Starnberg:Rasend schnell

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Seit dem Fahrplanwechsel vorigen Sonntag kommen die Starnberger flotter nach München, Tutzing, Weilheim oder Kochel. Wer in die Werdenfelsbahn steigt, ist in 20 Minuten am Münchner Hauptbahnhof - die Fahrgäste jubeln

Christian Deussing

Werdenfelsbahn am Seebahnhof Starnberg Werdenfelsbahn am Starnberger Seebahnhof (Foto: STA Franz X. Fuchs)

StarnbergDie Berufspendlerin ist zufrieden. Sie ist gerade mit der S-Bahn aus Gauting gekommen und steigt gleich in die neue Werdenfelsbahn ein, die seit kurzem im Stundentakt auch in Starnberg am Bahnhof See hält. Sie müsse jetzt nicht mehr in Tutzing umsteigen, um ihren Regionalzug nach Weilheim zu erreichen, sagt die 21-jährige Arzthelferin. Auf dem Bahnsteig wartet auch Hans-Rainer Schuchmann auf die Regionalbahn, mit der er nun schon in 20 Minuten am Münchner Hauptbahnhof ist - mit dem einzigen Halt in Pasing. "Das neue Angebot ist eine tolle Sache", meint der Fahrgast aus Starnberg. Einige Züge müssten aber noch pünktlicher sein, das werde sich aber wohl einpendeln, hoffe er.

Werdenfelsbahn am Seebahnhof Starnberg Werdenfelsbahn am Starnberger Seebahnhof (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Seit dem Fahrplanwechsel am vorigen Sonntag kommen die Starnberger viel schneller nach München, Tutzing, Weilheim oder Kochel. Im gesamten Werdenfelsnetz sind jetzt täglich 200 Züge eingesetzt. Das Angebot habe sich somit um 30 Prozent erhöht, diese "große Systemänderung" erfordere aber mehr Personal und führe zu erheblichen Umstellungen, berichtet Antonia von Bassewitz, Marketing-Geschäftleiterin bei der DB Regio. Das sei gerade in der ersten Phase eine Herausforderung, damit der Betrieb reibungslos verläuft. Dazu zähle auch, so die Bahnmanagerin, je nach Bedarf die 229 Sitzplätze mit weiteren "Zugeinheiten" deutlich zu erhöhen - zum Beispiel im Berufsverkehr.

Ein anderes Problem hatte am frühen Mittwochabend eine Studentin aus Tutzing, die um 18.30 Uhr in München in die Werdenfelsbahn einsteigen wollte. Es war außerplanmäßig ein Expresszug, der jedoch nicht in Tutzing hält. Die Studentin erwischte gerade noch an einem anderen Gleis die richtige Regionalbahn, die fünf Minuten später abfuhr. Dennoch ist die 21-Jährige insgesamt erleichtert über den neuen RB-Zug.

Diesen Eindruck vermitteln auch Sebastian Jungwirth und Alexander Jaksic. Die beiden jungen Männer fahren in der Werdenfelsbahn am Freitagmittag nach Weilheim. Einer von ihnen hat sein Handykabel in die Steckdose über dem Fenster gesteckt. Das Kabel baumelt herunter, was ihn aber nicht stört. Immerhin sei auch diese Steckdose ein neuer Service, sagt der Fahrgast. Durch den Gang läuft die kleine Hannah, sie hat eben noch in der Kinderspielecke auf blauem Buchstabenpolster gesessen und das Landschaftsbild mit großer Sonne auf dem Tisch bestaunt. So eine Ecke habe sie im Intercity vermisst, betont die Mutter, die aus Hamburg ins Oberland zu Freunden reist.

In Kochel ist Wolfgang Schuldlosen eingestiegen, um in München einzukaufen. Er genießt es, erstmals nicht mehr in Tutzing umsteigen zu müssen. Und das mit einem Werdenfels-Tagesticket von 19 Euro. Denn zuvor sei es die Fahrkarte um elf Euro teurer gewesen, erzählt der 48-jährige Familienvater. Seine älteren Töchter müssten oft nach Starnberg beziehungsweise in die Landeshauptstadt fahren und profitierten nun auch von der neuen Regionalbahn. Der Werbefachmann würde es jedoch begrüßen, wenn noch mehr Gepäckablagen in den Zügen vorhanden wären. Einige Reihen vor dem Mann sitzt eine Tutzingerin, die eine Zeitung liest. Die Rentnerin ist von dem Komfort angetan und empfindet es fast so, als würde sie auf einer Kurzstrecke jetzt "in einem Fernzug zu reisen".

Wenige Minuten später hält der Zug wieder am Starnberger Bahnhof. Ein älteres Ehepaar aus Penzberg steigt aus, um seine Tochter in der Kreisstadt zu besuchen. Die beiden haben nur 37 Minuten gebraucht. Doch die Zeitersparnis sei "gar nicht so gravierend" - sondern nicht mehr das Risiko zu haben, den Anschlusszug in Tutzing zu verpassen; und zwar deshalb, weil die eigene Bahn unpünktlich war. Dieses Problem kannten bisher auch viele andere Fahrgäste aus Richtung Kochel - oder auch das Ärgernis, auf den Zug aus Weilheim länger warten zu müssen. Nur die Türen seien an den neuen Zügen zu weit auseinander, monieren die Penzberger. Bei Gedränge könne es nämlich knapp werden, noch rechtzeitig ein- oder aussteigen zu können.

© SZ vom 21.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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