Unterhaching:Spaß mit Regenwürmern

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Antreiber und Vorbereiter Maximilian Nicu (re.) ist doppelt so alt wie mancher Mitspieler. (Foto: Claus Schunk)

Dank erfahrenen Akteuren wie Maximilian Nicu und dem Tor des aus dem Urlaub zurückgekehrten Markus Einsiedler bezwingt Unterhaching die Gäste aus Amberg

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Der Pokalheld Markus Einsiedler hatte im Urlaub eine Zahnfüllung verloren, er hatte auf etwas Hartes gebissen, erzählte er am Samstag nach dem Spiel. Und auch, wenn die SpVgg Unterhaching in seiner Abwesenheit recht erfolgreich gewesen ist, so darf man sagen, dass seine Abwesenheit im Angriff eine kleine Lücke hinterlassen hatte. Denn den jungen Stürmern des Regionalligisten fehlte bisweilen die Ruhe vor dem Tor, die der 26-jährige Rucksackreisende mitbringt. Das wurde in seinem ersten Einsatz nach dem Urlaub gleich wieder deutlich: Nachdem Einsiedler die SpVgg vor einem Monat mit zwei Treffern gegen den Bundesligisten FC Ingolstadt in die nächste DFB-Pokalrunde geschossen hatte, erzielte er auch diesmal, gegen den Aufsteiger FC Amberg, ein wichtiges Tor: den 1:0-Siegtreffer in der Nachspielzeit, als schon niemand mehr mit drei Punkten rechnete.

"So ist es halt emotionaler", gab Einsiedler ziemlich rational zu Protokoll, sein Treffer in der 92. Minute sei ja eigentlich nur "eine Frage der Zeit" gewesen. Mit der für die Zuschauer recht langweiligen ersten Hälfte hatten die Hachinger eine zermürbende Taktik verfolgt: Sie wollten die Amberger müde laufen - freilich ohne zu wissen, ob diese Taktik aufgeht. "Ich bin froh, dass es noch geklappt hat. Was der Gegner defensiv gezeigt hat: Hut ab", sagte Hachings Trainer Claus Schromm über die Laufbereitschaft der Oberpfälzer. Die eigene Abwehr kam nur selten in Bedrängnis, und das, obwohl Torwart Stefan Marinovic mit der neuseeländischen Nationalmannschaft unterwegs ist und Kapitän Jonas Hummels wegen erneuter Kniebeschwerden einige Wochen fehlen wird.

Nach der Pause näherten sich die Gastgeber mit zunehmender Spieldauer dem gegnerischen Tor immer mehr an. Antreiber waren dabei meist die älteren Akteure wie Max Dombrowka, Ulrich Taffertshofer und vor allem der Ex-Profi Maximilian Nicu, der sein erstes Spiel nach elfeinhalb Jahren für Unterhaching machte. Der 32-Jährige spielte auf keiner festen Position im Mittelfeld, er agierte situationsbedingt zumeist dort, wo er am meisten gebraucht wurde. Langfristig sieht Trainer Schromm Nicus wichtigste Aufgabe allerdings im Zentrum. Auch Nicu gesellte sich erst einmal zu jenen Spielern mit schlechter Chancenauswertung, einem der größten Probleme in der noch jungen Saison - und auch in der Schlussphase gegen Amberg. Doch dann landete in der 92. Spielminute seine perfekt vom Fünfmeterraum weggezogene Ecke in genau der richtigen Höhe auf dem Kopf des 1,89-Meter-Stürmers Einsiedler. Die Erfahrung der neuen Spieler hatte Unterhaching den Sieg beschert, die Mannschaft steht nach einem schlechten Start und einem bescheidenen Torverhältnis von 6:7 nun schon auf Rang neun.

Auffällig war aber auch, dass die jüngeren Spieler immer selbstbewusster auftreten. Ihre Körpersprache verrät, dass sie sich mehr zutrauen. Schromm führt das gar nicht auf die Achse an erfahrenen Spielern zurück, auch nicht auf den Pokalerfolg. "Es liegt am Training. An der Zeit, die wir intensiv zusammenarbeiten", glaubt der Trainer. Nicu, fast doppelt so alt wie einige der Talente im Kader, sieht das ähnlich: "Wir sind noch in der Findungsphase. Aber dass die Spieler Qualität haben, das habe ich schon vorher gewusst." Es sei nur oft auch noch recht witzig mit den Jungs: "Wenn die zum Beispiel einen Regenwurm sehen, dann lachen die noch", wundert sich Nicu. Er selbst stehe aber auch bereit, wenn irgendwann einmal ein "Arschtritt" nötig sei. Momentan genügt ein Eckball zur richtigen Zeit.

© SZ vom 07.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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