Prozess:Komplett ausgerastet

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Gericht verhängt Haftstrafe auf Bewährung für rabiaten Ex-Freund

Von Christian Deussing, Starnberg

Er war betrunken und eifersüchtig. Darum hat im vergangenen Dezember ein Starnberger nach einer Weihnachtsfeier seiner Freundin mehr als 20 mal mit flacher Hand ins Gesicht geschlagen. Der Anklage nach hatte der Mann außerdem in rasender Wut seiner Partnerin die Kleidung vom Leib gerissen, sie gewürgt und im Schlafzimmer über Stunden eingesperrt. Zuvor hatte der Starnberger versucht, seiner Gefährtin das Handy zu entreißen und es zu entsperren, indem er sich auf ihre Brust kniete. Weil ihm das nicht gelang, rastete der Angestellte komplett aus. Das Amtsgericht Starnberg verurteilte den 28-Jährigen jetzt wegen gefährlicher Körperverletzung, Freiheitsberaubung und versuchter Nötigung zu einer einjährigen Haftstrafe auf Bewährung.

Zudem muss der Starnberger, der sich nur teilweise einsichtig zeigte und das Würgen im Prozess abstritt, einen "Anti-Aggressionskurs für gewalttätige Täter" und eine ambulante Alkoholtherapie absolvieren. Das Gericht verhängte überdies 240 soziale Arbeitsstunden und die Auflage, seiner früheren Freundin weitere 1000 Euro an Schmerzensgeld zu zahlen. Denn die bereits überwiesenen 2500 Euro des Angeklagten an sein Opfer mussten auch für zertrümmertes Mobiliar ausgegeben werden.

Unter Tränen schilderte die frühere Lebensgefährtin, wie der Freund sie malträtiert hatte. "Er wollte mir mein Handy wegnehmen und schlug mir mit voller Wucht insgesamt 28 mal ins Gesicht." Als sie dann noch gewürgt worden sei, habe sie gedacht, sterben zu müssen. "Ich hatte Todesangst", sagte die 40-Jährige in der Verhandlung. Die Frau erzählte auch davon, dass ihr Ex-Freund sie einige Monate nach dem Vorfall mit einer Hundebürste aus Metall auf die Hand geschlagen und noch im Mai trotz Kontaktverbots versucht hatte, mit einer Axt ihre Wohnungstür einzuschlagen. Die Starnbergerin war einige Jahre mit dem Angeklagten zusammen gewesen. Doch als er seinen Führerschein wegen einer Drogen- und Alkoholfahrt vor zehn Monaten verloren hatte, habe er sich stark verändert, erinnerte sich die Zeugin.

Der Angeklagte rechtfertigte seine Schläge in der Dezembernacht auch damit, dass er glaubte, dass seine Partnerin ihn betrügen und einen "anderen Kerl treffen" würde. Es tue ihm alles leid, was passiert sei. Doch die Entschuldigungen klangen halbherzig und überzeugten den Staatsanwalt und das Gericht nicht. Der Ankläger warf dem 28-Jährigen vor, die Frau rabiat entkleidet zu haben, um sie zusätzlich zu erniedrigen und zu demütigen. Der Verteidiger verwies auf die schwierige Kindheit seines Mandanten, der unbedingt psychologische Hilfe brauche. Das erkannte auch die Amtsrichterin Christine Conrad, die die Aussagen des Opfers als "glaubhaft" bewertete. Dem Täter bescheinigte sie, die Frau "über Stunden unerbittlich behandelt" zu haben.

© SZ vom 04.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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