Starnberg/Gauting:Baustopp für Flüchtlingsunterkunft

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Nein, hier wird keine Halle für Flüchtlinge in der Leutstettener Straße in Gauting gebaut. Das Gerippe wird wieder abgetragen - es gibt einen Baustopp. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das Landratsamt Starnberg lässt die Aufbauarbeiten für die Thermohalle in Gauting abbrechen, da die Zahl der Asylbewerber drastisch zurückgegangen ist. Die Containerwohnanlagen sollen aber errichtet werden

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg/Gauting

Neue Wende in der Unterbringung von Flüchtlingen: Da die Regierung von Oberbayern bis Ende April keine Asylbewerber in die Landkreise mehr schickt, hat das Landratsamt Starnberg den Bau von Thermohallen für Flüchtlinge gestoppt. So wird die Halle in der Leutstettener Straße in Gauting, die in dieser Woche errichtet werden sollte, nicht aufgebaut.

Die damit beauftragte Montagefirma erhielt die Nachricht am Montagnachmittag, als man gerade dabei war, frischen Beton in die Fundamente für die Stützträger zu füllen, berichtete ein Mitarbeiter. Mit bloßen Händen habe man den Beton wieder rausgekratzt. Am Dienstag begann man mit dem Abbau der gesamten Konstruktion. Die Teile sollen auf dem Gelände neben der Leutstettener Straße gelagert werden. Zu dem Baustopp meinte Landrat Karl Roth: "Diesen Schritt halte ich für notwendig, weil die aktuelle Entwicklung nicht erwarten lässt, dass wir diese Unterkunft zur Unterbringung von Asylbewerbern noch benötigen." Der Kreischef hat allerdings jetzt ein anderes Problem: Das Gebäude hat der Landkreis schon für 1,2 Millionen Euro gekauft. Nun muss er sich nach einem Käufer umschauen, um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben. Möglicherweise findet er einen Interessenten in einem der Nachbarlandkreise, die Unterkünfte benötigen, um ihre Sporthallen räumen zu können, sicher ist aber nichts. Es ist auch fraglich, ob der Käufer auch noch diese Summe hinblättern will, die der Landkreis gezahlt hat. Roth schwant nichts Gutes. "Wir stehen mit möglichen Interessenten bereits in Kontakt", versucht er zu beruhigen.

Damit gerät aber auch das Finanzierungskonzept des Landkreises in Schieflage. Bislang ging man davon aus, die Hallen und die Containeranlagen an die Regierung von Oberbayern vermieten zu können. Mit den Einnahmen aus der Vermietung sollten die Ausgaben für die Unterkünfte refinanziert werden. Von Null-Summen-Spiel war immer die Rede. Immerhin liegen die Investitionen des Landkreises in diesem Bereich bei gut 35 Millionen Euro. Dafür hat man sich tief verschuldet. Nun ist die Nachfrage weggebrochen. Klar ist nur, dass sich der Landkreis mit dem Baustopp vom Leichtbauhallen-Konzept verabschiedet hat.

Anfang April hatte das Landratsamt schon zwei Thermohallen gestrichen. "Wenn wir Kapazitäten verringern, müssen wir als erstes die Provisorien im Blick haben", meinte Roth. Am geplanten Fahrplan zur Errichtung von Container-Wohnanlagen will der Kreis aber noch weiter festhalten. Das bestätigte Landratsamtssprecher Stefan Diebl auf Anfrage. Sechs dieser Wohnanlagen sollen in diesem Jahr noch errichtet werden, so Diebl. Sie werden für jene Flüchtlinge gebraucht, die man in Berg, Tutzing und Pöcking in Zeltstädten untergebracht hat. Diese sollen möglichst schnell abgebaut werden. So hat es Landrat Roth den Bürgermeistern versprochen. Die Containeranlagen haben Platz für 144 Menschen und bieten mehr Komfort und mehr Sicherheit.

Wie es im Mai weitergehen soll, weiß man auch in der Kreisbehörde nicht. "Wie die wöchentlichen Zuweisungen ab Mai aussehen werden, ist uns heute noch nicht bekannt", meinte der Landrat. Zur Erinnerung: Noch vor einigen Monaten musste der Landkreis Starnberg wöchentlich 53 Asylbewerber aufnehmen. Jetzt sind es aktuell - null.

© SZ vom 20.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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