Bundestagswahl:Vier Kandidaten, doch einer fällt durch

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Heimische Politiker von SPD, FDP und Grünen bewerben sich 2017 um ein Mandat im Bundestag, nur die CSU patzt

Von Michael Berzl, Starnberg

Der jüngste läuft schon los, sein hoffnungsvoll gestarteter Konkurrent ist ausgebremst, und die beiden Frauen im Kandidaten-Quartett können es gemütlich angehen lassen: Mit Blick auf die Bundestagswahl 2017 sind heuer einige interessante Personalentscheidungen im Landkreis Starnberg gefallen. Ausgerechnet bei der CSU geht es dabei am turbulentesten zu: Für den Starnberger Kreisverband erweist sich der neu zugeschnittene Bundeswahlkreis, zu dem jetzt auch der Kreis Landsberg und die Stadt Germering gehören, als schwieriges Terrain.

Der 30-jährige Gautinger Stephan Ebner war sich seiner Sache schon sicher, doch in der Delegiertenversammlung im Oktober kassiert der Landesgeschäftsführer der Jungen Union eine herbe Enttäuschung. Direktkandidat wird der Denklinger Bürgermeister Michael Kießling, 43. Bei der Abstimmung in Germering zeigt sich, dass nicht einmal der Starnberger Kreisverband geschlossen hinter dem Gautinger steht. Das schmerzt und löst einige Unruhe aus. Bei den anderen Parteien herrscht weniger Gedrängel.

Die SPD einigt sich schnell auf den Gilchinger Studenten Christian Winklmeier, der schon im Dezember sportlich in den Wahlkampf startet. "Walk & Talk" nennt er seine Kampagne, die den 24-Jährigen in den kommenden Monaten durch den Wahlkreis führt. Er hat sich vorgenommen, 600 Kilometer zu laufen. Diese Distanz ist kein Zufall, sondern entspricht der Entfernung seines Heimatsortes bis nach Berlin, wo er im September in den Bundestag einziehen will. Winklmeier ist seit dieser Amtsperiode Gemeinderat in Gilching.

Sehr ambitioniert tritt auch die FDP-Direktkandidatin Britta Hundesrügge aus Gauting auf. Die 49-jährige Radiojournalistin war von der ehemaligen Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger als ihre Nachfolgerin vorgeschlagen worden und wird im Juli mit 90 Prozent der Stimmen nominiert. Zu den Themenschwerpunkten der dreifachen Mutter zählt "die Wahrung kommunalpolitischer Interessen, die viel zu oft von der Bundespolitik unberücksichtigt bleiben". Damit kennt sich Hundesrügge aus, denn sie sitzt im Gautinger Gemeinderat und steht als Vorsitzende auch an der Spitze des Starnberger FDP-Kreisverbandes.

Vierte im Bunde der bisher schon bekannten Bewerber ist Kerstin Täubner-Benicke aus Starnberg, die für die Grünen antritt. Die Vita der 49-Jährigen ist wie zugeschnitten auf den neuen Wahlkreis: Ihr Abitur hat die Grüne in Landsberg gemacht, später hat sie zwei Jahre in Germering gelebt, und seit 25 Jahren wohnt sie in Starnberg. Die vierfache Mutter, die auch schon zwei Enkelkinder hat, engagiert sich als überzeugte Christin in einer Bundesarbeitsgemeinschaft ihrer Partei. Sie arbeitet als Assistentin beim Rundfunkrat der evangelischen Landeskirche. Täubner-Benicke engagiert sich gegen Freihandelsabkommen, für die Energiewende und beim Bund Naturschutz. Ein kommunalpolitisches Amt hat sie jedoch nicht.

Die vier Direktkandidaten treten in einem Wahlkreis an, den es so bisher nicht gegeben hat. In der Vergangenheit gehörten die Landkreise Starnberg, Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach zusammen. Wegen der Bevölkerungsentwicklung gibt es nun in Bayern einen Wahlkreis mehr, und es gilt eine neue Aufteilung. Politiker im Landkreis Starnberg haben die Neuordnung begrüßt. Die Entfernungen sind jetzt nicht mehr so groß; schließlich ist es nach Bayrischzell viel weiter als zum Lech. Es gibt mehr Berührungspunkte wie zum Beispiel den Ammersee, aber auch Interessenkollisionen wie bei der Ausweisung des Gautinger Gewerbegebiets, welche die Germeringer wegen des Wasserschutzes mit Skepsis beobachten.

Mit der Neuaufteilung endet auch das organisatorische Exil Gautings. Der Bundeswahlleiter hatte die Gemeinde vorübergehend dem Landkreis München zugeordnet, nun kehrt Gauting zurück in den Landkreis Starnberg. Währenddessen gewinnt Denklingen im Landkreis Landsberg eine größere politische Bedeutung.

© SZ vom 28.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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