Starnberg:Diese Männer sorgen für Ordnung auf dem Starnberger See

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Wenn Paddler zu nah an Schutzgebiete kommen oder Segler Motoren einsetzen, ist die Wasserschutzpolizei zur Stelle. Sie suchen aber auch nach Vermissten.

Von Otto Fritscher, Starnberg

Gemächlich pflügt das Boot durchs ruhige Wasser. "Schau mal, da vorne", sagt Gerold Sturm plötzlich und hebt das Fernglas vor die Augen. Was die Aufmerksamkeit des Wasserschutz-Polizisten erregt, ist ein Segelboot, das vor Tutzing deutlich schneller unterwegs ist als all die anderen Segelboote, die vor sich hindümpeln und nur wenig Fahrt machen. "Den holen wir uns", sagt Sturms Kollege Kai Motschmann.

Er dreht am Steuerrad und nimmt Kurs auf den Segler, der offensichtlich verbotswidrig den Außenbordmotor als Flautenschieber einsetzt. Die Polizisten holen den Segler längsseits, der sagt entschuldigend, er sei "doch "nur ein kleines Stück" mit Motor gefahren. Viel zu weit, befinden die Polizisten, und Sturm notiert sich Zeit und Koordinaten für die spätere Mitteilung an das Landratsamt.

Dann erwischen sie an diesem Nachmittag noch eine Stehpaddlerin, die hart an der Grenze zum Laichschongebiet gepaddelt ist, und die Wasserwacht meldet vor Percha den Fund eines Fasses mit unbekanntem Inhalt in zwölf Metern Tiefe auf dem Seegrund. "Aber allein durch unsere Präsenz sorgen wir schon dafür, dass die Vorschriften besser eingehalten werden", sagt Motschmann.

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Ihr Schiff mit dem prosaischen Namen WSP-1 nennen sie "die alte Dame". Mehr als 30 Jahre hat sie nun schon auf dem Buckel, und "eigentlich bräuchten wir dringend ein neues Schiff", sagt Motschmann. Zumindest müsse man der WSP-1 eine Frischzellenkur in Form einer Generalüberholung gönnen. Konkrete Pläne für eine Neuanschaffung gebe es aber nicht. Obwohl Finanzminister Söder, ein ausgewiesener Liebhaber des Starnberger Sees, sicherlich zur Bootstaufe käme.

Zu den Macken des Bootes, die die Einsatztauglichkeit aber nicht beeinträchtigen - dieser Zusatz ist den beiden See-Sheriffs wichtig - gehört etwa, dass die Außensteueranlage auf dem Deck hinter dem Führerhaus nicht mehr benutzt werden kann. Oder dass manche Ersatzteilbeschaffung eine regelrechte Geduldsprobe ist: "Ein Relais mussten wir mal aus Brasilien beschaffen", sagt Motschmann. Ansonsten an Bord: ein Radar, ein Echolot, und drei Funkgeräte für Verbindung zur Polizei an Land, zur Wasserwacht und zur Bundeswehr. Und eine Miniküche. "Da haben wir uns schon mal Weißwürste warm gemacht, als wir sechs Stunden vor der Evangelischen Akademie gekreuzt sind, weil Bundeskanzlerin Angela Merkel da war", sagt Motschmann.

Gab es schon spektakuläre Einsätze auf dem See? Etwa Verfolgungsjagden mit heulenden Motoren? Sturm lacht. "Nein, so etwas ist bei uns noch nicht vorgekommen." Fraglich auch, ob das 480 PS starke Boot mit einer Höchstgeschwindigkeit von gut 35 km/h schnell genug wäre, um mit den stark motorisieren Luxusyachten auf dem See mitzuhalten. Kein Problem für die Polizisten, denn: "Irgendwo ist der See zu Ende", sagt Motschmann und lacht. An die Nerven gehen können den erfahrenen Polizisten allerdings Vermisstensuchen oder Taucherunfälle. Heuer habe es Gottseidank noch keine Toten an der Steilwand bei der Seeburg vor Allmannshausen gegeben. "Ist schlimm, wenn du die dann an Land liegen siehst", sagt Sturm.

Die meisten Einsätze haben mit nicht eingehaltenen Abstandsregelungen zum Ufer oder den Landungsstegen der Schifffahrt zu tun. Mit dem Einsatz von Flautenschiebern, obwohl genug Wind zum Segeln wäre, oder mit Stehpaddler oder Bootsfahrern, die trotz eines ausdrücklichen Verbots die Laichschongebiete im Karpfenwinkel oder bei der Roseninsel befahren. Wenn sie erwischt werden, droht ihnen ein Bußgeld, das allerdings nicht von der Polizei, sondern vom Landratsamt Starnberg als zuständiger Behörde verhängt wird.

Die Zahl der Motorboote ist auf 280 limitiert

"In der Regel sind bei solchen Verstößen 20 bis 50 Euro fällig", weiß Motschmann. Bei dem Segler, der verbotswidrig den Außenborder benutzt hatte, könnte es allerdings mehr werden, weil er auch gegen die Kennzeichnungspflicht verstoßen hat. Das Nummernschild mit STA- und vier Zahlen muss am Bug des Boots angebracht werden. "Jetzt sind wir bei 6000-irgendwas", sagt Motschmann, was bedeutet, dass mehr als 6000 Elektro-, Motor- und Segelboote auf dem See registriert sind. Die Zahl der Motorboote ist allerdings streng auf 280 limitiert, die Wartezeit beträgt zehn Jahre.

Motschmann macht den See-Job "von Ostern bis Oktober" immerhin seit mehr als 20 Jahren, und Sturm gehört seit 2004 zur sechs Mann starken Truppe der Wasserschutzpolizei. Das Winterhalbjahr machen die Polizisten ganz regulären Dienst bei der Polizeiinspektion Starnberg, so wie im Sommer unter der Woche auch. "Wir fahren meistens nur am Wochenende, weil das Personal fehlt", sagt Motschmann.

Wie wird man Wasserschutzpolizist? Es gibt eine Spezialausbildung, zum Schiffsführer natürlich, und es wird von Polizeihauptkommissar Motschmann und Polizeioberkommissar Sturm viel Eigenverantwortung verlangt. Je nachdem, wie viel auf dem See los ist, aber auch abhängig von Wetterlagen machen sie die WSP-1 einsatzbereit. Dazu gehört auch das Aufstecken der beiden Blaulichter. "Der See hat Hochwasser, da ist die Einfahrt zur Bootshütte zu niedrig und wir würden mit den Blaulichtern hängen bleiben", erklärt Sturm. Unterscheidet sich die Ausrüstung eines Wasserschutzpolizisten von der eines normalen Streifenpolizisten, abgesehen von der Uniform-Farbe, die natürlich Blau ist? "Wir haben zusätzlich Gummistiefel", sagt Sturm.

Die beiden Polizisten lassen den Blick noch mal über den See schweifen. Es ist ruhig an diesem sonnigen Nachmittag. "So, dann fahren wir mal zurück", sagt Motschmann. Es gebe aber auch Einsatztage, an denen sie von der Früh um acht bis Sonnenuntergang unterwegs seien. Das ist für die beiden aber auch das Schöne an ihrem Job: "Der See ist jeden Tag anders." Da sei der Dienst auf der WSP-1 schon viel schöner als in der Wache oder einem Streifenwagen. Motschmann drückt den Gashebel nach vorne, der Bug hebt sich aus den Wellen und die WSP-1 gleitet dem Starnberger Hafen entgegen. Darf er nur nicht vergessen, die beiden Blaulichter vor dem Bootshaus abzunehmen.

© SZ vom 20.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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