Starnberg:Denken in Bewegung

Lesezeit: 1 min

Um Kontraste geht bei der Tanzperformance derTänzerin, Choreographin und studierten Philosophin Aurelia Baumgartner in der Starnberger Schlossberghalle

Patrizia Steipe

StarnbergEin Mann, eine Frau, schwarz, weiß, Unterwerfung, Dominanz. Es sind Kontraste, mit denen die Tänzerin, Choreografin und studierte Philosophin Aurelia Baumgartner arbeitet. "Interlace - Nomad's Rhythms" heißt ihre Performance, in der Elemente des Balletts, des Flamencotanzes mit Videokunst und philosophischen Denkansätzen kombiniert werden.

Der in Bewegung gefasste Versuch, die Welt zu erklären: Aurelia Baumgartner mit Musikern bei ihrer Performance "Interlace - Nomad's Rhythms". Foto: Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Ein Sprachwirrwarr tönt aus den Boxen der Schlossberghalle. Auf der Videoleinwand sieht man Elemente wie Wasser, Dürre, Gitter, die ineinander übergehen. Es sind, so die Choreografin, Symbole für das nomadenhafte Leben des Menschen, auf der Suche nach dem Sein, indem er ähnlich den spanischen Gitanos eine Vielzahl an möglichen Welten durchwandert. Entsprechend ist die Tanzperformance in Abschnitte untergliedert, die von den Musikern Franz Schledorn (Posaune), Ken Weinzierl (Gitarre) und Markus Wagner (Bass) unterstrichen werden. Flamencomelodien gehen in Jazz über, die Rhythmen werden von den Tänzern aufgegriffen.

Die blonde Tänzerin Baumgartner hat sich als Partner den andalusischen Tänzer Jairo Amaya gesucht. Der junge Flamencotänzer mit dem langen rabenschwarzen Pferdeschwanz beeindruckt mit perfekter Technik gepaart mit einer sinnlichen Macho-Ausstrahlung, die alle Klischees über feurige Südländer bediente. Im Kontrast dazu stand der ausdrucksvolle Tanzstil von Baumgartner. Hingebungsvoll rollte sie über den Boden, nutze Spitzenschuhe und Hände als Rhythmusinstrumente - mal rezitierte sie moderne Poesie in Richtung Zuhörer, mal fanden sich die beiden Tänzer zu einem Pas de deux, aus dem sie sich wieder vereinzelt auf die nächste Stufe der Sinnessuche begaben.

Es sind hohe Ansprüche, die Baumgartner an ihre Performance, aber auch an ihr Publikum richtete. Wer die Berger Tänzerin kennt, der weiß, dass ihre Tanzaufführungen etwas Besonderes sind. Hier werden keine oberflächlichen Geschichten erzählt, hier geht es um etwas anderes, um ein Hinterfragen von Werten, um einen in Bewegung gefassten Versuch, die Welt zu erfassen. Seit einiger Zeit ist Baumgartner dabei ihr Konzept des "Körperdenkens" zu entwickeln. Theoretisches wird dabei praktisch in den Performances des "Aureliana Contemporary Dance Projects" in Beziehung zueinander gebracht. "Sich bewegend denken", nennt es Baumgartner. "Einatmen, ausatmen und dazwischen: nichts", erklärt die Tänzerin.

Wortphrasen, Tanzschritte, Melodien und Bewegungen bedingen einander. "Erstes Arkanum", "unsichtbar tätowiert", "Hasenherz", es sind seltsame Wortgebilde, den Sinn braucht man nicht intellektuell zu begreifen, er ergibt sich, wenn man die Bewegungen der Tänzer mit all ihren Gefühlen aufnimmt.

© SZ vom 16.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: