SZ-Talentiade:Vertrauen in die Familie

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Akrobatik auf hohem Niveau: Das Ingelsberger Juniorteam trainiert bis zu fünf Mal pro Woche. (Foto: Claudia Ostermaier/oh)

Beim Voltigieren ist Teamwork ein entscheidender Faktor, beim VV Ingelsberg klappt das besonders gut - deshalb ist das Juniorteam so erfolgreich.

Von Sara Kreuter, Vaterstetten

Eine Drehung, ein neuer akrobatischer Trick - und Gregor Klehe purzelt vom Bock, wieder einmal. Böcke, das sind die Pferde aus Holz, auf denen Voltigierer üben, bis sie die Technik perfekt beherrschen. Voltigierer wie der 16-jährige Gregor, dem nichts zu wild ist in diesem Sport, den er liebt. Und für den er alles gibt, wie für sein Team, das zurzeit so erfolgreich ist: die Juniormannschaft des Voltigiervereins Ingelsberg (VVI).

Die acht Jugendlichen heimsten in den vergangenen Jahren eine Trophäe nach der anderen ein: die skeptische Julia Sperl, die ausdauernde Louisa Hölzl, außerdem der Mann im Team, Gregor Klehe, dazu die starke Lisa Ostermaier, die ehemalige Turnerin Caro Wenzel sowie Carlotta Wolf, Elena Thauer und Noelle Dogan, die klein gewachsenen sogenannten Obermänner - gemeinsam bilden sie das Juniorteam des VVI. Auf dem Rücken der Pferde vollführen sie tollkühne Kunststücke. "Einfach trauen und machen" sei die Devise, sagt die 16-jährige Lisa. "Blaue Flecken gehören dazu, die nimmt man in Kauf", ergänzt Gregor.

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Der kommt gerade aus Südafrika zurück, wo er einen Einzelwettkampf gewann - auf einem fremden Pferd. Darauf ist er besonders stolz. Zwar üben die Voltigierer ihre Kunststücke monatelang auf dem Boden, auf den Böcken und zuletzt auf Movie, dem beweglichen, elektrischen Holzpferd des Vereins, bevor sie die Choreografie auf dem Pferderücken ausprobieren. Dennoch trage die Vertrautheit mit und die Sicherheit auf dem Tier oftmals entscheidend zum Gelingen der Übungen bei, erklärt Lisa Ostermaier. "Beim Voltigieren braucht man Mut und Vertrauen", letzteres vor allem in die eigenen Teamkollegen. "Die Kür kann nur gelingen, wenn die Harmonie im Team stimmt", betont auch die Weltmeisterin und Co-Trainerin des Juniorteams, Regina Burgmayr.

Das kann besonders die zwölfjährige Noelle bestätigen. Als Leichtgewicht und Obermann der Gruppe absolviert sie ihre Kunststücke bis zu fünf Meter über dem Boden. Unter ihr müssen Pferd, Untermann und Steher perfekt kooperieren - sonst fällt sie tief. Früher hat Noelle gequietscht vor Aufregung, wenn sie etwas Neues ausprobierten - und dadurch die Pferde scheu gemacht. Mittlerweile vertraut sie ihren Teammitgliedern, die längst mehr sind als Kollegen. "Mit der Zeit sind wir alle Freunde geworden", sagt die 16-jährige Louisa Hölzl. Mehr noch: "Das Team wird zur zweiten Familie."

Bevor Noelle Dogan als Siebenjährige mit dem Voltigieren anfing, besuchte sie jeweils zwei Jahre lang Turn- und Ballettunterricht - perfekte Voraussetzungen, denn beim Voltigieren sind nicht nur Ausdauer, sondern auch Athletik und Ausdruck gefragt. "Voltigierer sind Rundum-Sportler", erklärt Regina Burgmayr. Genau diese Vielseitigkeit mache den besonderen Reiz der Sportart aus und erfordere hartes Training. Drei bis fünf Einheiten absolvieren die Jugendlichen pro Woche. Dabei stehen je nach Saison Kraft, Konzentration und Flexibilität oder Bewegungsabläufe und die Choreografie im Fokus.

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Zurzeit arbeitet das Juniorteam am letzten Feinschliff, denn die Voltigierer stecken mitten in der Turniersaison. Anfang Juli veranstaltet der Voltigierverein Ingelsberg die oberbayrischen Meisterschaften auf dem eigenen Hof. Davor startet das Juniorteam noch bei den deutschen Jugendmeisterschaften. Bei diesem Turnier sind Druck und Erwartungen besonders hoch, denn der Gewinner qualifiziert sich für die Juniorenweltmeisterschaften in Holland, die 2015 erstmals stattfinden. "Wir sind nervös, aber zuversichtlich", berichtet Lisa. Bei der deutschen Meisterschaft startet das Team als Titelverteidiger.

"Die Gruppe hat gerade einen super Lauf", lobt Jutta Wolf, die Pressebeauftragte des Vereins. Das intensive Training hat sich ausgezahlt, national und international haben die Jugendlichen zurzeit die Nase vorne. Mit ihren Erfolgen treten die Junioren damit in die Tradition des Seniorenteams, das als mehrfacher deutscher Meister, Welt- und Europameister große Siege für sich verbuchen kann. Auch Einzelvoltigierer aus dem Verein sind international erfolgreich. Über ihren Erfolg bei der SZ-Talentiade und das damit verbundene Preisgeld freuen sich die Junior-Voltigierer sehr: "Das motiviert gerade jetzt, in der Hauptsaison", sagt Noelle Dogan. Weil in diesem Jahr eines ihrer Tiere eingeschläfert werden musste, sparen die Ingelsberger für ein neues Pferd. Schließlich will der Verein auch in Zukunft an seine Erfolgsserie anknüpfen. Oder um es mit den Worten der Trainerin auszudrücken: "Mehr geht immer."

© SZ vom 20.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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