SZ-Adventskalender:Gute Taten für 5,1 Millionen Euro

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  • Mehr als 5,1 Millionen Euro haben die SZ-Leser in diesem Winter für den "Adventskalender für gute Werke" gespendet.
  • Das Geld geht an Menschen, die sich oft das Nötigste nicht mehr leisten können.
  • Die Empfänger sind nicht nur dankbar, sondern gewinnen wieder Zuversicht

Dachau - Am Ende "ist dann auch noch die Dunstabzugshaube plötzlich abgebrannt", erzählt Gabriele T. und lacht. "Jetzt ist aber alles gut", fügt sie rasch hinzu. Im Herbst war die alleinerziehende Mutter mit ihren zwei Söhnen in eine eigene Wohnung gezogen. Und musste feststellen, dass die teuer abgelöste Küchenausstattung defekt war. Mit Unterstützung des SZ-Adventskalenders konnte sie die Spülmaschine reparieren, Herd und Abzugshaube austauschen lassen.

"Ohne Hilfe wäre das nie gegangen, dafür bin ich wirklich dankbar." Eine Sorge weniger. Denn der anstrengende Alltag der 37-Jährigen wird nach wie vor von der Betreuung ihres geistig behinderten Sohns geprägt. Stundenlang ist die Mutter nachts mit dem 13-jährigen Felix oft wach, weil er wegen eines Gendefekts an massiven Schlafstörungen leidet. Eine Belastung, die Gabriele T. aber gerne auf sich nimmt. "Wir leben zwar anders, als andere Familien, aber wir halten gut zusammen." pes

Heimstetten - Die Bambula kuschelt jede Nacht mit einem anderen Mädchen. Einmal schläft sie bei Selam, dann wieder bei Rufta (beide Namen geändert). Die Stoffpuppe mit dem krausen Haar ist ein Stück Heimat für die Mädchen, die Anfang November ein unscheinbares Haus in Heimstetten bezogen haben. Denn ihre Eltern mussten die beiden Mädchen in Eritrea zurücklassen. Die zwei minderjährigen Flüchtlinge, 16 und 15 Jahre alt, teilen sich ein Zimmer im Erdgeschoss der betreuten Wohngruppe, die Imma (Initiative für Münchner Mädchen) im vergangenen Jahr in Heimstetten eröffnet hat. Die Mädchen sind zwar alleine, haben aber bei Imma eine gute Starthilfe in ein neues Leben gefunden. Sie lernen Deutsch und denken darüber nach, was sie wohl später einmal machen wollen. Vielleicht Lehrerin werden? Mit den Spenden des Adventskalenders konnten sich die Mädchen erst mal Schulsachen kaufen. cw

München - Monika Slodcyk ist Mutter von zwei geistig behinderten Kindern. Vor einem Jahr wurde bei ihr Multiple Sklerose diagnostiziert. Dennoch schafft sie es, sich aufopferungsvoll um Sohn Max, 15, und Tochter Martina, 13, zu kümmern. So wenig, wie Mama Monika mit dem eigenen und dem Schicksal der Kinder hadert, so wenig beklagt sie sich auch über ihre finanzielle Situation.

Die kleine Familie lebt von Pflegegeld. Der Vater ist Fernfahrer, sein Verdienst lässt keine großen Sprünge zu. Einen Korb mit gutem Essen und einem großen Glas Nutella war der Herzenswunsch der Slodcyks zu Weihnachten. Das konnte der Familie dank der Spenden der SZ-Leser erfüllt werden. Außerdem konnte Monika Slodcyk für Max eine Grundausstattung, etwa an Wäsche, kaufen. Für diese Unterstützung bedankt sie sich in einem rührenden Brief. "Wir hätten uns nicht träumen lassen, jemals so großzügig beschenkt zu werden, da lässt sich alles leichter ertragen." kmp

Freising - Bei einem verheerenden Dachstuhlbrand in der Altstadt im August 2014 haben gleich mehrere Familien innerhalb weniger Stunden alles verloren. Was nicht verbrannt war, war durch Rauch und Wasser nach den stundenlangen Löscharbeiten unbrauchbar geworden. Eine Hausratversicherung hatten die wenigsten. Zu den Opfern gehörte auch eine alleinerziehende Mutter mit einem autistischen Sohn, für den jede Veränderung seiner Umgebung eine Bedrohung ist. Gleich nach dem Brand hatte der SZ-Adventskalender zu Spenden für die etwa 50 Opfer aufgerufen, die nicht zu den finanziell besser Gestellten gehören. Eine neue Bleibe zu finden, gestaltete sich gerade für sie auf dem angespannten Wohnungsmarkt schwierig. Die SZ-Leser zeigten sich hilfsbereit. 8220 Euro kamen für die Betroffenen zusammen. bt

München - Draußen ist schönstes Frühlingswetter, Sonja N. aber sitzt in ihrer Wohnung. "Ich kann nicht raus", sagt sie. Ihr Gesicht, ihr ganzer Körper ist gerötet, "der Ausschlag juckt furchtbar". Am Vormittag war sie zumindest kurz vor der Tür; sie ist zur Apotheke gegangen, um sich eine Salbe zu kaufen. 27 Euro hat die gekostet. "Wenn ich das Geld von der Zeitung nicht auf der Bank hätte, wüsste ich nicht, wie ich mir das leisten soll." Sonja N. ist 85 Jahre alt und schon lange alleinstehend.

Sonja N. trauert um ihren Sohn. (Foto: ales)

Im Herbst war einer ihrer zwei behinderten Söhne gestorben, Andreas. Nicht nur der Verlust an sich war für Sonja N. schmerzhaft, sie lag Nächte lang wach, grübelnd, woher sie das Geld für die Beerdigung nehmen solle. Der Kostenvoranschlag hatte sie aufgewühlt: 2397 Euro, ein unvorstellbarer Betrag für Sonja N. "Dabei hatte der Andreas die einfachste Beerdigung, die möglich war", sagt die Rentnerin. Mittlerweile hat Sonja N. die Rechnung gezahlt. Auf 2394 Euro belief sie sich am Ende. "Ich bin so froh, dass nun alles erledigt ist. Ich hab mir so viele Gedanken gemacht." Eines möchte sie den Lesern unbedingt sagen: "Vielen, vielen Dank. Im Namen meines Sohnes." mai

Bad Tölz-Wolfratshausen - Chronische Krankheiten machen es Volker L. unmöglich, weiter zu arbeiten. Der Tölzer ist gerade einmal Anfang 50. Seine Frührente beträgt nur 491 Euro. Das reicht knapp zum Wohnen und Leben. Für Luxus ist kein Platz. Sein Wunsch beim Adventskalender war bescheiden und praktisch: eine Waschmaschine. Zu einer Freundin konnte er mit seiner Schmutzwäsche nicht mehr, als die Frau an Krebs erkrankte. Jetzt hat er dank der SZ-Leser ein eigenes Gerät: "Am Anfang habe ich mich kaum getraut zu waschen, weil die Maschine so schön und neu war", sagt Volker L. "Ich bin richtig glücklich und kann nur immer wieder Danke sagen." Allerdings habe er, meint er augenzwinkernd, ein neues Problem. "Eine Nachbarin hat mir ein Bügeleisen geschenkt. Das geht vielleicht schwer." Handtücher bekomme er schon glatt, "aber bei den Hemden muss ich noch üben". brib

Starnberg - Seit drei Tagen ist die ganze Familie Fasnaugh vergrippt. "Doch abgesehen davon, geht es uns allen gut, auch der kleinen Emilia", sagt Mutter Yvonne Fasnaugh, 29. Diese Aussage ist typisch für die lebensbejahende Einstellung der Familie. Denn die 26 Monate alte Emilia leidet an Spina bifida, hat schon mehrere Operationen hinter sich und noch einen langen Leidensweg vor sich. Doch sie ist ein fröhliches, willensstarkes Kind: Erst vergangene Woche lobte der Orthopäde ihre Fortschritte, mit ihren Orthesen kann sie stehen und mit Hilfe des kleinen Rollators - sie nennt ihn stolz "Auto" - wetzt sie hinter ihrem vierjährigen Bruder durch die Wohnung.

Mit Unterstützung des SZ-Adventskalenders konnte sich die junge Familie einige notwendige Anschaffungen leisten, die von der Krankenkasse nicht übernommen werden. Sorgen macht sich Yvonne wegen Emilias Darmlähmung. Mindestens vier mal am Tag muss der Blasenkatheter gewechselt und der Darm von außen ausgedrückt werden. "Das ist eine schmerzhafte Sache für Emilia." Yvonne Fasnaugh hofft, dass die Reittherapie, die Emilia demnächst beginnt, nicht nur ihr Gleichgewicht stärkt, sondern auch zur Verbesserung der Körperfunktionen beiträgt. bla

Türkenfeld - Äußerlich sieht Felix wie ein ganz normaler Vierjähriger aus: blonde Wuschelhaare, blaue Kulleraugen, bunte Shorts und ein T-Shirt mit einem lachenden Wal. Doch der Schein trügt. Seit frühester Kindheit wird Felix von starken Krampfanfällen geplagt, seine Muskeln sind so schwach, dass er nur auf dem Bauch oder Rücken liegen oder im Rollstuhl sitzen kann. Auch geistig ist er nicht so weit wie gleichaltrige Kinder. Für seine Eltern, und vor allem für die 29-jährige Anna Görschler, ein Vollzeitjob. In gut einem Monat bekommt Felix ein Geschwisterchen.

Felix bekommt ein Geschwisterchen. (Foto: gre)

"Alleine mit Rollstuhl und Kinderwagen einkaufen oder spazieren gehen, das ist gar nicht möglich", sagt Anna Görschler. Irgendwann entdeckte sie eine Vorrichtung mit einer Babyschale, die auf Felix Rollstuhl geschraubt werden kann. Doch die Krankenkasse übernahm die hohen Kosten nicht, denn normalerweise verwenden eine solche Babyschale nur Mütter und Väter im Rollstuhl. Der Babyschalen-Adapter an Felix' Rollstuhl ist deshalb ein Prototyp, der von einem Spezialisten aus dem Ruhrgebiet nach den Ideen der Görschlers entwickelt worden ist. laha

Erding - Für Menschen mit psychischen Krankheiten ist es ein großer Erfolg, wenn sie ein geregeltes Leben führen können. Beim Schritt in die Normalität helfen die Rentabel-Betriebe der Caritas. In Aufhausen bei Erding gibt es einen Rentabel-Gebrauchtwarenmarkt, in dem die Mitarbeiter Möbel herrichten und zu günstigen Preisen verkaufen. Sie erledigen aber auch andere Dinge, reinigen Containerhöfe oder betreuen Friedhöfe. Damit die Caritas den Betrieb aufrechterhalten kann, und damit sich die Mitarbeiter wenigstens das Nötigste - Fahrkarten oder einen Zahnersatz - leisten können, ist finanzielle Unterstützung notwendig.

3000 Euro konnte der SZ-Adventskalender der Caritas Erding für den Betrieb des Gebrauchtwarenmarktes geben. Ein kleiner Teil des Geldes kommt zum Beispiel bei der 48-jährigen Frau J. an, die nach einem schweren Arbeitsunfall ihren Job verloren hatte und vor einigen Jahren auch noch den Tod ihres Sohnes verkraften musste. Hohe Schulden haben sich angehäuft. Jetzt braucht sie Zahnersatz. Und den soll sie auch bekommen. TS

© SZ vom 14.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Von Sven Loerzer

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