Privater Betreiber gibt auf:Gemeinde kauft Dießener Bahnhof

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Ideal Mobil kann sein Konzept finanziell nicht schultern und will auch Uttinger Stationsgebäude an die Kommune abgeben.

Armin Greune

Fünf Stationsgebäude in Oberbayern plante die Ideal Mobil AG, zu Bürgerbahnhöfen umzubauen, nun will man die Immobilien abstoßen. Betroffen sind neben Füssen, Mittenwald und Murnau auch zwei Haltestellen an der Ammerseebahn. In Dießen hat der Gemeinderat bereits entschieden, den Bahnhof zu kaufen - am kommenden Mittwoch sollen die Verträge unterzeichnet werden.

Dießen Ammerseebahn am Bahnhof Dießen fxf (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Auch die Gemeinde Utting habe grundsätzliches Interesse am Erwerb ihres Bahnhofsgebäudes, sagt Bürgermeister Josef Lutzenberger auf Nachfrage: "Wir müssen alle Optionen ausloten." Ein Gesprächstermin Anfang der Woche sei von Thomas Walter, Geschäftsführer der Ideal Mobil AG, nicht wahrgenommen worden, bedauert Lutzenberger. Für Walter hat erst einmal der Verkauf der Bahnhöfe Mittenwald, Murnau und Dießen Priorität: Im Gegensatz zu diesen Gebäuden "steht in Utting kaum aktueller Sanierungsbedarf auf dem Programm", sagt der Unternehmer. Die schon 2006 angekündigte Absicht, dort den Bahnhof dort zu übernehmen, konnte wegen der Einrichtung des zentralen Stellwerks für den Ammerseebereich erst zu Jahresbeginn 2010 umgesetzt werden. Immerhin wurde noch ein Pächter für Bistro und Kiosk in Utting gefunden.

In Dießen freilich drängt die Zeit: Noch im März soll mit dem schon für Juni 2010 vorgesehen Umbau der öffentlichen Toiletten begonnen worden, Baugenehmigung und Ausführungsplanung liegen bereits vor. Walter betont, dass er die Bahnhöfe "vorzugsweise an die Kommunen zum Selbstkostenpreis abgibt". Auch Dießens Bürgermeister Herbert Kirsch spricht von einem "angemessenen Preis": In der jüngsten nicht öffentlichen Sitzung sei sich der Gemeinderat einig gewesen, das Angebot anzunehmen. Im am gleichen Abend verabschiedeten Haushalt ließe sich der Erwerb "durch Umschichtungen" unterbringen: 300000 Euro hat die Gemeinde ohnehin für Grunderwerb im Etat eingeplant. Für den Bau der Toilettenanlagen rechnet Kirsch mit "guten 100000 Euro". Mittlerweile verfügt die Kommune im Umfeld des Bahnhofs über umfangreichen Grundbesitz: Als Ideal Mobil im April 2007 das denkmalgeschützte Gebäude erwarb, veräußerte sie Straßenflächen und Vorplatz an Dießen weiter. Die Kommune hatte zuvor die Bushaltestelle und den nördlich angrenzenden Parkplatz bis zur Markthalle neu gestaltet. Die Ideal Mobil erneuerte die Gehwegplatten direkt am Stationsgebäude, die Pflasterung im Wert von knapp 50000 Euro geht jetzt mit in Gemeindeeigentum über.

Außerdem hat der Münchner Familienbetrieb erste Schritte zum Konzept Bürgerbahnhof realisiert: Die Wartehalle wurde umgebaut, eine Postagentur mit Reisebüro zog ein. Auch wenn es nicht mehr gelang, einen neuen Pächter für den Bahnhofskiosk zu finden, konnte noch ein Vorvertrag mit einem interessanten Mieter abgeschlossen werden, sagt Walter: Eine Fahrradwerkstatt mit -verleih habe sich um den ehemaligen Fahrdienstleiter- und Gepäckraum beworben. Eigene, konkrete Pläne für die künftige Nutzung könne die Gemeinde noch nicht vorlegen, sagt Kirsch: "Da gibt es noch überhaupt nichts Spruchreifes", die Mietverträge mit Läden und Bewohnern bleiben bestehen. Walter bedauert, das in Landsberg erfolgreiche und preisgekrönte Bürgerbahnhof-Konzept nicht ausweiten zu können. Grund sei eine "veränderte Bankenlandschaft": Für die Sanierung der Bahnhöfe werde nun ein Eigenkapitalanteil von 50 Prozent verlangt - zu viel für Ideal Mobil.

© SZ vom 19.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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