Gauting:Schlägerei in der Freinacht

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Ein ehemaliger NPD-Bundestagskandidat bestreitet Faustschläge gegen zwei Münchner, die Verhandlung wird fortgesetzt.

Armin Greune

Wegen einer Schlägerei am S-Bahnhof Gauting müssen sich drei der rechten Szene zugehörige Angeklagte seit dieser Woche vor dem Starnberger Amtsgericht verantworten. Zu den Tatverdächtigen zählt auch der NPD-Direktkandidat der Bundestagswahl 2009 in Starnberg und "Kameradschaftsführer" des sogenannten Freundeskreises Gilching. Gemeinsam mit dem 22-Jährigen, der nun von Gauting nach Gilching umgezogen ist, sollen ein 45-jähriger Maurer und sein 24-jähriger Sohn aus Kaufering zwei Münchner mit Faustschlägen an den Kopf attackiert haben.

(Foto: dapd)

Der Vorfall hatte sich in der Freinacht vor einem Jahr ereignet: Laut Anklageschrift hatten die drei, allesamt aus Sachsen stammenden Rechtsextremen nach Mitternacht auf zwei 24-jährige Studenten eingeschlagen. Diesen Sachverhalt bestätigten vor Gericht nicht nur beide Geschädigte, sondern auch die 29-jährige Freundin eines der Opfer. Alle Zeugen waren sich zumindest bei Vater und Sohn ganz sicher, sie als Täter wieder zu erkennen. Die Attacke auf der Bahnsteigtreppe erfolgte ohne Provokation; der eine Münchner verlor dabei seine Brille und erlitt ein Monokel-Hämatom; der andere zog sich eine Schwellung am Hinterkopf zu, die eine Woche lang schmerzte. Erst als sich weitere Personen einmischten, die offenbar auch der rechten Szene angehörten und am Bahnsteig warteten, ließen die Täter von ihren Opfern ab und flüchteten. Nach kurzer Fahndung konnte die Polizei die drei einschlägig bekannten Männer festsetzen.

Das Trio bezeichnete sich freilich vor Gericht als zu Unrecht Verfolgte: Man wollte eigentlich zu einer Maikundgebung von Gesinnungsgenossen nach Erfurt reisen, gab der Senior des Trios an. Zur S-Bahn in Richtung München sei man schließlich aufgebrochen, weil sich beim "Vorglühen" in einer Gautinger Bar "schlechte Stimmung" breitgemacht habe. Möglicherweise hingen diese atmosphärischen Störungen mit den T-Shirts der drei Männer zusammen, deren Aufschriften wie "Stahlgewitter" sie als Rechtsradikale auswiesen.

Am Bahnhof habe dann "Tumult" geherrscht, behauptete der 45-Jährige. Aus ihm nicht ersichtlichen Gründen sei einer der Münchner in den Büschen gelegen, dem man nur aufgeholfen habe: "Ich hatte mit dem gar nichts zu tun." Weil die Verteidiger Ermittlungsakten anforderten und ein weiterer Zeuge vernommen werden soll, unterbrach das Gericht die Verhandlung bis zum 24. Mai.

© SZ vom 06.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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