Religion:Vom Banker zum Pfarrer

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Die Arbeit mit Kindern macht Weßlings Pfarrer Anton Brandstetter besondere Freude. Am Sonntag feierte er sein 25-jähriges Priesterjubiläum. (Foto: Nila Thiel)

Anton Brandstetter feiert sein 25. Priesterjubiläum. Seit 1997 ist er für die Katholiken in Weßling zuständig, seit 2007 leitet er zudem das Dekanat Starnberg. Der Geistliche will die Menschen für den Glauben begeistern

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Weßling

Pfarrer Anton Brandstetter kam über Umwege zu seinem Beruf. Zunächst ging er in seinem Heimatort Schrobenhausen in die Schule und machte eine Banklehre. Doch das war nicht seine Berufung, er wollte Pfarrer werden. Brandstetter machte das Abitur nach und studierte Theologie zusammen mit seinem Freund, einem gelernten Mauerer. 1993 feierten beide Doppel-Primiz. Das ist höchst selten, obwohl man in der damaligen Zeit "als Pfarrer kein Exot war", wie Brandstetter betont. Heute, nach 25 Jahren, ist Brandstätter noch immer Pfarrer mit Leib und Seele. Am Sonntag feierte er in seiner Pfarrei Weßling Priesterjubiläum. Gottes Wege seien unergründlich, sagt Jürgen Welker, Mitglied des Pfarrgemeinderats Weßling. "Manchmal lässt Gott die Menschen auch Umwege gehen." Pfarrer Brandstetter indes sieht seinen Lebensweg pragmatisch. Seine Eltern hätten ihm den Glauben vorgelebt, sein Heimatpfarrer habe ihm Orientierung gegeben, erklärt er.

Seit 1997 ist Brandstetter Pfarrer in Weßling, seit 2007 leitet er auch das Dekanat Starnberg. In dieser Zeit hat er nicht nur unzählige Messen gelesen und Gottesdienste gefeiert. Er hat Krankenbesuche gemacht, die Oma beerdigt und die Enkel getauft. "Weßling ist meine Heimat geworden", sagt er. Nach 601 Taufen, 644 Beerdigungen und 129 Hochzeiten gehöre man dazu. Natürlich sind für ihn die Besuche des Bischofs oder die Feuerwehr- und Vereinsfeste Highlights im Kirchenjahr. Doch besonders am Herzen liegen ihm die Kinder. Er gibt gerne Unterricht, um sie besser kennenzulernen. Und wenn ein Kind, das er seit der Erstkommunion kennt, später auch von ihm getraut werden will, ist das ein schöner Moment für Brandstetter. Dann fühlt er sich bestätigt als Pfarrer. Denn das Wichtigste in seinem Beruf als Pfarrer sei, die Menschen für Jesus und für den Glauben begeistern, nicht nur zu Krisenzeiten. Und das gelingt seiner Meinung nach nicht, "indem man eine Show abzieht".

Ein Pfarrer sei kein Alleinunterhalter, ist er überzeugt. Stattdessen will Brandstetter seine 3300 Gläubigen in Weßling begleiten, indem er Einzelgespräche führt oder alte Leute besucht, um ihnen die Kommunion zu bringen, wenn sie nicht mehr in die Kirche gehen können. Das sei für ihn normale Seelsorge, sagt Brandstetter. Ein weiterer Teil seines Berufs ist es, den Kontakt zu halten zu den knapp 200 Aktiven in seiner Pfarrei, den zehn Mesnern, den Pfarrgemeinderäten, Lektoren oder Kirchenchormitgliedern. Zur Pfarrei Weßling gehören fünf Kirchenverwaltungen, in denen in den kommenden Jahren Investitionen von rund 2,2 Millionen Euro anstehen. Da hilft ihm seine frühere Ausbildung als Bankkaufmann. Viel Zeit nimmt auch die Tätigkeit als Dekan in Anspruch. Brandstetter sieht sich als Vermittler zwischen den Pfarrern und dem Bischof und umgekehrt. Er ist stolz darauf, dass die Ziele, die die Diözese bis zum Jahr 2025 vorgegeben hat, in seinem Dekanat schon jetzt umgesetzt sind. Er hofft zudem, weitere Kirchenaustritte verhindern zu können. Sie hatten im Dekanat Starnberg mit seinen 32 951 Katholiken in den Jahren 2010 und 2011 ihren Höchststand. Jetzt gebe sogar schon Wiedereintritte, betont Brandstetter.

Auch wenn Brandstetter sich sehr um seine Gläubigen kümmert, bleibt ihm noch Zeit für seine Hobbys Lesen und Reisen. Hin und wieder schafft er es sogar, sich mit seinen Freunden zusammenzusetzen und mit ihnen ein Glas Wein zu trinken. Und so lange es geht, will er in Weßling bleiben.

© SZ vom 09.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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