SZ-Adventskalender:Gemeinsam geschafft

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Gruppenbild mit Schirmherrin: Barbara Stamm (3. von rechts) freut sich über die gelungene Sanierung des Schullandheims Wartaweil. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das Schullandheim in Wartaweil ist frisch saniert

Von Christine Setzwein, Wartaweil

Viele helfende Hände, enormes ehrenamtliches Engagement, große Spendenbereitschaft, intensive Überzeugungskraft und nicht zuletzt eine Menge Geld waren nötig, damit aus dem Schullandheim Wartaweil so eine attraktive Anlage wird, wie sie jetzt ist. Denn noch vor vier Jahren sah es so aus, als müsse das Haus geschlossen und abgerissen werden. Im Herbst 2011 setzte Starkregen das ganze Erdgeschoss des Hauses unter Wasser. Das war aber nicht alles. Anschließend wurde festgestellt, dass die barrierefreien Duschen undicht waren und Wasser 13 Jahre lang in Boden und Mauern lief. "Die Schadenssumme stieg wöchentlich um 100 000 Euro, bis wir bei fast vier Millionen waren", erinnerte sich Konstanze Riedmüller am Dienstag in Wartaweil. Die ehrenamtliche Vorsitzende des Landesverbands Bayern für körper- und mehrfachbehinderte Menschen, Träger des Schullandheims, begrüßte Förderer und Unterstützer zu einem Renovierungsfest, allen voran die Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die Schirmherrin des Hauses ist.

"Beim ersten Runden Tisch war ich mir nicht sicher, ob wir das schaffen", räumte Stamm ein. Aber sie wollte das bisher einzige vollkommen behindertengerechte Schullandheim Deutschlands unbedingt erhalten. 1997 ist das Haus eröffnet worden. Und Inklusion sei von Anfang an dort gelebt worden. Denn nach Wartaweil kommen nicht nun behinderte Kinder und Jugendliche. Behinderte und Nichtbehinderte mischen sich dort ganz selbstverständlich, lernen und spielen zusammen. Immer öfter sind auch Schulklassen zu Gast, deren Sozialkompetenz gefördert werden soll, sagte Heimleiterin Bettina Simmerl. Es kommen aber auch Familien und andere Gruppen.

Der Betrieb des Schullandheims am Ufer des Ammersees lief auch während der Sanierung weiter. Ein halbes Jahr lang waren zwei der drei Häuser geschlossen, berichtete Geschäftsführer Rainer Salz. "Wir wollten auch keinen unserer Mitarbeiter entlassen." Mit einem Zeitkonto konnte das verhindert werden.

Von den Baufirmen, die für den Pfusch verantwortlich waren, war wegen der abgelaufenen Verjährungsfrist nichts mehr zu holen. 60 Prozent der Sanierungskosten von 3,8 Millionen Euro übernahm der Freistaat. Den Rest musste der Trägerverein aufbringen. Er schaffte es. Zu den Spendern gehören der Verein Sternstunden, Ein Herz für Kinder, die Stiftungen Wohnhilfe, Regine Sixt Kinderhilfe und Antenne Bayern. Der SZ-Adventskalender beteiligte sich mit 25 000 Euro. Saniert werden mussten alle Gebäudeteile, vor allem die behindertengerechten Bäder, die Außenanlagen und die Regenentwässerung. Das Schullandheim auf dem 2,7 Hektar großen Gelände bietet Platz für bis zu 150 Gäste und zählt pro Jahr etwa 32 000 Übernachtungen. Eine besondere Attraktion ist der barrierefreie Naturerlebnispark und der direkte Zugang zum See mit barrierefreiem Steg.

"Wir haben es geschafft", sagte Barbara Stamm. Ohne ein Netzwerk wäre das nicht möglich gewesen. Menschen, Vereine, Stiftungen, Medien und die Politik, "das macht unsere Gesellschaft aus". Dass so viele Menschen geholfen hätten, tue ihr gut. "Wir werden alles tun, damit das Haus lange bestehen beliebt", versprach Rainer Salz.

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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