Gilching:Allianz gegen Aldi

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Gilchinger Kommunalpolitiker machen gegen ein geplantes Warenlager mobil und verteilen dazu tausende Flugblätter.

Christian Deussing

GilchingDie Gegner des geplanten Aldi-Logistikzentrums in Gilching blasen mit einer Wurfsendung an 8500 Haushalte zur Gegenoffensive. Unter dem Motto "Der Aldi-Warenverteiler ist nur der Beginn. Stoppt den Flächenbrand!" haben sich alle Fraktionen bis auf Freien Wähler und FDP zu einer Allianz formiert, die das 49 000 Quadratmeter große Warenlager südlich vom Gewerbegebiet Süd auf Gilchinger und Gautinger Flur verhindern will. Zugleich gibt es eine Initiative für die Pläne des Discounters.

Aldi will sein Auslieferungslager von Eichenau nach Gilching verlegen. Dagegen regt sich nun Protest. Foto: Reger (Foto: FFB)

In einer Pressekonferenz im Rathaus erinnerten am Dienstag Bürgermeister Manfred Walter (SPD) und Fraktionssprecher von CSU, SPD, Grünen und ÖDP daran, dass sich der Gemeinderat mit großer Mehrheit gegen eine Ausweitung des Gewerbegebiets in Richtung Süden und Fronloh und damit im Landschaftschutz- und Naherholungsgebiet entschieden habe. Die Kommunalpolitiker warnen vor einer "riesigen Flächenvergeudung", Landschaftsvernichtung und einem erheblichen Schwerlastverkehr. Sie kritisieren das "spekulative Geschäft" zwischen einem Grundbesitzer und dem Konzern Aldi Süd, der im vorigen Jahr 12,5 Hektar landwirtschaftliche Fläche zu einem günstigen Preis erworben habe.

Die Gegeninitiative spricht von einem "geringen Gegenwert an Gewerbesteuer, Arbeitsplätzen und Ausbildungsplätzen". Die angebliche jährliche Gewerbesteuersumme von insgesamt einer Millionen Euro für Gilching und Gauting sei "nicht belegt" und stehe auch nicht im Verhältnis zur Fläche und zu anderen Steuerzahlern, sagte Vize-Bürgermeister Richard Schlammerl (CSU). Er kritisierte, dass sich Alt-Bürgermeister Heinrich Will (CSU) in dem Begehren "sich dafür hergibt, Steigbügelhalter für einen Millionen-Deal" zu sein. CSU-Fraktionssprecher Manfred Herz verwies darauf, dass die zu erwartende Steuer auch im Idealfall höchstens drei Prozent der gesamten Gewerbesteuer in der Gemeinde ausmache. Zudem müsse man auf die Planungshoheit achten, denn in diesem Fall habe sich ein "Grundbesitzer über das übliche Bauleitverfahren hinweggesetzt". Das dürfe kein Beispiel sein, ist die einhellige Meinung auch der anderen Fraktionschefs.

Michael Rappenglück (SPD) verwies auf die Hightech-Firmen mit internationalem Ansehen in Gilching, die hoch qualifizierte Arbeitsplätze böten und auf relativ kleinen Flächen "hohe wirtschaftliche Effizienz" erzeugten.

Der Initiative für Aldi, die bereits mehr als 2000 Unterschriften gesammelt hat, gehe es "nur ums Geld und nicht um ökologische Belange", sagte Peter Unger (Grüne). Die Bevölkerung werde "hinters Licht geführt und für dumm verkauft". Die Allianz glaubt, dass die von Aldi geplante Photovoltaikanlage ein "Köder" für Stimmen sei, denn die Firma kassiere die "Einspeisevergütung aus Steuermitteln". Auch heimische Betriebe dürften von dem Bau des Warenlagers kaum profitieren. Das Fazit der Initiative: "Aldi an dieser Stelle wäre kein Goldesel, sondern ein Trojanisches Pferd."

© SZ vom 20.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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