SWM:Stadtwerke verzeichnen deutlichen Verlust

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  • Die Stadtwerke München werden in diesem Jahr erstmals seit Langem einen deutlichen Verlust verzeichnen.
  • Bislang profitierte der städtische Haushalt von den Gewinnen - das wird in diesem Jahr anders sein.
  • Die schwierige Lage ist stark durch eine städtische Entscheidung aus der Vergangenheit mitbegründet.

Von Katja Riedel, München

Die Stadtwerke München (SWM) werden 2015 erstmals seit vielen Jahren einen "deutlichen Verlust" verzeichnen - in welcher Höhe ist derzeit noch nicht genau bezifferbar. Das sagte SWM-Geschäftsführer Florian Bieberbach der Süddeutschen Zeitung. "Das ist natürlich ein Riesenschlag", so Bieberbach.

Ein Schlag, der sich indirekt auch auf den Stadthaushalt auswirkt. Aus den Gewinnen der Stadtwerke konnte Kämmerer Ernst Wolowicz nämlich bisher zuverlässig 100 Millionen Euro in den städtischen Haushalt einstellen. Gibt es keine Gewinne, sieht der Vertrag zwischen der Gesellschafterin Stadt und den selbständigen Stadtwerken auch keine Abführung vor - ein Automatismus. Zwar könnte der Stadtrat trotzdem eine Abgabe einfordern, er müsste dies aber eigens beschließen.

Entscheidungen aus der Vergangenheit

SWM-Chef Bieberbach baut bereits rhetorisch vor: Die Finanzkrise der SWM treffe die Stadt "zum Glück in einem sehr, sehr guten Jahr". Und die schwierige Lage ist auch stark durch eine städtische Entscheidung aus der Vergangenheit mitbegründet. Allein die Rückstellungen für die Abwicklung des Atomkraftwerkes Isar II, an dem die SWM mit knapp 25 Prozent beteiligt sind, müssen um etwa 100 Millionen Euro erhöht werden; Schuld daran sind die derzeit niedrigen Zinsen.

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Die SWM haben die bisher etwa 600 Millionen Euro, die sie für den Rückbau des Kernkraftwerks einkalkuliert hatten, langfristig angelegt. Weil diese Anlagen weniger abwerfen, müssen die SWM mehr Geld zurücklegen. Der Stadtrat selbst habe einst mit knapper Mehrheit entschieden, bei Isar II einzusteigen und diese Beteiligung erst später auf die SWM übertragen. "Jetzt muss man bis zum Ende aller Tage dazu stehen", sagte Bieberbach. Die Stadt habe gewusst, dass sie damit auch Entsorgungsrisiken auf sich nehme, allerdings auch lange mit dem Atomstrom gut Geld verdient. Deshalb sei es richtig, dass die SWM wie andere Energieversorger nun dafür haften.

Eine Belastung für die Stadtwerke stellt auch der Strommarkt dar - vor allem in der Zukunft. Die Strompreise sind innerhalb des vergangenen Jahres dramatisch eingebrochen. Momentan bekommen die SWM die Krise dabei noch gedämpfter zu spüren als Konzerne wie Eon oder RWE. Denn die SWM haben in den vergangenen Jahren fast ausschließlich in erneuerbare Energien Milliarden investiert.

Erträge in der Zukunft

Davon profitieren sie nun mehrfach: zum einen, weil vor allem der Strom aus den gerade fertiggestellten Windparks auf hoher See momentan noch zu einem Festpreis vergütet wird, es zudem Fördergeld gibt. Zum anderen, weil viele Konkurrenten weit höhere Abschreibungen vornehmen müssen, weil sie vor allem herkömmliche Kraftwerke betreiben, die vom Strommarkt abhängig sind. Doch ungeschoren kommen die SWM auch nicht davon: Auch Bieberbach wird die Werte für seine Kraftwerke aufgrund der Zukunftsaussichten senken müssen, durch Sonderabschreibungen. "Dadurch, dass die Strompreise jetzt so niedrig sind, müssen wir davon ausgehen, dass sie noch die nächsten 20 Jahre auf einem relativ niedrigen Niveau bleiben", sagte Bieberbach. "Grund für die Abwertungen ist der pessimistischere Ausblick mit einer Perspektive 20, 30 Jahre."

Gerade die vier kürzlich fertiggestellten Großprojekte werden in den kommenden zwei Jahren Erträge abwerfen. Es kommt also Geld herein - doch die SWM stehen nicht so glänzend da, wie es früher der Fall war. Sie haben sich aber auf einem niedrigeren Niveau stabilisiert. Bereits ein knappes Viertel der Erträge kommt derzeit schon aus den Kraftwerken, in welche die SWM mit ihrer Ausbauoffensive bei erneuerbaren Energien Milliarden investiert haben - primär über Kredite.

Ende 2014 hatten die SWM mehr als drei Milliarden Euro Schulden; mit einem Gewinn von 80 Millionen Euro nach Steuern haben sie zuletzt deutlich weniger verdient. Dennoch seien weitere Investitionen und die Ausbauoffensive nicht gefährdet, sagt Bieberbach. Das im Frühjahr angeschobene Sparprogramm werde noch einmal angezogen. "Es gibt keine Pläne, betriebsbedingt zu kündigen, Bereiche stillzulegen oder auszulagern. Das wäre für uns nur die absolute ultima Ratio, wenn sich die Lage noch mal dramatisch verschärfen würde." Dies sei momentan aber nicht absehbar.

© SZ vom 11.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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