Fischerei:Warum es zum Karfreitag kaum Fisch aus dem Starnberger See gibt

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Just wenn die Menschen ganz besonders gern Fisch essen - etwa an Aschermittwoch oder am Karfreitag - bleiben die Netze zu leer für die Nachfrage im Fünfseenland. (Foto: Imago)

Die Fischer klagen über einen schlechten Renken-Fang. Stattdessen gehen Schleien, Barsche und Karpfen in die Netze - doch die will kaum jemand essen.

Von Astrid Becker , Dießen/Ammerland

Wer in diesen Tagen beispielsweise beim Fischer Sebald in Ammerland nach frischen Renken fragt, wird wahrscheinlich nur ein recht müdes Kopfschütteln ernten. Sonja Sebald jedenfalls klingt frustriert, wenn man sie darauf anspricht. Das ganze Wochenende sei durchgefischt worden, "ausnahmsweise", wie sie sagt, "weil Karfreitag kommt, ist das erlaubt". Sonst werde nur unter der Woche gefangen. Sonntag und Montag sind traditionell Ruhetage bei Fischern. Wenn allerdings erhöhte Nachfrage nach Fisch zu erwarten ist, wie eben für Karfreitag, dann ändern die Fischereigenossenschaften auch schon mal die Regeln für ihre Fanggründe.

Zum Beispiel mit Wochenendfang. Eigentlich erfreulich für die Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit Fischfang verdienen wollen. Doch von Erfolg gekrönt waren die Überstunden am Wochenende offenbar nicht. "Wir ziehen ohnehin derzeit, wenn es viel ist, vielleicht fünf bis sieben Renken am Tag aus dem Wasser", sagt Sonja Sebald. Am vergangenen Wochenende war es keine einzige - und damit geht die Ausbeute der Sebalds in Sachen heimischer Fisch in diesen Tagen gen Null.

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Denn es gibt ja auch noch Schonzeiten, die streng beachtet werden müssen. Die Renke beispielsweise darf zwischen dem 15. Oktober und Ende Dezember nicht gefangen werden: "Wir haben heuer wieder am 9. Januar damit begonnen", sagt Sonja Sebald.

Am Ammersee lassen sich manche Fischer aber länger Zeit damit. Simon Rauch beispielsweise würde derzeit keine Renke aus dem Wasser ziehen: "Ich habe aber Kollegen, die schon jetzt ein paar fangen, aber mir sind sie derzeit noch zu klein. Das rentiert sich nicht." Diese Fische, die einst als Brotfrisch galten, hätten die richtige Größe und damit auch das richtige Gewicht erst im Frühsommer erreicht. Den Fischern am Ammersee ist das Renkenproblem ihrer Kollegen vom Starnberger See sehr vertraut.

Viele Jahre, seit Ende der Neunziger, hatten auch sie massiv mit Renkenschwund zu kämpfen. Seit einiger Zeit jedoch hat sich die Lage wieder gebessert. Für 2016 äußerten sich die Ammerseefischer vergleichsweise recht zufrieden über die Renkenausbeute. Der Ertrag soll 37 Prozent höher als der des Vorjahres gewesen sein. Doch auch sonst sind von dort wieder kleine Erfolgsmeldungen zu hören: So sollen die Fische wieder besser wachsen - was die Ammerseefischer auch dazu bemüßigt, für heuer vorsichtig positive Prognosen anzustellen.

Alternative: Saiblinge und Forellen aus der Zucht

Übrigens auch in Sachen Zander, der 2016 ein Durchschnittsgewicht von mehr als drei Kilogramm auf die Waage brachte. Doch wer sich jetzt auf genau auf Zander an Karfreitag freut, wird enttäuscht werden: Seine Fangzeit ist vorbei. Stattdessen gibt es Schleien, Barsche oder Karpfen. Besonders starker Nachfrage erfreuen sich diese Arten allerdings nicht. Anders als in Franken stößt vor allem Karpfen hier auf nur wenig Liebe.

Dabei, so sagt Rauch, sei er eine Delikatesse, sofern er nicht aus warmen Wasser gezogen werde - und das sei um diese Jahreszeit nicht der Fall. Während er "vielleicht" auch noch ein paar Hechte für den Karfreitag anbieten kann, schaut es damit am Starnberger See schlecht aus: Er darf erst Mitte April wieder aus dem See gezogen werden. Stattdessen werden wohl viele Saiblinge und Forellen über den Ladentisch wandern. "Davon gibt es genug", sagt Sonja Sebald. Kein Wunder: Sie stammen nicht aus den hiesigen Seen, sondern aus Zuchtbetrieben.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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