Lehrer:Gestresst in die Ferien

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Den Lehrern der Grund- und Mittelschulen im Landkreis Starnberg setzte zuletzt die Krankheitswelle zu. Weil die mobile Reserve ausgebucht ist, mussten sie improvisieren und teilweise drei Klassen zugleich betreuen.

Von Blanche Mamer, Starnberg

"Erholen Sie sich gut in den Osterferien", so verabschiedete sich die Starnberger Schulbehörde am Freitag von ihren Lehrern. "Wir haben es auch nötig", kam als Feedback von den gestressten Schulleitern, die in den vergangenen Wochen viel Durchhaltevermögen brauchten, um den regulären Unterricht zu organisieren. Dass die Situation auch in Starnberg sehr schwierig ist, hat Schulamtsdirektorin Elisabeth Hirschnagl-Pöllmann der SZ bestätigt. Denn schon vor der Grippewelle war klar, dass die mobile Reserve völlig ausgebucht ist und dass mehr Vertretungslehrer gebraucht werden.

Doch auch hier herrscht mittlerweile Mangel, sodass Arbeitsverträge mit Lehrkräften aus dem Realschul- und Gymnasialbereich abgeschlossen wurden. "Wir sind alle am Limit", sagte Sonja Bode-Schumann, Rektorin der Grundschule Starnberg . Allein an der Schlossbergschule sind drei Klassenlehrerinnen und eine Fachlehrerin krank, in der Ferdinand-Maria-Schule fehlen zwei Klassenleiterinnen. Wenn sechs von 20 Klassenleiter ausfallen, braucht es eine Menge Organisation, um zurecht zu kommen. Zeitweise musste die Schulleiterin selbst gleichzeitig drei Klassen betreuen. Betreuen - denn an richtigen Unterricht ist nicht mehr zu denken. Als "Mängelverwaltung" bezeichnet sie die Situation. "Man müsste gleich zu Beginn des Schuljahres mehr Junglehrer einstellen, dann könnte man mehr Differenzierungsstunden anbieten und hätte eine Reserve, wenn mehrere Pädagogen gleichzeitig krank sind."

Schon seit Wochen fallen in den beiden Schulen Arbeitsgemeinschaften aus, und es konnte keine einzige Differenzierungsstunde gegeben werden. Statt ständig Schulentwicklungspläne und neue Unterrichtskonzepte zu fordern, die dann in der Schublade verschwinden, solle das Kultusministerium mehr Lehrer bewilligen, kritisiert Bode-Schumann. So schwer wie in den vergangenen Monaten war die Belastung der Lehrer schon lange nicht mehr. Plötzlich musste jeden Morgen neu improvisiert werden. "Wir haben alles getan, um Unterrichtsausfall zu vermeiden, wir teilten die Schüler auf die Parallelklassen auf und ließen uns von den kranken Kollegen Arbeitsmaterial schicken", sagt die Stockdorfer Schulleiterin Heike Beuschlein. Der Unterricht erfolgte teilweise bei offenen Türen in gegenüberliegenden Klassenzimmern.

Von der mobilen Reserve war keine Hilfe zu erwarten. Schon zu Beginn des Schuljahres war klar, dass alle Vertretungslehrer für schwangere Kolleginnen und für Langzeiterkrankte eingeplant waren. "Weil wir die Zahlen schon kannten, hat die Regierung von Oberbayern uns noch zusätzliche Lehrerstunden zugewiesen, um die mobile Reserve aufzustocken", sagt die Starnberger Schulrätin. Doch auch das hat nicht ausgereicht, da unerwartet viele neue Schwangerschaften hinzugekommen sind und weitere schwere Krankheitsfälle auftraten. Der Vertretungspool musste daraufhin erneut aufgestockt werden, es gab mehr Budget. "Das schaffte die Möglichkeit, neue Lehrer einzustellen. Allerdings war das ziemlich schwierig, da wir in der Großregion nicht genügend Vertretungslehrer finden konnten", berichtet Hirschnagl-Pöllmann. Obwohl einige Lehrer ihre Teilzeit erhöht haben und Förderlehrer für den regulären Unterricht eingesetzt wurden, musste sich das Schulamt um Lehrkräfte aus dem Realschul- und Gymnasialbereich bemühen. Mit ihnen wurden Arbeitsverträge für gewisse Stundenzahlen abgeschlossen, sodass der Pflichtunterricht steht.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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