingegen, ob eine städtische Wohnungsbaugesellschaft wie etwa die GWG oder aber eine Genossenschaft die Wohnanlage errichten werde.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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