Streit um Bad am Kochelsee:Tristesse im Trimini

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Die Baustelle auf dem Gelände des Trimini liegt brach. (Foto: Manfred Neubauer)
  • Der Streit um das Erlebnisbad Trimini am Kochelsee beschäftigt das Landgericht München.
  • Der Betreiber fordert von der Kommune einen Verlustausgleich von 850 000 Euro, weil sie die Bauarbeiten beenden habe lassen.
  • Seit 2013 finden keine Umbauarbeiten mehr statt. Die Kommune beteuert, es habe jedoch niemals den Auftrag zu einem Baustopp gegeben.

Von Klaus Schieder, Kochel am See

Das Trimini hat einen Vorteil, der nicht für Geld zu beschaffen ist: Das Erlebnisbad liegt am Kochelsee und bietet einen unverstellten Blick auf die Berge. Das Panorama können die Gäste genießen, wenn sie sommers ihre Runden im Außenbecken drehen, das auf einer Terrasse gleich am Seeufer liegt, oder winters von drinnen durch hohe Fensterfronten. Das Badevergnügen runden zwei Rutschen, ein Whirlpool und eine Biosauna ab. Aber pittoreske Lage und Angebot nützen wenig, wenn die Anlagen sanierungsbedürftig sind. Bis zu einer Million Euro Defizit verbuchte die Gemeinde im Jahr, weshalb sie einen privaten Betreiber suchte und 2011 in der Kristallbäder AG fand. Damit erlitt sie jedoch Schiffbruch: Der schon begonnene Umbau wurde vor zwei Jahren gestoppt, der Investor zog dagegen vor Gericht, den 40 Mitarbeitern des Bades wurde gekündigt. Und das Trimini sieht mit seinen zunehmend windschiefen Bauzäunen inzwischen trist aus.

Dabei erschien der Plan anfangs als durchdacht: Die Kristallbäder AG sollte als Betreiberin sechs Millionen Euro investieren, die Gemeinde als Grundbesitzerin ebenso viel, die Hälfte davon sollte aus Fördermitteln kommen. Aber dann erreichte die EU ein anonymer Beschwerdebrief gegen den Vertrag: Es sei unzulässig, öffentliche Mittel einer Privatfirma zu geben. Das sah man in Brüssel zwar anders, doch Kochel musste mit Verlust die Fördertöpfe wechseln - statt drei fließen nur noch 2,4 Millionen Euro. Daher kam es 2013 zu einem vorläufigen Baustopp im Trimini. Seither geht auf der Baustelle nichts mehr.

Kein Baustopp von der Gemeinde

Über die Frage, wer die Einstellung der Arbeiten angeordnet hat, streiten sich Investor und Gemeinde mit sturer Vehemenz. Bürgermeister Thomas Holz (CSU) sagt, es gebe keinen von der Gemeinde verhängten Baustopp. Heinz Steinhart, Aufsichtsratsvorsitzender der Kristallbäder AG, hält dagegen, der Bürgermeister habe die Arbeiten beenden lassen, "und niemand sonst".

Die Baustelle auf dem Gelände des Trimini liegt brach. (Foto: Manfred Neubauer)

Dabei geht es ums Geld. Steinhart schloss das bis dahin teilweise geöffnete Trimini im Herbst 2014 ganz. Er fordert seither von der Kommune einen Verlustausgleich von etwa 850 000 Euro. Steinhart argumentiert unter anderem, dass sein Unternehmen mehr als eine halbe Million Euro Gebühren an eine Münchner Bank zahlen musste, weil es einen für die Sanierung vorgesehenen Kredit nicht abnehmen konnte. Holz beteuert, dass die Gemeinde berechtigten Vergütungsansprüchen durchaus nachkommen wolle, dafür aber nachprüfbare Belege brauche. Die seien jedoch nie vorlegt worden, sagt der Bürgermeister.

Im Januar kündigte man den Mitarbeitern

Der Streit, der sich nicht gerade um ein unlösbares Problem dreht, beschäftigt nun das Landgericht München. Dort hatte Steinhart im Vorjahr eine Klage eingereicht, an der er auch festhält, nachdem er sich vor zwei Monaten mit Holz und Vertretern der Regierung von Oberbayern zu einem klärenden Gespräch traf. Alle Beteiligten verständigten sich damals darauf, den Vertrag zu erfüllen und das Kocheler Bad nun doch zu modernisieren. Im Januar kündigte Steinhart dann aber den Trimini-Mitarbeitern. Die Klage will er erst zurückziehen, wenn die Gemeinde die geforderte Summe gezahlt hat.

Für Kochel ist die Situation prekär. Auch weil das Alpamare in Bad Tölz im August schließen wird, braucht der kleine Touristenort ein modernes Freizeitbad mit attraktiven Wellnessangeboten, um gegen die noch immer dichte Konkurrenz im Süden von München bestehen zu können. Eigentlich sollte das Trimini in Kochel eine Art Schwester der Kristalltherme in Schwangau werden, die ebenfalls von der Kristallbäder AG betrieben wird und die einen jährlichen Überschuss von 1,4 Millionen Euro erwirtschaftet. Aber das liegt derzeit in weiter Ferne.

© SZ vom 04.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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