Starnberg/Herrsching:Hallen für Flüchtlinge

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In der Kreisstadt und in der Ammerseegemeinde sollen neue Unterkünfte entstehen

"Starnberger Weg" nennt das Landratsamt die neue Regelung für die Verteilung der Flüchtlinge auf die einzelnen Gemeinden. Bisher hatte sich der Landkreis nicht auf verbindliche Quoten festgelegt, seit der letzten Besprechung mit den Bürgermeistern gilt: Die Verteilung erfolgt proportional zur Einwohnerzahl der Gemeinden. Das bedeutet, dass die Gesamtzahl der für 2016 prognostizierten Flüchtlinge - 53 pro Woche - prozentual auf die Gemeinden verteilt werden soll. Bereits bis Mitte 2016 ist mit insgesamt 3000 Personen im Landkreis zu rechnen, zum Jahresende könnten es 4400 sein.

Den Löwenanteil davon wird die Stadt Starnberg aufnehmen müssen mit knapp 18 Prozent der Landkreisbevölkerung. Derzeit sind rund 240 Asylbewerber untergebracht, Sie wohnen vorwiegend in dezentral angemieteten Wohnungen und Häusern. Zudem werden voraussichtlich im Februar weitere 75 Asylsuchende auf einem Grundstück an der Petersbrunner Straße neben dem Wertstoffhof in einer Container-Siedlung untergebracht. Bis zum Jahresende aber sind nach den gegenwärtigen Prognosen mehr als 750 Plätze in der Stadt notwendig. Das Landratsamt hat deshalb bei der Stadt zwei weitere Grundstücke zur Errichtung einer zeitlich befristeten Unterbringung von Flüchtlingen angefragt: Auf dem Sportplatzgelände des SC Percha soll an der Münchner Straße eine Containeranlage - baugleich mit der in Herrsching - für 144 Personen entstehen. Zudem will das Landratsamt auf einem landkreiseigenen Grundstück zwischen der Schrebergartensiedlung am Franziskusweg und dem Tierheim eine Maschinenhalle errichten, in der 120 Personen Platz finden sollen.

Der Stadtrat stimmte der Containeranlage beim SC Percha einhellig zu. Im Hinblick auf die Maschinenhalle in der Nähe des Mooses regte sich jedoch Widerspruch: Die CSU wollte vor einer Entscheidung das Ergebnis einer Überprüfung der Eignung einer Tennishalle an der Gautinger Straße als mögliche Unterkunft abwarten. Der Antrag auf Zurückstellung fand jedoch ebenso keine Mehrheit wie die Ablehnung dieses Tagesordnungspunktes. Stefan Diebl, Pressesprecher des Landratsamtes, räumte am Dienstag auf SZ-Anfrage ein, dass es noch keine abschließende Bewertung zur Tennishalle insbesondere im Hinblick auf die Kostenübernahme gebe. Offen ist auch, ob die Tennishalle zusätzlich oder anstelle der bereits bestellten Maschinenhalle genutzt werden kann.

Die Gemeinde Herrsching muss acht Prozent aller Flüchtlinge aufnehmen, berichtete Bürgermeister Christian Schiller in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Derzeit leben 183 Flüchtlinge in Herrsching. Damit ist das Soll von 124 unterzubringenden Flüchtlingen überschritten. Mitte des Jahres eröffnet die neue Unterkunft in Breitbrunn und bietet weitere 63 Schlafplätze. Ende des Jahres muss Herrsching aber 310 Menschen untergebracht haben. "77 Plätze fehlen", rechnete Schiller vor. Um rasch Abhilfe zu schaffen, soll eine 50 mal 20 Meter große Maschinenhalle aufgebaut werden, die zu einem Flüchtlingsquartier mit Gemeinschaftsküche und Sanitärbereich für 120 Menschen umgerüstet werden soll. Allerdings gibt es keine gemeindliche Fläche auf der die Halle aufgebaut werden kann. Rund 4000 Quadratmeter Fläche sind für die Halle nötig. Um einer Gettobildung vorzubeugen, würde die Gemeinde einen Standort bevorzugen, der nicht unmittelbar an die bestehende Containeranlage angrenzt. "Wir können aber nicht wählerisch sein, denn die Zeit drängt", erklärte Schiller. Er appellierte deswegen an alle Grundbesitzer, Flächen dem Landratsamt zur Verfügung zu Stellen. Es braucht kein Bauland zu sein, denn für Flüchtlingsunterkünfte gelten Ausnahmeregeln. "Große Wiesen und Äcker dürfen für diesen Zweck vorübergehend genutzt werden", sagte Schiller. Neben der Unterkunft müssten in den Gemeinden dringend auch Kinderbetreuungseinrichtungen errichtet werden. Er plädierte für provisorische Kindergartengruppen, die schnell realisiert werden könnten. Dabei dürften die baulichen Standards nicht so streng gehandhabt werden. "Dann gibt es eben keine Kinder-Toiletten und abgesenkte Waschbecken", so Schiller. Noch herrsche ein "katastrophaler Bürokratismus".

© SZ vom 27.01.2016 / phaa, pat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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