Gilching/München:Trainer werden sorgfältig ausgewählt

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Ein Jugendtrainer des TSV Gilching wird verurteilt, weil er Mädchen heimlich filmte. Der Verein hat aus dem Fall gelernt.

Von Christian Deussing, Gilching/München

Unter seiner Regie war die Sparte des 3300 Mitglieder starken TSV Gilching-Argelsried aufgeblüht. Er war beliebt und erfolgreich, organisierte Wettkämpfe und präsentierte sich mit Mädels in seiner Disziplin vor einigen Jahren auch auf dem Starnberger Marktsonntag. Der Mann wurde zudem mit anderen Sportlern für seine Erfolge von Landrat Karl Roth geehrt. Doch der Jugendtrainer hatte ein Geheimnis, das den Verein schockte. Denn der IT-Experte filmte jahrelang vor allem Mädchen des Vereins heimlich mit Minikameras in Duschen, Toiletten und Umkleiden. Zudem besaß der 45-Jährige laut Anklage tausende kinderpornografische Videodateien, darunter viele Gewaltszenen. Der Ex-Übungsleiter legte am Montag ein Geständnis ab und wurde zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Für den Gilchinger Vereinsvorsitzenden Peter Kramer ist das Urteil viel zu milde und "unbegreiflich". Diese Entscheidung sei "nicht abschreckend", ärgert sich Kramer. Er hoffe, dass der Staatsanwalt in Berufung gehe. Der Ankläger hatte dreieinhalb Jahre Gefängnis für den einstigen Übungsleiter gefordert. Dessen Taten waren im Dezember 2015 aufgeflogen und zur Anzeige gebracht worden.

Der TSV-Vorsitzende ist aber froh, dass trotz des schlimmen Falls die Sparte mit ihren etwa hundert Aktiven "weiterhin gut funktioniert". Präsident Kramer entließ damals den Trainer sofort fristlos, als die Ermittlungen gegen ihn begannen. Der Verein hat aus dem Fall gelernt und wählt jetzt noch gewissenhafter seine Betreuer aus. Auch Verdächtiges oder "Warnsignale" müssen sofort gemeldet werden.

"Es ist unvorstellbar, was da passiert war", sagte am Montag eine Mutter zur SZ. Auch ihre Tochter stand auf der Kripo-Liste der gefilmten Opfer, doch das Mädchen war auf den Bildern zum Glück kaum zu erkennen. Die Mutter hat noch in Erinnerung, wie sich der Trainer "sehr ehrgeizig über alle Maßen für diese Vereinssparte eingesetzt" habe. Einen Verdacht hatte niemand geschöpft.

Auf der Liste der Ermittler standen dem Vernehmen nach 40 Personen aus dem Großverein - dabei überwiegend Mädchen, die unbemerkt in intimen Situationen gefilmt wurden. Sie gerieten unter anderem in den Sporthallen der Gilchinger Grundschulen sowie in der Rathaus-Turnhalle vor die versteckte Kameralinse ihres angeblich so vertrauenswürdigen Trainers.

© SZ vom 23.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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