Internetkriminalität:Virus legt Arztcomputer lahm

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Angriffe aus dem Internet häufen sich auch im Landkreis. Nun ist ein Mediziner zum Opfer geworden. Die großen Kliniken sind bisher allerdings vor bösen Überraschungen gefeit geblieben

Von Christian Deussing, Starnberg

Würmer, Trojaner und jetzt vor allem das Virus "Locky" verseuchen rasend schnell Computer und Netzwerke - wenn diese nicht genügend vor Cyber-Angriffen geschützt sind. Besonders schlimm hat es nun eine Arztpraxis im westlichen Landkreis Starnberg erwischt: Fast alle Rechner hat "Locky" befallen, es war mit keinem Virenscanner oder Anti-Spytool zu finden und zu eliminieren. "Das Virus hat in kurzer Zeit unsere Daten verschlüsselt und das Netzwerk lahmgelegt", klagt der Mediziner. Er hat die Kriminalpolizei informiert und muss jetzt mit großem Aufwand seine Rechner neu aufsetzen. Es sei "alles ein Irrsinn", berichtet der entnervte Arzt, dessen Server regelrecht zerlegt wurde. Das Cyber-Opfer hat nach eigenen Angaben einen Schaden von etwa 10 000 Euro erlitten.

Die Cyber-Experten von der Kripo Fürstenfeldbruck warnen davor, arglos unbekannte oder verdächtige E-Mails zu öffnen. Es sei auch ein hohes Risiko, wenn Mitarbeiter ungehinderten Zugang zum Internet haben, sagt Manfred Frei, Chef der Kripo Fürstenfeldbruck. Denn somit sei "Tür und Tor geöffnet, sich Schadsoftware aufzuladen". Problematisch sei häufig das mangelnde Sicherheitsgefühl, die Daten besser vor Hackern zu schützen. Der Kriminaldirektor denkt dabei zum Beispiel an Abrechnungen, Kostenvoranschläge bei Zahnersatz sowie an sensible Patientendaten, die von Tätern versperrt und dann nur über eine "Erpressersoftware" entsperrt werden - oder eben auch nicht. Frei vermutet, dass unter anderem auch Arztpraxen von Cyber-Kriminellen als Schwachstellen erkannt worden sind, um in Netzwerke einzudringen und daraus Profit zu schlagen.

Als gut gewappnet sieht sich der EDV-Abteilungsleiter des Klinikums Starnberg, Michael Knall. Denn man verfüge neben Firewalls auch weitere Sicherheitssysteme und "Spam-Filter mit Quarantäne", damit die Datenverarbeitung nicht infiziert wird. Bislang haben die EDV-Abwehrsoftware und die sieben IT-Spezialisten des Klinikums Attacken oder Angriffsversuche abgewehrt. Die Mitarbeiter sind zudem sensibilisiert, nicht unachtsam Anhänge zu öffnen. Bislang wurde auch die Asklepios-Klinik in Gauting von dem grassierenden Virus verschont, der auch schon Server von Krankenhäusern in Bayern und Nordrhein-Westfalen befallen hat. Der Schutz der Patientendaten "vor dem Zugriff Dritter" sei die zentrale Aufgabe der IT-Sicherheit im Krankenhauswesen, betont Rune Hoffmann, Sprecher der Asklepios-Gruppe in Deutschland. Man versuche mit "diversen Firewalls und Sicherheitssoftware-Produkten den widerrechtlichen Zugriff Dritter und Hackerangriffe abzuwehren". Bislang habe es aber auf die Asklepios-Kliniken keine Cyber-Attacken gegeben, berichtet der Konzernsprecher.

Noch keine Chance hatten Hacker ebenso beim Würmtal-Zweckverband. Es gebe zwar immer wieder Versuche, in das EDV-System einzudringen - "doch unsere Sicherheitsstufen sind hoch und stets auf dem neuesten Stand", versichert Klaus Krüger, Geschäftsleiter des Wasserversorgers. Die 25 Mitarbeiter der Zweckverband-Zentrale in Planegg benutzen keine fremden, ungeprüften Datenträger und dürfen nicht dubiose E-Mails und Werbebanner anklicken.

Die alarmierenden Berichte über "Locky"-Viren und die Gefahr, sich die Schadsoftware massiv einzufangen, ist laut Krüger derzeit ein wichtiges Thema unter den Beschäftigten. Im Fokus steht hierbei, die Daten im Rechnungswesen und bei Bankgeschäften zu sichern. Sollte aber ein Cyber-Angriff Wasserpumpen lahmlegen, könnten diese notfalls auch per Hand bedient werden, beruhigt Krüger.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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