SZ-Adventskalender:Wenn Nikolaus, Christkindl und Osterhase zugleich kommen

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SZ-Leser spenden mit knapp fünfeinhalb Millionen Euro noch etwas mehr als im Vorjahr und helfen damit Bedürftigen.

Von Sven Loerzer, München

Erneut erweist sich das Engagement der SZ-Leser für kranke, behinderte und arme Menschen als rekordverdächtig: Für die 69. Hilfsaktion des "Adventskalenders für gute Werke der Süddeutschen Zeitung" gingen bisher mehr als 5,4 Millionen Euro an Spenden ein. Obwohl die Adventszeit 2017 fast eine Woche kürzer ausfiel, wurde damit das Spendenergebnis der vorigen Aktion sogar ganz knapp übertroffen.

Das Gesamtergebnis im Vorjahr lag höher, weil Erbschaften mit insgesamt 2,74 Millionen Euro dazukamen. "Ich bin überwältigt von der hohen Hilfsbereitschaft und dem großen Vertrauen der Leser in unser Hilfswerk", dankt Adventskalender-Geschäftsführerin Anita Niedermeier den Lesern für ihren Einsatz. "Vielen Menschen in schwierigen Lebenslagen konnte dadurch bereits geholfen werden." Die gesamte Summe, exakt 5 420 496,52 Euro, geht ohne jeglichen Abzug an Hilfsbedürftige, die Sach- und Verwaltungskosten trägt der Süddeutsche Verlag.

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Fast 21 000 Leser haben sich bisher beteiligt, mehr als 2000 kamen dazu ins SZ-Servicezentrum in der Fürstenfelder Straße 7, viele von ihnen um gleich mehrere Hundert Euro einzuzahlen, wie der Leiter des Servicezentrums, Wolfgang Schneider, berichtet. Die Mitarbeiter dort wissen viel zu erzählen, wie etwa von einer alten Frau, die unsicher war, ob sie ihre übliche Spende von 1000 Euro im letzten Jahr eingezahlt hat, weil sie während der Adventszeit krank war. Sicherheitshalber verdoppelte sie deshalb den Betrag. Ganz früh dran waren Laura, Franzi, Julia, Emma, Lisa, Nadine und Mia, die schon im August ein Kuvert mit 13,33 Euro abgaben, weil der Adventskalender Kindern helfe, "die Hilfe brauchen" und ihnen Freude bereite.

Neben Schulklassen beteiligten sich auch Belegschaften, wie etwa die Mitarbeiter des Hauptzollamtes München am Flughafen, die ihr Sommerfest und einen Ausflug zum Spendensammeln nutzten. Einige Firmen gehören schon seit Jahren zu den treuen Unterstützern des Hilfswerks. Wie etwa das Unterföhringer IT-Beratungsunternehmen "straight solutions GmbH", dessen Geschäftsführer Christian Meyer schrieb: "Wir haben das große Glück in einer Branche zu arbeiten, in der es seit Jahren stetig aufwärts geht." Der Adventskalender biete die Möglichkeit, "etwas von unserem wirtschaftlichen Erfolg zurückzugeben und damit Familien zu unterstützen, die in Not geraten sind". Gerade der regionale Bezug, sowie die nachhaltige und unbürokratische Hilfe ist Meyer wichtig: "Wir alle haben Familie und wissen, wie wichtig es ist, gesund zu sein und aktiv am Leben teilhaben zu können."

Nicht nur SZ-Leser aus München, der Region, Bayern und der gesamten Bundesrepublik beteiligten sich, sogar Leser im Ausland machten mit, etwa aus Österreich, den Niederlanden, Belgien und Kalifornien. Den höchsten Betrag, wie im Vorjahr jeweils 50 000 Euro, überwiesen Knorr-Bremse Global Care, die Marion von Tessin-Stiftung und ein Privatspender. Erheblichen Anteil am guten Ergebnis hatte auch das Benefizkonzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks unter Leitung von Mariss Jansons. Im Mittelpunkt der Hilfe stehen kranke und behinderte Kinder, Familien, die plötzlich in Not geraten sind, alte, kranke und arme Menschen, sowie Wohnungslose. Einzahlungen sind weiterhin möglich.

In Zusammenarbeit mit sozialen Organisationen, Dienststellen und Verbänden unterstützt der Adventskalender Menschen in schwierigen Lebenslagen. Denn bei geringem Einkommen sind dringend benötigte Hilfsmittel wie eine Brille oder der längst erforderliche Ersatz einer defekten Waschmaschine oder einer alten Matratze oft nicht mehr zu finanzieren. Ein Ausflug, ein kleiner Urlaub, den sich chronisch Kranke, wie etwa Menschen, die unter Multipler Sklerose leiden, nicht leisten könnten, kann wieder Auftrieb geben: "Das tut Leib und Seele so gut. So tanken wir Kraft und gehen gestärkt zurück in den anstrengenden Alltag", sagt eine Frau, der der Adventskalender geholfen hat.

Geldspenden können wichtige Anschaffungen möglich machen

Bereits vor Weihnachten konnten Einkaufsgutscheine im Wert von 317 000 Euro verteilt werden. 1230 mit Lebensmitteln gefüllte Einkaufstaschen und 800 große, mit Lebensmitteln gefüllte Pakete sind vor allem an bedürftige Familien und alte Menschen verteilt worden. "Ich bedanke mich ganz herzlich für das Lebensmittelpaket", schrieb eine Frau. "Ich war so überrascht und habe mich so sehr gefreut, dass ich weinte", so eine andere. Als glückliche Empfängerin stellte sich eine ältere Frau vor: "Immer, wenn ich etwas gegessen habe, eben aus diesem Paket, dachte ich an die, die das bewerkstelligen. Darum kommt nun mein imaginäres Paket voller lieber Gedanken an alle, die gespendet haben. Danke von ganzem Herzen."

Geldspenden können oft Menschen mit geringem Einkommen helfen, Not zu beseitigen und wichtige Anschaffungen zu ermöglichen. "Ganz, ganz herzlich möchte ich mich für Ihre großzügige Spende bei allen Beteiligten bedanken. Eine wunderbare Weihnachtsüberraschung ist gelungen", so eine Frau. Einen Mann, dessen Einkommen nicht zum Leben reicht, machte die unerwartete finanzielle Hilfe überglücklich: "Ich kann meinen herzlichen Dank nicht in Worte fassen. Es ist ganz einfach so - wie man bei den Kindern sagt - als ob der Heilige Nikolaus, das Christkindl und der Osterhase zugleich gekommen wären."

© SZ vom 05.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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