Starnberg:Geothermieprojekt auf dem Prüfstand

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Pöcking und Feldafing geben zusammen mit der Firma BE Geothermal eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Ergebnisse sollen nächstes Jahr vorliegen.

Gerhard Summer

Pöcking - In einem Jahr dürfte feststehen, ob sich das erste kommunale Geothermieprojekt im Fünfseenland verwirklichen lässt. Pöcking und Feldafing sowie die Firma BE Geothermal wollen bis dahin die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie für ihren Claim Starzenbach vorlegen. Wie die Bürgermeister Rainer Schnitzler und Bernhard Sontheim am Dienstag in einer Pressekonferenz sagten, führe die Atomkatastrophe in Japan vor Augen, dass "dringendster Handlungsbedarf" besteht. Es komme nun darauf an, eine "verantwortbare Versorgung" aufzubauen und von atomarer und fossiler auf erneuerbare Energie umzusteigen, so Schnitzler. Und die tiefe Geothermie habe hierzulande mehr Potenzial als Windkraft und Biogas.

Wärme aus der Tiefe: Pöcking und Feldafing prüfen erstmal, ob sich das rentiert. foto:  Bardehle (Foto: Angelika Bardehle)

Bis Sommer 2012 werde man abschätzen können, ob das Vorhaben wirtschaftlich ist oder nicht, an welchem Standort ein Kraftwerk errichtet und wo Fernwärmeleitungen verlegt werden können. Lutz Stahl, Geschäftsführer der BE Geothermal GmbH, rechnet mit 130 bis 135 Grad heißem Wasser. Man müsse dafür 3400 bis 4400 Meter tief bohren. Zum Vergleich: Beim Bernrieder Erdwärmeprojekt, das Stahl mit der dortigen Gemeinde betreibt, soll 145 bis 150 Grad heißes Wasser aus 4750 Metern Tiefe geholt werden. Laut Sontheim bewegt man sich damit im Claim Starzenbach an der Temperaturgrenze für rentable Stromproduktion. Auf jeden Fall sei es aber von Vorteil, "dass wir zwei direkt aneinander grenzende Felder haben", sagte Stahl. Erkenntnisse aus der Bernrieder Bohrung, was etwa die Schichtabfolge betrifft, könnten annähernd übertragbar sein. Damit werde man im Areal Starzenbach wohl schneller zum Zug kommen als in Bernried. Stahls Vision: die Koppelung der Projekte samt Gründung einer einzigen kommunalen Fernwärmegesellschaft. Auf lange Frist könne er sich vorstellen, Starnberg mit Fernwärme zu beliefern, ja ein Versorgungsnetz um den ganzen See herum aufzubauen. Sontheim war mit einer ähnlichen Idee bei einer Dienstbesprechung der Bürgermeister allerdings auf ein verhaltenes Echo gestoßen. Er hatte angeregt, die 14 Kommunen sollten Stadtwerke aufbauen. Mit Tutzing wollen weder er noch Schnitzler eine Konfrontation. Wie berichtet, war die Gemeinde aus dem gemeinsamen Projekt ausgestiegen. Vielleicht, so die Hoffnung, lasse sich Tutzing von einem Erfolg in Bernried überzeugen.

Die Projektpartner sehen ihre Rollen keineswegs so verteilt, dass Feldafing die meisten Großabnehmer, Pöcking das Geld und Stahl das Know-how hat. Schnitzler sagte: "Wir werden kein russisches Roulette mit Steuergeldern spielen." Die Machbarkeitsstudie werde die BE Geothermie bezahlen, über die Übernahme weiterer Kosten sei noch nicht verhandelt worden. Sontheim kann sich vorstellen, dass die Kommunen gar kein eigenes Geld in die Hand nehmen, sondern das Fernwärmenetz fremd finanzieren. Die australische Macquarie-Bank, die in das Bernrieder Projekt investiert, sei im Übrigen ein seriöses, mit der Commerzbank zu vergleichendes Geldinstitut.

Ob sich auch der Anschluss extrem gut gedämmter Häuser in Neubaugebieten lohnt, ist noch unklar. "Das lassen wir gerade durchrechnen", sagte Schnitzler. Klar sei aber, dass eine nachhaltige Fernwärmeversorgung in Zeiten hochschnellender Erdöl- und Erdgaspreise zur Steigerung des Grundstückswerts führen könne.

© SZ vom 16.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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