Stadt am Rand:Laster statt Schweine

Lesezeit: 2 min

Anstelle eines Schlachthofs entsteht in Aschheim ein Nutzfahrzeug-Zentrum

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Wer in Aschheim die Kombination der Wörter "Klausnerstraße" und "ansiedeln" in den Mund nahm, konnte sich in der jüngeren Vergangenheit sicher sein, dass er rasch sehr aufmerksame, wenn nicht gar kritische Zuhörer hatte. Die besagte Adresse im Aschheimer Gewerbegebiet Südost hatte vor eineinhalb Jahren Bekanntheit weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus erlangt, weil dort eine Investorengruppe einen Schlachthof errichten wollte. Das schmetterten die Aschheimer in einem Bürgerentscheid im Herbst 2016 fulminant ab. Nun ist ein neuer Nutzer für das Grundstück gefunden: Die Firma Daimler will dort ihr Nutzfahrzeug-Zentrum aufbauen. Der Stuttgarter Autobauer plant dem Vernehmen nach, auf der gut elf Hektar großen Fläche ein Reparaturzentrum für Lastwagen aus seiner Nutzfahrzeugsparte zu errichten. Die Gemeinde hat die Voraussetzungen für das Unternehmen auch bereits geschaffen; die Mitglieder des Bauausschusses sprachen sich einstimmig für einen entsprechenden Bebauungsplan für das Gebiet aus.

Die Gespräche mit Daimler dauern schon Monate. Sie hatten sich kompliziert dargestellt, weil mehrere Eigentümer über den künftigen Gewerbegrund an der Klausnerstraße verfügen. Hinzu gekommen ist laut Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU), dass zunächst Vereinbarungen mit der Investorengruppe des Schlachthofprojekts hätten rückabgewickelt werden müssen. Im Frühjahr 2016 war bekannt geworden, dass ein Fleischhändler aus Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit einem britischen Investor einen Schlachthof in Aschheim errichten wollte.

Binnen weniger Tage sammelten Aschheimer Bürger so viele Unterschriften gegen das Projekt, dass sie einen Bürgerentscheid erzwangen. Dieser fiel sehr deutlich aus: Beinahe 90 Prozent der Teilnehmer an der Abstimmung sprachen sich gegen den Schlachthof aus, bei einer Wahlbeteiligung von 71 Prozent.

Gleichwohl stand von Beginn an fest, dass das mehr als elf Hektar große Grundstück nicht brach liegen bleiben soll. Die Gemeinde hat es als Gewerbefläche ausgeschrieben und erhofft sich dort Einnahmen von Unternehmen. Nach langen Verhandlungen scheint mit dem Reparaturzentrum eine Lösung gefunden zu sein. Die genauen Pläne für das Areal werde Daimler in naher Zukunft bekannt geben und auch in einer öffentlichen Sitzung im Gemeinderat vorstellen, hieß es am Freitag. Von dem Autobauer selbst war bisher keine Auskunft zu erhalten.

Eine Frage, die die Aschheimer dabei besonders interessieren dürfte: Ist mit zusätzlichem Verkehrsaufkommen zu rechnen? Zwar liegt das Grundstück an der Klausnerstraße günstig und verfügt mit der Staatsstraße 2082 quasi über einen direkten Anschluss an den Autobahnring A 99. Gleichwohl ist auch die B 471 nicht weit - die wiederum mitten durch den Ort führt. Wegen der verkehrsgünstigen Lage hatten sich auch immer wieder Logistikfirmen für das Grundstück interessiert, deren Ansiedlung hat der Gemeinderat jedoch abgelehnt.

© SZ vom 23.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: