Thalkirchen:Bevor alles den Bach runtergeht

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Eine Umfrage zeigt, dass das Wissen um die einst bedeutende Flößerei auf der Isar aktiv bewahrt werden muss

Von Jürgen Wolfram, Thalkirchen

Vor gut 100 Jahren zählte die Flößerei zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen in München und dem Voralpenland. Doch das Wissen der meisten Menschen dieser Tage über das traditionsreiche, sagenumwobene Handwerk ist lückenhaft - das ist die Kernaussage einer Umfrage, die der 2014 gegründete Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen jetzt öffentlich präsentierte. Die positive Nachricht: Die meisten Leute bringen die Flößerei mit Gemeinschaftserlebnissen, der Schönheit des Isartals und dem Stolz auf Traditionen in Verbindung, weniger mit dem Klischee der bierseligen Geldmacherei. "Generell zeichnet sich der Wunsch ab, mehr über die Flößerei zu erfahren", fasst die Vereinsvorsitzende Helga Lauterbach zusammen. Eine Herausforderung nicht zuletzt für den Kulturverein.

Lauterbach macht auch gleich ein paar Vorschläge, wie das Image der Flößerei aufpoliert werden könnte. Informationsblätter, die bei Floßfahrten verteilt werden, sowie eine stärkere Berücksichtigung des Themas im Schulunterricht seien erwägenswerte Ansätze. Ferner könnten die Zentrallände in Thalkirchen und eine Reihe flößereihistorischer Bauwerke in München eine wichtigere Rolle in der touristischen Konzeption der Stadt spielen. Vor allem aber, und das ist seit seiner Gründung ein Hauptanliegen des Kulturvereins, sollte möglichst bald ein Flößermuseum an der Isar "als Bildungsort die Geschichte anschaulich darstellen".

Ein Ziel der Umfrage, deren Ergebnisse auch als Broschüre vorliegen und dem Bezirksheimatpfleger zur Verfügung gestellt werden sollen, sei es gewesen, "die öffentliche Meinung zu den Flößern, zu ihrer sozialen und gesellschaftlichen Stellung" in Erfahrung zu bringen, erläuterte Helga Lauterbach. Eingegangen seien einige Aussagen, die sie nur unterstreichen könne. "Der Flößer gehört zu Thalkirchen und die Floßfahrt auch" oder "Kulturprägendes Handwerk von fundamentaler historischer Bedeutung", lauten die Statements. Helga Lauterbach empfiehlt aber nicht nur die Lektüre der Umfrage, sondern ebenso die einschlägige Literatur zum Thema. Der Schriftsteller Joseph Friedrich Lentner etwa habe Flößer-Charaktere in einer ethnografischen Bestandsaufnahme des Landes Bayern treffend beschrieben.

Bildungslücken in diesem Zusammenhang ließen sich ferner mit einem Besuch der Ausstellung "Vom Wasser auf die Straße - Flößerei in der Umbruchzeit" kompensieren, die vom 9. Oktober bis 4. November im Maierhof des Klosters Benediktbeuern gezeigt werden wird. Der Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen und der Bezirk Oberbayern haben diesen Überblick über die lange Flößer-Geschichte entwickelt.

© SZ vom 20.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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