Stellplätze:Warten aufs Paket

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Ein lokaler Güterverteiler fordert eine Ladezone unter dem Olympiadorf - erfolglos

Von Nicole Graner, Olympiadorf

Wie oft man im unterirdischen Teil des Olympiadorfes seine Runden dreht, um einen Parkplatz zu ergattern, ist nervenaufreibend. Davon können Anwohner ein Lied singen, Besucher, aber auch Handwerkerfirmen. Und auch Christian Treffer. Für seinen Handwerksladen Olympiawerk, der seit April 2016 handwerkliche Dienstleistungen im Olympiadorf und von größeren Logistikfirmen auch Paketanlieferungen übernimmt, braucht er dringend Parkplätze am Helene-Mayer-Ring 14. Damit Logistikunternehmen und Fahrzeuge von Handwerkerfirmen halten- und ausladen können. Pakete und kleinere Anlieferungen werden schon jetzt unter dem Motto des Olympiawerks "CO₂-freie An- und Abfahrten" mit Elektrofahrzeugen zum Kunden im Olympiadorf gefahren. Das soll, so hofft Treffer, weiter ausgebaut werden.

Sein Konzept eines lokales Güterverteilzentrums hat er schon in der Juli-Sitzung dem Bezirksausschuss (BA) Milbertshofen-Am Hart vorgestellt. Seine innovativen Ideen von einem weiteren Ausbau der umweltfreundlichen Anlieferungspraxis gefiel, nur nicht die Tatsache, dass er vier Parkplätze braucht und dafür auf der Erschließungsebene am Helene-Mayer-Ring 14 ein dauerhaftes eingeschränktes Halteverbot forderte. Ein Ortstermin im August machte deutlich: Die Idee gefiel den Lokalpolitikern und dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) weiter, allerdings würden wohl drei Parkplätze ausreichen. Die neue Ladezone solle von 7 bis 18 Uhr und samstags von 7 bis 13 Uhr für Lkw, Handwerkerfahrzeuge und Logistiker zur Verfügung stehen.

Nun wurde in der jüngsten BA-Sitzung noch einmal über den Antrag diskutiert. Und wieder das gleiche Hin- und Her, die gleiche Wertung: CO₂-freies Konzept gut, die Forderung nach Parkplätzen schlecht. CSU-Sprecher Erich Tomsche machte noch einmal ganz klar: "Wir möchten nicht, dass wir solche wertvollen Plätze zur Verfügung stellen." Der Parkplatzdruck im Olympiadorf sei "riesig". Außerdem habe das KVR beim Ortstermin betont, ein eingeschränktes Halteverbot sei niemandem zugeordnet. Dass die Plätze dann ausschließlich der Firma Treffer zur Verfügung stünden, sei also falsch. Ob die geforderten Parkplätze dann einen positiven Nutzen für die Olympiadorf-Bewohner brächten, sei ebenfalls fraglich, erklärte BA-Vorsitzender Fredy- Hummel-Haslauer (SPD). Man müsse so oder so auf sein Paket warten. Und dem Bewohner sei es letztlich vollkommen egal, wer das Paket am Ende anliefere. Grüne und Freie Wähler/ÖDP begrüßten die innovative Idee. "Wir freuen uns, dass es so ein Konzept in unserem Stadtbezirk gibt", erklärte Jutta Koller (Grüne). "Die Ladezone sei notwendig ", betonte Leo Meyer-Giesow (ÖDP). Auch ein Teil der SPD begrüßte den Antrag. Parkplätze contra innovative Idee - das 16-zu-16-Votum des Gremiums zeigte die Schwierigkeit, beidem gerecht zu werden. Der Antrag wurde mit dem Patt also abgelehnt. Christian Treffer vom Olympiawerk zeigte sich enttäuscht vom Ergebnis. "Dass es so knapp ausgehen würde - damit hatte ich nicht gerechnet. Aber ich lasse nicht locker."

Einen Tag vor der Sitzung hatte sich sogar UPS Amerika bei Christian Treffer gemeldet und sich vom Konzept eines Güterverteilzentrums in einem Quartier wie dem Olympiadorf begeistert gezeigt. Den Parkdruck verstehe Treffer allerdings gut. "Denn", so bringt er es auf den Punkt, "die Erschließungsebene ist einfach ein bequemes Parkhaus ohne Kosten." So viele Wohnwagen parkten dort, so viele Autos mit einer dicken Staubschicht. Gerade deshalb könne man doch tagsüber Parkplätze nutzen, die frei würden. Immer wieder versuche er sich mit Eigentümern von Parkplätzen zu arrangieren, wenn zum Beispiel Handwerker in einer Wohnung arbeiten müssten. Das klappe aber nicht immer. "Park-Sharing" heiße da seiner Meinung nach die Lösung. Eine, die es doch irgendwie geben müsse.

Im Moment ist das Parken rund um die Nadi-, Connolly- oder Straßbergerstraße noch schwieriger geworden. "Seitdem die Müllschlucker des Olympiadorfes kaputt sind", erklärt Treffer, "fallen noch einmal Stellplätze weg, weil ja jetzt Müllcontainer aufgestellt sind".

© SZ vom 20.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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