Bundestagswahl:Der Preis der Kandidatur

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Die Wahlwerbung der Parteien und ihrer Bewerber kostet viel Geld. Die Höhe der Budgets ist sehr unterschiedlich - und oft genug unbekannt

Von Otto Fritscher, Starnberg

Manche geben sich zugeknöpft wie Michael Kießling von der CSU, andere reden Klartext wie die Grüne Kerstin Täubner-Benicke, Britta Hundesrügge von der FDP wendet sich an die Rätselfreunde, und Christoph Winklmeier (SPD) hat keine Klarheit: Die Rede ist davon, wie die Direktkandidaten der Parteien für den Bundestag im Stimmkreis Starnberg-Landsberg-Germering ihren Wahlkampf finanzieren. Wie viel die Parteien beitragen und was die Kandidaten selbst beisteuern, um Plakate, Anzeigen, Flyer und Give-aways zu finanzieren. Die Antworten auf die Fragen, die allen Kandidaten gleich gestellt wurden, fallen indes recht unterschiedlich aus.

Michael Kießling aus Denklingen hat als CSU-Kandidat wohl die größte Chance, vom Dorfbürgermeister zum Bundestagsabgeordneten zu avancieren. Welchen Betrag der 44-Jährige aus eigener Schatulle beisteuert, "das wollen wir nicht verraten". Und das Spendenaufkommen? "Es sind schon ein paar eingegangen", sagt Kießling, "vom zweistelligen bis zum fünfstelligen Bereich." Schließlich kann sich Kießling dann doch noch zu einer Aussage durchringen: Die Gesamtkosten für seinen Wahlkampf dürften "einen Betrag im mittleren fünfstelligen Bereich" ausmachen. Das Teuerste seien die Wahlanzeigen, dann folgen Flyer und Plakate.

Kleinere Brötchen backt die Kandidatin der Grünen, Kerstin Täubner-Benicke aus Starnberg. Aber sie nennt Zahlen: "Der Kreisverband Starnberg hat für die gesamten Wahlaktivitäten ein Budget von 12 000 Euro beschlossen. Darin enthalten sind rund 4000 Euro für die Direktkandidatur, "aber auch sämtliche Kosten in den 14 Ortsverbänden", erklärt Täubner-Benicke. Die Germeringer Grünen - die Stadt Germering gehört mit zum neu zugeschnittenen Stimmkreis 224 - hätten ihr gemeldet, "dass sie für alle Aktivitäten im Ortsverband inklusive Kosten für die Direktkandidatur mit 2500 bis 4000 Euro rechnen". Von ihren grünen Parteifreunden aus Landsberg "habe ich leider keine Angaben", sagt Täubner-Benicke. Sie selbst steuert für Kinowerbung, Plakate, Fotograf und Layout, Giveaways, Fahrtkosten und anderes zirka 1500 Euro bei.

Für die Liberalen bewirbt sich die Gautingerin Britta Hundesrügge um ein Bundestagsmandat. Die FDP-Kreisvorsitzende erklärt auf die Anfrage der Starnberger SZ: "Der Kreisverband erhält Zuschüsse von Bezirks- und Landespartei in Höhe von insgesamt 2000 Euro, die wir für Anzeigen in Zeitungen und Social Media im gesamten Wahlkreis einsetzen. Darüber hinaus schalten wir weitere Anzeigen aus unserem eigenen Etat." Plakate, Werbegeschenke, Veranstaltungen, Flyer und anderes würden "aus Spenden finanziert sowie von mir persönlich". Der Umfang der finanziellen Aufwendungen betrage "ein Vielfaches des Zuschusses". Aber eines stellt Hundesrügge klar: "Mitgliedsbeiträge werden nicht für die Finanzierung des Wahlkampfes herangezogen."

Bei den Sozialdemokraten bewirbt sich Christoph Winklmeier um das Mandat. Wie hoch die Wahlkampfkosten bei den Genossen insgesamt sind? "Eine Gesamtsumme kann ich nicht nennen", sagt der SPD-Kandidat aus Gilching. Sein persönlicher Beitrag beschränke sich aber auf Benzinkosten, Verköstigung vor Ort und Kleinigkeiten. Summiert ergäben sich aber einige Kilometer und entsprechende Aufwendungen. Einen konkreten Betrag, den die SPD in den Wahlkampf investiert, könne er ebenfalls nicht nennen. "Das hängt damit zusammen, dass der Wahlkampf zwar im Wesentlichen von den drei Kreisverbänden Landsberg, Starnberg, Fürstenfeldbruck, den Ortsvereinen sowie zum Teil von Bundes- und Landesverband finanziert wird, aber auch die Ortsvereine ihren eigenen Beitrag leisten."

Konkret besorgen die Ortsvereine die Werbegeschenke an den Infoständen und die Plakate für einzelne Veranstaltungen. Winklmeier hat zwar keinen Überblick, wie viel die etwa 20 Ortsvereine dafür ausgegeben haben. "Alles zusammengenommen kann man aber von einem fünfstelligen Betrag ausgehen." Das Geld verwenden die Sozialdemokraten im Wesentlichen für die beiden Winklmeier-Flyer sowie für Plakate, die aktuell aufgestellt sind und die Veranstaltungsplakate der vergangenen Monate. Wichtige Posten seien außerdem Zeitungsanzeigen und die Streichhölzer, die als Werbegeschenke dienen.

Das Ergebnis eines Spendenaufrufs unter allen Mitgliedern bezeichnet Winklmeier als "insgesamt sehr positiv". Unternehmensspenden habe die SPD nicht erhalten, "aber wir haben uns auch nicht gesondert darum bemüht. Mir sind 20 Einzelspenden von Bürgerinnen und Bürgern deutlich lieber als eine große Firmenspende", sagt Winklmeier: "Darüber hinaus haben mir auch bisher unbekannte Bürger Spenden überwiesen."

© SZ vom 09.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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