Andechs:Wissenschaftler ziehen aus

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Das Max-Planck-Institut in Andechs wird geschlossen. 1963 wurde dort in einem Bunker das Schlafverhalten von 400 Testpersonen untersucht. Was nun aus dem Wieninger Schlösschen wird, ist ungewiss.

Blanche Mamer, Andechs

AndechsDie Max-Planck-Gesellschaft (MPI) plant den Verkauf ihres Instituts in Erling. Das sogenannte Wieninger Schlösschen an der Von-der-Tann-Straße ist eine Dependance des Instituts für Ornithologie in Seewiesen und war hauptsächlich Standort für die Verhaltensforschung. Die Max-Planck-Gesellschaft hat es 1959 erworben. Bekannt ist das Erlinger Institut für die Erforschung des Orientierungsvermögens von Vögeln und der biologischen Uhr des Menschen.

In einem alten Schlösschen im Andechser Ortsteil Erling arbeiten emeritierte Professoren und ältere Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Verhaltensforschung. Das Gebäude soll nun verkauft werden, die Forscher müssen umziehen. Foto:Fuchs (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Vor 50 Jahren erregte Professor Jürgen Aschoff mit einer Untersuchung des Schlafverhaltens im Schlafbunker Aufsehen. Mehr als 400 Testpersonen hatten 1963 bis zu sechs Wochen im eigens dafür gebauten unterirdischen Labor verbracht - ohne Uhren, Fenster oder Kontakt zur Außenwelt, nur gesteuert durch ihren eigenen Biorhythmus. Andechs galt damals als das Zentrum der Chronobiologie.

Derzeit gehen nur noch einige emeritierte Professoren und ältere Wissenschaftler hier ihren privaten Forschungen nach oder stehen für die Beratung jüngerer Kollegen und Doktoranden zur Verfügung. Der bekannteste ist Professor Irenäus Eibl-Eibesfeldt, 85, der mit einer Mitarbeiterin in Erling sein Humanethologisches Filmarchiv betreibt. Er war Mitarbeiter von Konrad Lorenz und seit 1975 Leiter der Forschungsstelle für Humanethologie.

"Der Beirat der Gesellschaft hat lange überlegt, ob es eine weitere Verwendung für die Gebäude in Erling gibt", sagte die Referentin der Geschäftsführung, Birgit Egen, am Mittwoch. Doch nachdem die Direktoren des MPI in Seewiesen, Manfred Gahr und Bart Kempenaers, für ihre Forschung moderne Anlagen und Labore brauchen und es diese in Erling nicht gibt, müssen die Gebäude geschlossen werden. Da die Gesellschaft mit öffentlichen Geldern arbeite, dürfe sie so eine Liegenschaft nicht brach liegen lassen. "Die Gesellschaft verdient keinen Cent am Verkauf. Der Erlös fließt zurück an die Bund-Länder-Kommission", so Egen.

Somit ist seit Dezember klar, dass das rund drei Hektar große Hanggrundstück in bester Lage verkauft werden soll . Wobei es bisher nicht offiziell angeboten wird, weder übers Internet noch wurde ein Makler beauftragt. Jedenfalls sollen die etwa zehn Wissenschaftler und Gäste in den kommenden Monaten ihre Büros aufgeben oder nach Seewiesen umziehen. Auch das Filmarchiv soll bis Mitte des Jahres auf den Campus am Ess-See auf der Gemarkung Pöcking verlegt werden.

Die Zukunft des herrschaftlichen Gebäudes, das 1862 von Christian Wieninger erbaut wurde, ist ungewiss. Über einen möglichen Abriss wurde bereits nachgedacht. Es steht zwar nicht auf der Liste der schützenswerten Bauten, doch mittlerweile interessiert sich das Landesamt für Denkmalpflege für das kleine Schloss mit den eckigen Turmanbauten. Ein Termin zur Begehung und Begutachtung sei allerdings erst für Februar geplant, sagte Egen.

Über eine mögliche Verwendung gab es auch bereits Informationsgespräche mit der Andechser Bürgermeisterin Anna Neppel und mit Landrat Karl Roth. "Es ist ein sehr schönes Hangrundstück mit zahlreichen alten Bäumen", sagte Neppel der SZ, aber schwierig wegen der Hügel. Die Max-Planck-Gesellschaft habe sich zunächst informieren wollen, was möglich sei und was Investoren erwarten könnten. So gebe es beispielsweise Überlegungen, Wohnungen für die Wissenschaftler zu bauen.

Das muss nun über eine informelle Bauvoranfrage geklärt werden. Ob eine andere Nutzung des Schlösschens möglich wäre, konnte sie nicht sagen. Bei einem solch dominanten Grundstück müsse auf jeden Fall ein Bebauungsplan erstellt werden, sagte Neppel. Erst gelte es aber, die Einschätzung der Denkmalschützer abzuwarten und die schriftliche Voranfrage. In etwa drei Wochen wisse sie mehr.

© SZ vom 30.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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