SpVgg Unterhaching:Von Geburt an Teamplayer

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Drilling Josef Welzmüller musste sich schon den Mutterleib mit den Brüdern teilen. Seine lange Verletzungspause verbrachte der SpVgg-Kapitän nah am Team.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Leicht sei es nicht immer gewesen, sagt Josef Welzmüller. Ganz im Gegenteil sogar: "Es war eine extrem harte Zeit", bekennt der Kapitän der SpVgg Unterhaching und meint damit weniger die anstrengende Rehabilitation nach Leistenbruch und Schambeinentzündung. Vielmehr sei es ihm sehr schwer gefallen, länger als ein halbes Jahr untätig dabei zusehen zu müssen, wie seine Kollegen um die Rückkehr in die dritthöchste Spielklasse kämpften. "Ich habe einen anderen Weg gesucht, um die Jungs zu unterstützen", sagt der 27 Jahre alte Abwehrspieler. "Deshalb war ich praktisch jeden Tag da, bin jedes Auswärtsspiel mitgefahren, habe jedes Training besucht und so versucht, ihnen alles mitzugeben, was geht."

Für Chefcoach Claus Schromm ist Welzmüllers Identifikation mit dem Verein mehr als nur bemerkenswert: "Normalerweise heißt es bei einem Spieler, der so lange fehlt, irgendwann: 'Ach ja, dich gibt's ja auch noch'", sagt der Trainer. Doch die ständige Anwesenheit des Rekonvaleszenten habe seiner Mannschaft Sicherheit gegeben: "Wenn der Kapitän nicht an Bord ist, kann das für ein Team schwierig werden." Insofern sei es ideal gewesen, dass sich die Leitfigur derart eingebracht habe.

Welzmüller, dessen Familie in Inning am Ammersee lebt, ist zum Teamplayer quasi geboren: Er kam als Drilling auf die Welt, seine Brüder Lukas und Maximilian sind ebenfalls Fußballer. Während Lukas als Torwart beim Landesligisten SV Mehring bisher die große Karriere vorenthalten blieb, spielte Maximilian schon zwei Jahre lang für Haching in der 3. Liga, ehe er 2014 nach Aalen ging, wo er bis heute Stammspieler ist und fast 80 Drittligaspiele absolviert hat. Josef kam vom damaligen Regionalligisten Heimstetten zur SpVgg, als sein Bruder gerade abwanderte. "Wenn es darum ging, wer von uns Profi wird, habe ich ehrlich gesagt immer nur an Maxi gedacht", sagte Josef in einem Interview vor einem guten halben Jahr. "Er war früher mit Abstand der Beste von uns."

Mittlerweile hat "Seppi", wie er von allen genannt wird, nachgezogen, auch wenn er während des Aufstiegskampfes nur die Rolle des Motivators, Aufwärmtrainers und Maskottchens ausfüllen konnte. Nachdem er wegen der Leistenblessur von September 2016 bis ins Frühjahr 2017 hinein hatte pausieren müssen und im Endspurt der Regionalligasaison nur sporadisch eingesetzt wurde, ist er gerade dabei, auch konditionell wieder zu den Kameraden aufzuschließen. "In der 3. Liga über 90 Minuten zu gehen, zehrt an den Kräften. Aber mit dem Trainerstab ist es so abgesprochen, dass ich mir am besten über die Spielpraxis Kondition hole", sagt Welzmüller. "So bin ich zwar nicht gleich bei hundert Prozent, aber ich kann über die Zeit reinwachsen." Das muss er derzeit auch, schließlich fällt Max Nicu ebenfalls wegen einer Schambeinverletzung auf unbestimmte Zeit aus. Da gibt es zu Welzmüller - etwa beim Auswärtsspiel diesen Samstag beim Halleschen FC (14 Uhr) - keine Alternative in der Innenverteidigung.

Man muss sich in der dritten Liga erst akklimatisieren: "Die Stürmer haben mehr Wucht"

Schromm sieht es gelassen: "Er ist noch nicht da, wo er war, das sieht man zum Beispiel an den Sprintduellen, die für ihn normalerweise ein Klassiker sind." Derzeit ziehe er da noch dann und wann den Kürzeren, was aber nicht nur an der fehlenden Endschnelligkeit des Verteidigers, sondern auch an den höheren Anforderungen der Spielklasse liege, wie Welzmüller erläutert: "Die Stürmer sind noch dynamischer und schneller als in der Regionalliga, aber auch Kopfbälle haben eine andere Wucht, die Spieler eine viel bessere Sprungkraft. Da muss man sich erst akklimatisieren." Zuletzt im DFB-Pokal gegen Heidenheim (0:4) konnte man beobachten, dass dies noch mehr für die 2. Liga gilt.

Vorerst gehe es nun darum, sich möglichst schnell an die Anforderungen in der dritthöchsten Spielklasse zu gewöhnen, sagt der 27-Jährige: "Wir müssen 90 Minuten lang wach sein, ständig absichern und alles in die Waagschale werfen, sonst haben wir keine Chance." Dabei dürfte hilfreich sein, dass das Team so intakt ist, wie es der Kapitän stets betont: "Der Teamgeist bei uns ist mit keinem anderen Klub zu vergleichen. Egal, wer den Ball verliert, die anderen reißen sich den Hintern auf, als wären sie es gewesen." Und das sei eben der Grund, warum es ihm so wichtig war, während der Reha den Kontakt nicht zu verlieren: "Es ist wie in einer Familie. Wenn einer nicht da ist, fehlt etwas." Drilling Seppi Welzmüller muss es ja wissen.

© SZ vom 19.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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