Volleyball-Bundesliga:Impressionen aus der Bezirksliga

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Der TSV Herrsching holt bei der 2:3-Niederlage in Dresden einen Punkt. Beide Teams offenbaren Schwächen, die Gäste produzieren 27 Aufschlagfehler

Von Julian Ignatowitsch, Herrsching

Zwischenzeitlich wähnte sich Max Hauser fernab jeder sportlichen Professionalität. "Irgendwie hatte die Partie das psychische Profil eines Bezirksligaspiels", urteilte der Volleyballtrainer nach der 2:3-Niederlage (22:25, 34:32, 19:25, 25:21, 19:21) seines TSV Herrsching beim VC Dresden. Das ständige Hin und Her, die Fehler und Nachlässigkeiten auf beiden Seiten, aber auch der erbarmungslose Kampf: "Wir sind heute mit einem blauen Auge davon gekommen", sagte Hauser. "Wäre alles normal gelaufen, hätten wir dieses Spiel 0:3 verlieren müssen."

So gesehen war der Trainer mit dem einen Punkt sogar noch zufrieden, den sein Erstligist im Kampf um den Klassenerhalt aus Dresden mitnahm. Herrsching (vier Punkte) behauptete damit den zehnten Platz vor den Sachsen (zwei Punkte) und dem VCO Berlin, der mit null Punkten nach wie vor ganz am Ende der Tabelle steht. Letztlich geht es für die Oberbayern nach dem Aufstieg nur darum, am Ende der Saison ein Team hinter sich zu lassen. Dass dafür in den nächsten Spielen unbedingt eine Leistungssteigerung notwendig ist, sprach Hauser dennoch deutlich an. "Wir sind nie wirklich ins Spiel gekommen aufgrund zu vieler individueller Schwächen. In den nächsten Wochen wird der Ton im Training deutlicher werden."

Zeigte sich der TSV bei der Annahme stark verbessert, hatte die Mannschaft diesmal beim Service und im Angriff so ihre Probleme. Insbesondere 27 Aufschlagfehler machten auf dem Papier einen wesentlichen Unterschied aus. "Für alles, was nicht gut war, gibt es die Trainingseinheiten. Es ist meine Aufgabe, dass das besser wird", stellte sich Hauser seiner Verantwortung. Bei aller Kritik musste er seinen Spielern aber auch zugestehen, "dass sie Kämpferherz bewiesen haben". Mehrmals kamen die Herrschinger trotz der spielerischen Defizite zurück. Gerade der Gewinn des zweiten Satzes, der ganze 41 Minuten dauerte, war mehr eine Frage des Willens als der sportlichen Qualität. "Durch Schreien und Kämpfen konnten wir was ausrichten", fasste Hauser zusammen.

Wie man Spiele auf diese Weise gewinnt, wissen die Herrschinger nur zu gut. Vor fünf Jahren haben sie noch in der Bayernliga gespielt, bevor sie mit vier Aufstiegen in Serie bis in die Bundesliga durchmarschierten. Und beinahe wären sie auch diesmal noch als Sieger vom Platz gegangen. Nach einem guten vierten Satz, in dem die Einwechslungen von Benedikt Doranth und Florian Malescha dem Team mehr Stabilität verliehen, hatte Herrsching im Tiebreak beim Stand von 14:13 und 15:14 sogar zwei Matchbälle. Nach fast drei Stunden hartem Kampf nutzte dann aber doch Dresden die fünfte Gelegenheit zum Sieg.

Für Herrsching war der Marathon anschließend noch nicht zu Ende. Erst gegen neun Uhr ging es aus der Halle in Dresden in den Bus - sechs Stunden Heimfahrt, bereits am Dienstag geht es im Pokal gegen Meister Berlin Recycling Volleys weiter. Hauser sieht das in erster Linie als "eine Möglichkeit, das Team noch besser einzuspielen". Gegen den aktuell Tabellendritten, der erst ein Ligaspiel verloren hat, ist seine Mannschaft krasser Außenseiter. Anders ist das dann am kommenden Wochenende, wenn gleich das nächste richtungsweisende Kellerduell beim zweiten Berliner Team, dem VCO, ansteht. Dann muss Herrsching zeigen, dass es mehr kann als kämpfen. "Besser schlecht spielen und einen Punkt holen, als gut spielen und keinen", war Hausers lapidares Fazit am Samstagabend. Sollte in einer Woche beides gelingen, drei Punkte und ein konstant gutes Niveau, hätte er vermutlich auch nichts dagegen.

© SZ vom 10.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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